Archive for the ‘öffentlich-rechtlicher Rundfunk’ Category

Deutschlandradio Kultur über den ARD Markencheck


04 Feb

Heute im Deutschlandradio Kultur in der Sendung „Ortszeit“ gab es ein interessantes Interview zum ARD Markencheck, dessen vorerst letzte Folge sich heute Abend (20:15 Uhr) mit der Fa. Apple beschäftigen wird:

Interview Dradio Kultur 4_2_13

Wetten, dass …: Crossmarketing zwischen Spiegel und New York Times


01 Feb

„Ungelenk agierender Moderator“: Markus Lanz (Foto: Wikimedia)

Nun nimmt sich also sogar die ehrwürdige New York Times der ZDF-Fernsehshow „Wetten, dass …“ an. Nicholas Kulish, der Berlin-Korrespondent der bedeutendsten Tageszeitung der Welt, fragt in einem längeren Artikel im Onlineangebot der NYT, was die Show über das deutsche Fernsehen im speziellen und über die Kultur in Deutschland im allgemeinen aussagt. Die altmodische Anmutung, alberne Spiele und ein Moderator, der eher wie ein guterzogener Schuljunge daher kommt: Altbekannte Kritiken, die letztlich nur konstatieren lassen, dass es auch im Westen nichts Neues über das in die Jahre gekommene Schlachtschiff deutscher Fernsehunterhaltung zu sagen gibt.

Interessanter ist da schon, wie Spiegel Online über diesen Artikel berichtet. Der Spiegel und die New York Times betreiben hier nämlich eine eigenartige Spielform des Cross Marketing. Im Spiegel ist zu lesen:

Kulish sieht die Diskussion über die Show als Teil einer größeren Problemlage: Warum hat Deutschland, trotz großer literarischer und filmischer Traditionen, den Anschluß an anspruchsvolle, komplexe Fernsehformate nicht geschafft?

Sieht man sich die entsprechende Textstelle im englischen Original an, ist man doch perplex. Denn die etwas grobschlächtige Analyse deutscher Fernsehkultur stammt gar nicht von Nicholas Kulish, sondern ist wiederum nur ein Spiegel-Zitat:

Der Spiegel asked in its latest issue, “Why are Germans the only ones sleeping through the future of TV?” The magazine called German programs “fainthearted, harmless, placebo television.”

Eine merkwürdige Art des Zirkel-Zitats: Der Spiegel zitiert eine Phrase der New York Times als originär amerikanische Sicht aufs deutsche Fernsehen, die in Wahrheit vom Spiegel selbst stammt. Was bleibt unterm Strich als Fazit: Die New York Times findet das deutsche Fernsehen offenbar nicht wichtig, den Spiegel hingegen schon.

 

ZDF: Ostpreußen in der Ostsee versenkt


18 Jan

Ostpreußen — ein Zankapfel der europäischen Geschichte. Der „Korridor“, der nach dem 1. Weltkrieg Ostpreußen vom Rest des Deutschen Reichs abtrennte, war einer der Anlässe für das Ausbrechen des 2. Weltkriegs. Nach dem Krieg wurde Ostpreußen darum auch von den Siegermächten zur einen Hälfte Polen und zur anderen Rußland zugeschlagen. Letztgenannte ist heute wiederum eine Exklave, ist von Polen, Litauen und der Ostsee umringt, vom heimischen Kremlreich aber getrennt. Und genau dieser russische Teil des ehemaligen Ostpreußen ist von der Landkarte verschwunden — jedenfalls im neu gestalteten Studio der ZDF-Nachrichtensendung „heute“. Dort wo eigentlich die Oblast Kaliningrad mit ihren rund 946.000 Bewohnern sein sollte, ist nur die tiefe Bläue des Meers zu sehen. Aufgefallen ist dies offenbar erst Anfang Januar einem polnischen Radiosender. Und das, obwohl das Redesign des ZDF-„heute“-Studios schon seit dem 29.September 2012 zu sehen ist. Ein Vergleich mit der Ostseekarte von Wikipedia macht den Schnitzer besonders deutlich:

Es handle sich „um eine nach grafischen Gesichtspunkten gestaltete Karte, die an verschiedenen Punkten verallgemeinert ist und dabei politische Einteilungen (bewusst) außer Acht lässt“, teilt das ZDF auf Anfrage mit. Allerdings geht es hier gar nicht um „politische Einteilungen“, sondern schlicht um Geographie. Und die sollte jeder Kartograph beherzigen. Schon fragen Stimmen in Polen,

haben wir es mit einem neuen Kapitel politisch korrekter Bewusstseinsausblendung der einstigen deutschen Ostprovinzen zu tun?

Andererseits sollen viele Menschen in Polen sich schon über den neu hinzugewonnen Sandstrand an der Ostsee freuen. Die Neugestaltung des ZDF-Nachrichtenstudios hat übrigens 30 Mio. Euro gekostet.

Presse: Davon geht die Welt nicht unter. Oder doch?


28 Nov

Foto: Gerd Altmann/Pixelio

Untergänge scheinen die Spezialität von Medienunternehmen zu sein, wenn man die Medienseiten der großen Zeitungen dieser Tage verfolgt. Das Internetportal Yahoo hat aus der Not eine Tugend gemacht und den Weltuntergang geradewegs ins Portfolio genommen. Unter der Rubrik „Yahoo! Services“ ist zu finden:

Weltuntergang als neuer Internetdienst? Sintflut als Netz-Gadget? World Wide Crash? Nichts von alledem: Folgt man der Verzweigung, dann findet man eine Linkliste zum Thema des angeblich vom Volk der Maya für das Jahr 2012 prognostizierten „Weltuntergangs“. Dieser Liste sind noch weitere interessante mediale Krisenphänomene zu entnehmen. Zum Beispiel, dass das ZDF für den 21.Dezember eine „Live-Sendung“ zum Weltuntergang plant:

Mit einem „einen augenzwinkernden Blick in alle Welt“ (es müsste wohl heißen: in alle Welt-Untergänge) will das Zweite Deutsche Fernsehen dem Krisenphänomen journalistisch begegnen.

Wenn von Krise und Journalismus die Rede ist, dann kommt man dieser Tage ja schnell auf die Einstellung der Frankfurter Rundschau und der Financial Times Deutschland. Einen guten Überblick über die aktuelle medienjournalistische Debatte gibt onlinejournalismus.de mit Links auf Beiträge von Gutjahr, Lobo, taz, Vocer und vielen anderen berufenen Stimmen.

 

 

Deutsches Fernsehen und Hollywood-Stars


20 Nov

Sylvester Stallone, Foto: WikiCommons

Deutsches Fernsehen und Hollywood-Stars: Schon wenn man die beiden Ausdrücke nebeneinander schreibt oder liest, stutzt man. Irgendwie stoßen hier Pole aufeinander, die sich abstoßen. In letzter Zeit wird diese Abstoßung auch explizit. Hollywoodstars nutzen deutsche Fernsehsendungen zwar gerne zum Selbstmarketing für ihre neuesten popkulturellen Hervorbringungen, aber programmlich finden sie das deutsche Fernsehangebot offenbar eher zum Weglaufen. Wie sonst ist die Diskrepanz in den Äußerungen über den Auftritt des Hollywood-Schauspielers Sylvester Stallone in der Talkshow von Reinhold Beckmann zu verstehen?

„Sylvester ist ein großartiger Gast und wunderbarerweise ganz anders als in seinen ‚Rambo‘-Filmen. Als Gesprächspartner besitzt er nämlich ausgesprochen viel Sinn für Ironie,“ heißt es. „Er darf gerne wiederkommen.“

Stallone hat sich nämlich ganz anders geäußert:

„Es war Horror! Die schlimmste halbe Stunde meines Lebens“, zitiert die Hamburger Morgenpost Stallone. Und der geht noch weiter: „Schaut ihr Euch so was freiwillig an?“

Der Rocky-Darsteller ist nicht der erste, dem die Programmqualität des deutschen Fernsehens nicht behagt. Erst kürzlich hat hatte sich Hollywood-Schauspieler Tom Hanks über seinen Auftritt in der ZDF-Sendung „Wetten, dass“ despektierlich geäußert:

„I wanna tell you: In the United States if you are on a tv show that goes for four hours everybody responsible for the show is fired the next day.“
(Wenn Sie in den USA eine TV-Show veranstalten, die über vier Stunden dauert, würde der Verantwortliche am nächsten Tag gefeuert)

Auch wenn die Hanks-Äußerung nur halb so kritisch gemeint war, wie sie anschließend in der deutschen Presse nach dem Stille Post-Prinzip weiterverbreitet wurde, ist doch eine gewisse Irritation über deutsches TV-Gebahren bei US-Entertainment-Profis spürbar.

 

ZDF: „Einmal an die Moppel und zweimal an den Arsch“


16 Okt

Die Qualitätsjournalisten des ZDF (Foto: ZDF)

Als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt wird das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) für exemplarisch gehalten, was die Anforderungen des Qualitätsjournalismus angeht: Kritische Fragen, intelligente Dialoge, Aufklärungsarbeit at its best — das ist es, was man von einem gebührenfinanzierten öffentlichen Sender erwarten darf. Spiegel Online hat nun dankenswerterweise dokumentiert, wie Dialoge im Zweiten Deutschen Fernsehen, hier im Spartenkanal ZDF neo, sich anhören. Das männliche Moderatorenpaar der Sendung „NeoParadise“ ist unterwegs auf der Internationalen Funkausstellung, aber nicht etwa, um die Innovationen der Medientechnik darzustellen, sondern um sich gegenseitig „Mutproben“ zu stellen. Und das klingt dann so:

Heufer-Umlauf: „Verwickel sie in ein Gespräch, fass sie einmal an die Moppel und zweimal an den Arsch.“
Winterscheidt (sich wegdrehend): „Nein, nein!“
Heufer-Umlauf: „Viel Spaß!“
Winterscheidt: „Das kann ich nicht, wirklich nicht, das geht nicht.“
(Dramatische Musik)
Heufer-Umlauf: „Wie, da ist sie doch…“
Winterscheidt: „Ja, aber…“
Heufer-Umlauf: „Nenenenene, komm. Kannst ja auch sagen: Nein. Dann hast du halt verloren.“
Winterscheidt (entschieden): „Ich mach das jetzt ganz kurz und schmerzlos, ich habe keinen Bock auf große Gespräche.“
Heufer-Umlauf: „Ja, dann hau rein, du. Wenn du nicht auf Vorspiel stehst, mir egal.“
Winterscheidt (nähert sich der Hostess): „Hallo! Das wird jetzt so wahnsinnig unangenehm für beide von uns, ne? Aber es hilft nichts.“
Heufer-Umlauf: „Der Grabscher, ne?“
Winterscheidt: „Hast du diese Sendung gesehen, wo ich in Mexiko gekämpft habe?“
Hostess: „Nee, leider nicht.“
Winterscheidt: „Das war total blöd, weil ich musste da mit ’ner Lucha Libre kämpfen, aber ich musste nicht nur mit ihr kämpfen, sondern ich musste auch noch so und so machen.“
(Bei „So“ und „So“ berührt Winterscheidt die Hostess, dazu werden Hup-Geräusche eingespielt. Dann wird die Szene in Zeitlupe wiederholt.)
Winterscheidt: „Tschüs, tut mir wahnsinnig leid.“
(Winterscheidt verlässt die Szenerie, die Hostess lächelt leicht peinlich berührt.)
Heufer-Umlauf: „Ekelhaft! Der sympathische Biertrinker Winterscheidt!“
Winterscheidt: „Du bist so ein blödes Arschloch, echt!“

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als Infotainment-Element einer öffentlich-rechtlichen Fernsehsendung? Der Dialog ist noch nicht vorbei. Am Ende der Sequenz macht sich das Moderatorenduo noch lustig über das Opfer dieses „Scherzes“ und damit, wie Spiegel Online impliziert, „über alle Opfer von Übergriffen“:

„Der war das auch so unangenehm, die stand da wirklich und hat sich so richtig entwürdigt gefühlt. Die fährt jetzt gleich nach Hause und dann wird sie schön heulen unter der Dusche. Die steht jetzt sechs Stunden lang unter der Dusche.“

Zum Heulen könnte man allerdings nennen, wie sich das ZDF hier präsentiert. Es kommt einem beinahe schal vor, hier mit Vokabeln wie Kulturverlust, Werteverfall oder Anstandsverlust zu argumentieren. Aber drunter geht es irgendwie auch nicht. Aber noch katastrophaler als dieser jedes Herrenwitzniveau spielend unterschreitende Dialog sind die Redaktionen der Moderatoren und ihres Arbeitgebers. Moderator Klaas Heufer-Umlauf entschuldigt sich lapidar via Twitter. Und die Pressestelle des ZDF veröffentlicht eine an mangelnder Einsichtsfähigkeit kaum zu unterbietende Stellungnahme:

„Die Messehostess wurde von Herrn Winterscheidt nicht angefasst. Die Szene wurde mit ihrem Einverständnis gesendet“.

Wer so argumentiert, hat nun wirklich gar nichts verstanden. Wie schrieb Karl Kraus: „Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken“.

 

Außerirdische Intelligenz auf WDR 5


12 Okt

Bild: Gerd Altmann/pixelio.de

Folgende Meldung aus dem Ressort Wissenschaft war heute morgen im Rundfunksender WDR 5 zu höre (wörtlich transkribiert):

Amerikanische Forscher haben einen erdnahen Planeten entdeckt, der vermutlich zu einem Drittel aus Düamant (sic!) besteht. Wie die Wissenschaftler der Universität Yale berichten, ist der Planet etwa doppelt so groß wie die Erde und rund 40 Lichtjahre entfernt. Seine chemische Zusammensetzung ist offenbar reich an Kohlenstoff, die Basis von Diamant. Die Oberfläche des Planeten ist wahrscheinlich mit Graphit und Diamant bedeckt und nicht mit Wasser und Granit.

An dieser Meldung ist so wenig richtig, dass man sie nicht mal mehr falsch nennen kann. Nähe ist natürlich ein relativer Begriff, aber einen Himmelskörper in 40 Lichtjahren Entfernung „erdnah“ zu nennen, ist dann doch verwegen. 40 Lichtjahre bedeutet, wenn man sich konstant mit 300.000 Meter in der Sekunde bewegt, würde man 40 Jahre benötigen, um dorthin zu gelangen. Umgerechnet auf die auf deutschen Autobahnen geltende Richtgeschwindigkeit von 130 km/h bräuchten wir demnach 332.308 Jahre, um mit dem PKW mal eben zu diesem „erdnahen“ Planeten zu düsen. Da ist die unterstellte Nähe von Plausibilität weit entfernt.

Auch die Angabe etwa „doppelt so groß“ ist in all ihrer Vagheit doch eher falsch als richtig. Der Planet 55 Cancri e (im Sternzeichen Krebs) hat zwar ungefähr den doppelten Radius, ist aber achtmal so schwer. Man könnte also mit ebenso gutem Recht 55 Cancri e als achtmal so groß wie die Erde bezeichnen.

Dass ein Reichtum an Kohlenstoff ein Hinweis auf Diamanten sei, ist wiederum weltraumabenteuerlich. Denn Kohlenstoffverbindungen sind die Basis von fast allem, vor allem von jeder organischen Materie, sprich: Leben. Ebensogut könnte man darum vom Vorhandensein von Kohlenstoff auf dem Exoplaneten auf die Anwesenheit von Erdmännchen schließen.

Dass Planet 55 Cancri e nicht mit Wasser bedeckt ist (wie vermutlich fast kein einziger Planet in den Weiten des Universums) ist auch nicht weiter verwunderlich: An seiner Oberfläche herrschen mehr als 2100 Grad Celsius.

Die Welle WDR 5 versteht sich innerhalb des Senderverbunds des Westdeutschen Rundfunks als besonders der Kultur verpflichtet. Und auch hier ist ihr ein echtes Kunststück geglückt: Eine Nachricht, die in jedem Satz mindestens einen Fehler enthält. Wirklich eine außerirdische Leistung! Das nennt man dann wohl Kulturabbau.

Chauvinismus nach Maßgabe deutscher Sportjournalisten


08 Aug

Dass der Sport einer der letzten Bereiche ist, in denen nationale Gefühle überhaupt noch eine nennenswerte Rolle spielen, ist ausgemacht. Aber selbst in diesem sportlich-nationalen Überschwang schafft es der deutsche Sportjournalismus und namentlich die für die Fernsehberichterstattung zuständige ARD, ihre eigenen Ansprüche an Objektivität nationalistisch zu untergraben und sich den Vorwurf chauvinistischer Einseitigkeit einzuheimsen. In der gestrigen 20:00 Uhr-Ausgabe der Tagesschau schaffte es Sprecherin Judith Rakers,  in ihrem kompletten Text ausschließlich deutsche Sportler zu erwähnen, ohne auch nur einen anderen Olympioniken zu nennen — selbst wenn es sich um die eigentlichen Goldmedaillen-Gewinner handelte. Und auf der ARD-Olympia-Website ist kein einziges Miniaturbild, dass nicht einen Sportler mit dem Bundesadler auf dem Trikot zeigt.

Der deutsche Gewichtheber, der unter der eigenen Hantel zusammenbricht, könnte dabei Symbol für die traurige Figur sein, die die deutsche Fernsehberichterstattung bei Olympia 2012 macht. Ein kritischer Beitrag der Tageszeitung Die Welt moniert, dass ARD und ZDF regelmäßig wichtige sportliche Entscheidungen verschlafen oder Berichte als live etikettieren und kommentieren, deren Entscheidungen in Wahrheit längst gefallen sind.

Dass es Lesern und Fernsehzuschauern in anderen Ländern auch nicht besser geht, beleuchtet ein Artikel der Frankfurter Rundschau. Da wird beispielsweise über die Olympia-Berichterstattung in den USA bemerkt:

Wie in den besten Zeiten des Kalten Krieges hat man als Zuschauer den Eindruck, dass in London nicht nur Athleten, sondern Systeme gegeneinander antreten.

Aber dass es woanders nicht besser ist, muss ja nicht heißen, dass es hierzulande noch schlimmer sein muss.

ZDF: Alle sehen das Hakenkreuz, nur „Aspekte“ nicht


23 Jul

Der russische Opernsänger Evgeny Nikitin darf wegen eines Fernsehbeitrags im ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“ nicht den „fliegenden Holländer“ bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen singen. In dem Film waren Archivbilder zu sehen, die ihn mit nacktem Oberkörper als Schlagzeuger einer russischen Punkband zeigen. Die rechte Brust bedeckt dabei ein gigantisches, mit Ornamenten versehenes Hakenkreuz.

Foto: Screenshot

Ein gigantisches Hakenkreuz? So groß war es wohl nicht, denn die Aspekte-Reporter vom ZDF haben es offenbar nicht als solches wahrgenommen. So wird in dem folgenden Interviewausschnitt Sänger Nikitin zwar auf seine Tatoos allgemein angesprochen, nicht aber aufs Hakenkreuz.

Das tätowierte Hakenkreuz hat Nikitin mittlerweile längst mit einem anderen Motiv überstechen lassen und als „Jugendsünde“ bezeichnet — in dem ZDF-Beitrag spricht er allerdings noch von „guten verrückten Sachen“. Ob es sich dennoch um ein Mal handelt, das für die Bayreuther Festspielveranstalter eher ein Schand- als ein Mahnmal darstellt und dessentwegen der Sänger von der Bühne verbannt gehört, muss man wohl auf dem Grünen Hügel selbst entscheiden. Dass gerade in Jugendsubkulturen wie dem Punk das Hakenkreuz als provozierendes Symbol diente, das gerade nicht als rechtsextremistische Äußerung verstanden werden durfte, davon spricht immerhin ein FAZ-Artikel:

Dass Punk-Ikonen wie Siouxsie von der Band „Siouxsie and the Banshees“ oder Sid Vicious eine Zeitlang Hakenkreuz-Armbinden trugen, bedeutete nicht, dass sie sich Rechtsextremismus oder gar die Ideologie der Nazis auf die Fahnen geschrieben hatten. Nein, das Hakenkreuz war einfach als naive Provokation gedacht. Wichtig war der Effekt, den es auf brave Bürger hatte. Das Hakenkreuz verbreitete Angst und Abscheu, und genau darauf hatte man es abgesehen.

Selbst als Statement, das nur um der Provokation willen getan wird, ist ein Hakenkreuz ziemlich dämlich und spricht für die anzunehmende Naivität der Provokateure. Naivität darf man aber auch den ZDF-Journalisten unterstellen. Nicht nur, dass der Aspekte-Beitrag auch handwerklich schlecht gemacht ist: Wenn Nikitin davon spricht, dass man als Rockmusiker ohne Tatoos einfach nicht „serious“ sei, meint er damit nicht „seriös“, wie das ZDF übersetzt, sondern „nicht ernstzunehmen“. In seiner Bilderarmut, die in Ermangelung von Probenbildern aus dem Festspielhaus tatsächlich ärmlich daher kommt und nichtssagende Bilder eines durchs triste Bayreuth spazierenden Opernsängers mit Kauzenpulli präsentiert, ist der Film so banal, dass es schon verwundert, wie Kulturjournalisten gerade jener Nachfrage entsagten, die ihren Beitrag zum „scoop“ hätte machen können. So bleibt, dass „aspekte“ irgendwie für große Aufregung gesorgt hat, ohne dass das Kulturmagazin es selbst so richtig mitbekommen hätte.

Rechenfehler bei Meedia: GEZ kleingerechnet


11 Jul
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Foto: Sigrid Rossmann/Pixelio

Schwer zu verstehen ist diese Meldung zum Thema Rundfunkgebühren, die im Branchendienst Meedia zu lesen ist:

Gebühreneinbruch bei der GEZ: Wie der Focus in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, wurden 2011 lediglich noch 25,8 Millionen Euro an Zwangsbeiträgen für die öffentlich-rechtlichen Programme eingetrieben – ein Minus von 5,5 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Das Magazin beruft sich auf eine interne Statistik des Südwestrundfunks.

Diese Angaben, egal ob sie nun vom Focus stammen oder ob bei Meedia jemand etwas nicht richtig verstanden hat, halten auch der oberflächlichsten Plausibilitätskontrolle nicht stand. Die GEZ hat allein im vergangenen Jahr 2011, wie bei Statista.de und vielen anderen Quellen aufs leichteste zu recherchieren ist, mehr als 7 Milliarden Euro eingenommen. die von Meedia/Focus genannten Zahlen sind so grenzenlos weit davon entfernt, dass die Fehlerquelle kaum zu identifizieren ist. Oder handelt es sich hier schon um ein Stück automatisierten Journalismus, der nicht mehr von Redakteuren, sondern von Computerprogrammen selbsttätig fabriziert wurde? Gerade mit Plausibiliät haben Computerprogramme ja so ihre Probleme.

Aber auch die vielzitierten Vorteile des Onlinejournalismus zur Qualitätskontrolle werden vom Onlinemagazin Meedia nicht wahrgenommen: Mehrere Kommentare weisen auf die offensichtliche FAlschheit der Zahlenangaben hin, ohne dass das offenbar jemanden in der Meedia-Redaktion interessiert. Schade.

Meedia: GEZ treibt weniger Gebühren ein

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter