Posts Tagged ‘Karneval’

Trump, westliche Werte und Karnevalismus


11 Nov

trump_b

Am heutigen 11. im 11. beginnt in Köln der Karneval und die närrische Zeit. Manche meinen, in diesem Jahr hätte die närrische Zeit zwei Tage früher und nicht in Köln, sondern in den Vereinigten Staaten von Amerika begonnen. “Die Welt steht Kopf”, titelte, passend, die Tageszeitung Die Welt kompakt. Und das Boulevardblatt aus dem gleichen Hause, Bild, sprach vom “Trump-Schock”.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt mit sorgenvollem Gesichtsausdruck, Deutschland und Amerika seien durch Werte verbunden, “Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung”. (mehr …)

Dreimal Null is Null bleev Null


09 Feb

bläckföössKarnevalssitzungen im Fernsehen

Die Kölner Karnevalsband „Bläck Fööss“ ist Legende. Jetzt hat Gründungsmitglied Erry Stoklosa bekannt gegeben, dass die Kapelle künftig in Fernsehsitzungen nicht mehr auftreten möchte. Die „Fööss“ waren nämlich mit der Präsentation ihres Auftritts in der ZDF-Mädchensitzung überhaupt nicht einverstanden.

Normalerweise treten Bands in Kölner Karnevalssitzungen für ca. 20 Minuten auf und können in dieser Zeit fünf bis sechs ihrer Lieder spielen. Da heizt man dann mit den eigenen Evergreens die Stimmung an, um dann das ein oder andere neukomponierte Stück unterzujubeln.

Das ZDF allerdings hatte pro Band nur ein einziges Lied übertragen. Im Falle der „Fööss“ war das eines der neuen Sessionslieder, die zum Zeitpunkt der Fernsehaufzeichnung niemand kannte. Der Fernsehzuschauer musste den Eindruck gewinnen, dass die Kultband „Bläck Fööss“ ein Stimmungsversenker ist.

Bemerkenswert ist die Begründung, die der Vizepräsident des Kölner Festkomitees gegeben hat:

„Es geht um Einschaltquoten. Untersuchen haben ergeben, dass bei Musikbeiträgen rund eine Million Zuschauer wegschalten. Die Sender würden am liebsten nur Redner zeigen“.

Die ZDF-Mädchensitzung hatte eine Einschaltquote von 14,5%. Das macht umgerechnet ca. 4,5 Millionen Zuschauer. Rechnet man das weiter, bedeutet das, dass schon beim Auftritt der fünften Karnevalskapelle die Zuschauerzahlen sich im Minusbereich bewegen. Oder anders ausgedrückt: Weniger Zuschauer als Einschalter. Oder auf kölsch: Dreimal Null ist Null bleev Null.

Bei normalen Karnevalssitzungen, die nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden, ist es übrigens gerade umgekehrt: Da haben es die Redner sehr schwer, während das Publikum bei den Musikgigs richtig „abgeht“. Köln stellt halt alles auf den Kopp …

 

Journalismus als Marionette der Medien


28 Dez

Dafür, dass der Journalismus innerhalb des Mediensystems nur an einem dünnen Faden hängt, gibt der Kölner Stadtanzeiger immer wieder deutliche Belege. Selten jedoch wird er dabei so explizit wie in der heutigen Ausgabe. Unter der Überschrift „Zwei Höhner stürzen in Orchestergraben“ ist zu lesen:

Von der Nummer mit Hennes und Hannes als Handpuppen war das Publikum besonders angetan.

Artikel mit K-Bezug (K wie Karneval) gehen im K-StA selbstredend besonders gut. Ein Foto der beliebten Karnevalskapelle „Höhner“ sorgt zusätzlich für Aufmerksamkeit und Auflage. Was aber, wenn das Foto etwas ganz anderes zeigt, als der Artikel behauptet?

Ausschnitt: Kölner Stadtanzeiger vom 28.12.2011

Das Bild zeigt es doch überdeutlich: Nicht „Handpuppen“, sondern Marionetten halten die beiden Musiker in Händen. Es weist sich eben doch allzu deutlich: Auch der Journalismus ist in manchen Verlagshäusern nur die Marionette der Medien.

Karneval im Fernsehen nicht mehr ganz echt


11 Nov

Eröffnung der Karnevals-Session am 11.11.2011 auf dem Kölner Altermarkt. Und das Fernsehen des WDR ist live dabei. Doch wie live ist eigentlich live? Wie echt ist Karneval im Fernsehen und auf den Bühnen? Um kurz vor Elf spielt die Erfolgsband „Höhner“. Aber ob sie wirklich spielen, ist fraglich, wenn man sich das Fernsehbild genau ansieht:

Die Bühne steht so voll mit Musikern und anderem Volk, dass man auf den ersten Blick gar nicht sieht, wer da alles zur Band gehört. Aber bei genauerem Hinsehen stellt man doch fest, dass einige Musikerpositionen doppelt besetzt sind, insbesondere das Schlagzeug:

Eine Live-Übertragung im Fernsehen sagt eben noch lange nichts darüber aus, ob alles wirklich „live“ ist. Gerade die „Höhner“ sind in Kölner Musikerkreisen bekannt dafür, bei ihren zahlreichen Sitzungsauftritten gerne mal Playback bzw. Halbplayback einzusetzen statt wirklich live zu musizieren, wie gut unterrichtete Kreise zu berichten wissen. Dass einzelne Instrumente gedoppelt werden, ist nur eine Möglichkeit, Musiker als Frontleute in Szene zu setzen, während andere die Kernerarbeit machen müssen (die von mir verehrten „Tower of Power“ haben es ebenso gemacht): Höhner-Schlagzeuger Janus Fröhlich hatte ein gesundheitlich äußerst schwieriges Jahr hinter sich, da sei es ihm gegönnt. Dass die so perfekt abgemischte Musik, die da aus dem Fernsehlautsprecher kommt, aber wirklich von den Erst- und Zweitmusikern auf der Kölner gemacht wird, ist nicht ausgemacht. Vielleicht wird auch nur großer Aufwand betrieben, um eine besonders große Illusion zu verbreiten. Denn davon lebt das Fernsehen.

 

 

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter