Archive for März, 2010

Tagesschau-Teilchen und Urknall-Simulation


31 Mrz

Bei Teilchen denken die meisten Leser, jedenfalls die aus dem Rheinland, an süßes Hefegebäck. Was Hefegebäck mit Astrophysik zu tun hat, das vermochte keiner der Journalisten aufzuklären, die in den letzten Tagen begeistert von den Experimenten am Genfer CERN berichtet haben. Beispielhaft dafür die Internetseite der Tagesschau. Da wird über einen “Teilchenbeschleuniger” berichtet, als würde geradewegs aus der Backstube reportiert, da werden “Urknallmaschinen” in Gang gesetzt und für Reparaturen Ringe “auf minus 271 Grad” abgekühlt. Und als hätte einer der gewöhnlichen Tagesschau-Gucker oder –Leser irgendetwas von der (dunklen?) Materie verstanden, heißt es dann:

Zwei Protonenstrahlen können mit beinahe Lichtgeschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung durch den Ring gejagt werden und sollen dann zusammenstoßen. "Bei diesen Kollisionen simuliert man einen winzig-kleinen Ausschnitt aus dem Universum", erklärt CERN-Physiker Rolf Landua.

Wie jetzt? Werden nun “Teilchen” beschleunigt oder “Strahlen”? Und was genau sind eigentlich diese Protonen? Ach, diese Zuschauer und Leser verstehen doch sowieso nichts von diesen komplizierten Dingern, wird sich der Redakteur gedacht haben, da fange ich doch gar nicht erst an, irgend etwas davon zu erklären. Ums Erklären ging es schließlich dem Tagesschauteam auch gar nicht. Es geht um “gefühlten Journalismus” und die einzig noch interessante, wenn auch nicht wissenschaftliche Frage, wie die Welt sich eigentlich anfühlt. Darum wird ans Ende dieses Artikels, der mehr verklärt als erklärt, eine Umfrage gerückt:

Haben Sie Angst vor einem Schwarzen Loch?

Im Teilchenbeschleuniger LHC in Genf sind Protonenstrahlen mit bislang unerreichter Energie aufeinandergeprallt. Physiker wollen mit dem Experiment einen kleinen Ausschnitt aus dem Universum simulieren. Kritiker fürchten die Entstehung winziger Schwarzer Löcher. Haben Sie davor Angst?
Ja
Nein
Ich habe dazu keine Meinung

Nicht um Wissenschaft geht es also, sondern um Ängste! Und wenn es der Urknall ist, wird es wohl um Urängste gehen. Ins Lexikon dummdreister Fragen, die so dämlich sind, dass jeder sich schämen sollte, der zu antworten versucht, sollte dieses “Haben Sie Angst vor einem Schwarzen Loch?” unbedingt aufgenommen werden. Und wer seinen Grips nicht vor dem Physikum verloren hat, der wird künftig vor allem vor einem Angst haben: Nämlich vor den Schwarzen Löchern in der Tagesschau-Redaktion.

Teilchenbeschleuniger LHC startet Urknall-Simulation | tagesschau.de

Junk Food macht abhängig: Schlechte Nachrichten auch


30 Mrz

Hamburger_sandwich  Also wie nun: Die Meldung ging wie auf einer geschmeidigen Puddingspur einmal durch die Gazetten unseres Globus. Junk food macht also süchtig. Das Internetportal „nachrichten.de“ brachte die Meldung direkt unter dem Rubrum „Junkfood, Heroin, Pommes frites“, und zitierte munter drauf los:

Wer sich hemmungslos mit fetter Wurst, Fritten oder auch Kuchen mit Sahne vollstopft, kann nach Erkenntnis von US-Forschern genauso abhängig werden wie ein Drogen-Junkie. Das Hirn spielt Fettleibigen, die den Konsum von kalorienreichem, ungesundem Essen nicht lassen können, den gleichen Streich wie Rauchern, Sex-, Heroin- und Kokainsüchtigen, berichten Paul J. Kenny und Paul M. Johnson im Fachjournal „Nature Neuroscience“.

Ähnliches bis Gleichlautendes fand sich, stellvertretend, auch hier:

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/18/0,3672,8060050,00.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,686101,00.html

http://diepresse.com/home/leben/mode/554780/index.do

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2478245_Suechtig-nach-Fritten-Junk-Food-macht-abhaengig.html

http://www.mainpost.de/nachrichten/journal/gesundheit/Suechtig-nach-Fritten-Junk-Food-macht-abhaengig;art27950,5520043

… und viele mehr. Auch, was unter Junkfood eigentlich so genau zu verstehen ist, wird aufgeklärt:

Wissenschaftler sagen auch, dass Junk Food, also Chips, Hamburger, Würstchen oder Kuchen, also alles, was viel Salz, Zucker oder Fett enthält, süchtig macht.

Einiges wird bei dieser Meldung allerdings auch unter den Esstisch fallen gelassen. Zum Beispiel, dass Fett und Zucker (sprich: Kohlenhydrate) zu den Hauptbestandteilen der Ernährung gehören. Zusammen mit Eiweiß machen sie den Großteil unserer Ernährung aus und sind schlicht unverzichtbar. Zu sagen, man sei süchtig nach Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß ist also nichts anderes als zu sagen, man möchte nicht gerne verhungern. Auch wird in den meisten Meldungen verschwiegen (außer im Kölner Stadtanzeiger, der an dieser Stelle endlich einmal zu loben ist), dass die Experimente mit Ratten, um die es geht, sich nicht auf den Menschen übertragen lassen.

Aber keine Sorge, davon dass Pommes oder Käsekuchen per se süchtig machen, kann keine Rede sein. Es geht um einen Versuch mit Ratten, die aber ohnehin dazu neigen, mit dem Fressen nicht mehr aufzuhören. Erst recht, wenn es ihnen gut schmeckt. Forscher vom Scripps Research Institute im US-Bundesstaat Florida haben eine Gruppe von männlichen Nagern regelrecht gemästet.

Der journalistische Reflex, „fast food“ generell als „ungesund“ darzustellen und damit auf eine breite Zustimmungsbasis beim Lesepublikum zu treffen, ist dennoch fahrlässig, weil schon seit Jahrjahrzehnten widerlegt. So hat ein normales „BigMäc“-Menü nicht mehr Kalorien als ein gutbürgerliches Mittagessen und hält sich auch im durchschnittlichen täglichen Kalorienbedarf mit jenem die Waage. Darauf hat schon vor 10 Jahren Walter Krämers „Lexikon der populären Irrtümer“ hingewiesen. Unter dieser Adresse kann sich jeder die Kalorienzahl gängiger Fastfood-Menüs selbst ausrechnen und zum eigenen Verbrauch in Beziehung setzen. Umgekehrt ist es auch im Journalismus opinio communis, welcher Typ von Ernährung der richtige, „gesunde“ sei. Dass hierbei stets Askese-Überlegungen mitschwingen, die eher christlichen als ökotrophologischen Ursprungs sind, ist kaum von der Hand zu weisen, wenn man etwa einmal Udo Pollmers Buch „Krank durch gesunde Ernährung“ konsultiert. Doch das würde ja alles Recherche bedeuten, und die ist bei Journalisten verhasst wie nichts sonst. Alles in allem also eine ziemlich fette Fehlinformation. Prost Mahlzeit!

Enthüllungen im Kölner Stadtanzeiger


30 Mrz

Was ist ein Turm, der von einem Baugerüst vollständig verhüllt ist? Landläufig würde man annehmen, er sei nicht mehr zu sehen. Nicht so im Kölner Stadtanzeiger. Da ist der Turm weithin sichtbar:

Weithin sichtbar ist der Kirchturm von St. Severin eingerüstet …

Naja, es ist ja der Kirchturm mit dem Clown im Fenster, da darf man sich so einen Scherz vielleicht erlauben. Andererseits findet man im Kölner Stadtanzeiger ja auch erfreuliche sprachliche Petitessen. Zum Beispiel diese:

Nein, es ist sehr gut möglich, dass der klassische Musikbetrieb über kurz oder lang auf dem Aussterbeetat steht.

Auf dem Aussterbeetat stehen? Oder liegen? Nein wirklich, die Formulierung habe ich vorher noch nicht gehört. Aber muss ja nichts heißen …

Schlagzeilen – Nachrichten – Kölner Stadt-Anzeiger

Journalist unter Fälschungsverdacht


29 Mrz

Mindestens drei Redaktionen in Deutschland haben offenbar Artikel veröffentlicht, in denen Zitate frei erfunden waren.

Nach Recherchen des Medienmagazins journalist und von MDR Sputnik hat der freie Autor Sebastian Wieschowski u.a. an Spiegel Online, den Südkurier und an Welt Online Texte verkauft, in denen sich ein Experte äußert, der womöglich gar nicht existiert, sondern vom Autor erfunden wurde. Der 25-Jährige bestreitet die Vorwürfe. Inzwischen beschäftigt der Fall die Staatsanwaltschaft.

Meedia: Erneut Journalist unter Fälschungsverdacht

Fernsehköchin glotzt nicht gern


27 Mrz

Fernsehköchin Sarah Wiener glotzt ungern. Wie heute in der Süddeutschen Zeitung zu lesen ist, hat die Köchin sich zwar gerade einen neuen Fernseher gekauft,

… aber der läuft nur, wenn Schalke spielt.

Ach, der Superlativ!


25 Mrz

Solange Journalisten nur komparieren können! Die Komparation ist der sprachliche Vorgang, bei dem Adjektive gesteigert werden. Zündstufe 1 ist das Positiv, Zündstufe 2 der Komparativ und Zündstufe 3 der Superlativ. Letzterer ist natürlich die bevorzugte Komparationsform von Journalisten. Egal, um was es geht: Hauptsache Superlativ! Allerdings lassen sich beileibe nicht alle Adjektive beliebig steigern. Berühmt ist das Adjektiv „schwanger“.  Auch die Süddeutsche Zeitung greift bei den Steigerungen gerne daneben:

Und die emotional geschlossenste Gesellschaft ist noch stets die Familie.

Geschlossen ist nun mal geschlossen. Geschlossener geht nicht. Und „am geschlossensten“ erst recht nicht. Wer’s doch tut, der kommt wohin? Genau: In die Geschlossene.

Entnetzung


24 Mrz

Wichtige Rechner müssen vom Netz! Zu dieser Erkenntnis kommt der Sicherheitsforscher Sandro Gaycken von der Universität Stuttgart in einem Beitrag für die Zeit.

Unternehmen und Behörden müssen sich also entscheiden. Entweder sie speichern ihre Daten auf vernetzten Computern, organisieren Prozesse über das Firmennetzwerk und das Internet hinweg – diese Lösung erlaubt Geschwindigkeit, Zentralisierung, bessere Verwaltung und weniger Personal. Dann gilt aber für alle diese Prozesse: Sie sind anfällig. Man kann solche Daten nicht schützen. Ein Kontrollverlust ist sehr wohl möglich. Wer das nicht will, muss konsequent »entnetzen«. Ein zu schützender Datenbestand oder Prozess darf nie mit auch nur einem einzigen vernetzten Rechner in Kontakt kommen. Für die Informationsgesellschaft deutet sich damit eine gigantische Umstellung an. Langsam und inselartig setzt sie bereits ein.

Gaycken verweist auch auf den amerikanischen Soziologen William Ogburn, der schon vor über 70 Jahren feststellte, dass Menschen die negativen nebenwirkungen einer neuen Technologie erst bemerken, wenn sie bereits etabliert ist und wenn sie in der zweiten Generation ihrer Einführung steht. Technikfolgenabschätzung heißt das heute, und Ogburn ist einer ihrer Erfinder.

Cyberwar: Wichtige Rechner müssen vom Netz! – Seite 2 | Digital | ZEIT ONLINE

Der automatische Reporter


24 Mrz

Nun, schlechter macht er es vermutlich auch nicht: Der automatische Sportreporter soll kommen. Die US-amerikanische Statistikfirma StatSheet will ein Programm entwickeln, das Statistiken von Sportereignissen auswertet und anschließend aus diesem Material und vorgegebenen Textbausteinen Artikel herstellen soll. Ganz ohne menschliche Sportreporter. Die Idee stammt übrigens aus der Blogosphäre: Firmengründer Robbie Allen begann 2007 damit, kleine Hilfsprogramme zu entwickeln, damit insbesondere Sport-Blogger leichter an Datenmaterial kämen, wie er in seinem eigenen Blog schreibt:

I started StatSheet back in 2007 in part to create tools to make it easier for sports bloggers and journalists to write great sports content.  Digging up links to players on ESPN.com, copy/pasting a boxscore, and taking screen captures of stats are not very efficient.

Der Mediendienst Meedia fürchtet schon, dass das Programm künftig die Arbeit von Journalisten überflüssig machen könnte, auch wenn Robbie Allen erklärt, es

sei nicht die Absicht, menschliche Sportreporter zu ersetzen. Es gehe vielmehr darum, die Sportberichterstattung mit noch mehr Zahlen anzureichern und zahlreiche Wettkämpfe zu covern, für die schlicht keine menschlichen Reporter zur Verfügung stehen.

Noch mehr Zahlen und Statistiken in der Sportberichterstattung? Sportfreunden wird doch heute schon die Freude am passiven Sportkonsum dadurch geschmälert, dass dauernd die unsinnigsten Zahlenkolonnen aus der Ran-Fußballdatenbank und anderen dubiosen Quellen die eigentliche Sportberichterstattung ersetzen. Mal ganz abgesehen von den statistischen Kurzschlüssen, mit denen die durchaus noch als menschlich anzusehenden Sportreporter ihre völlige Dyskalkulie offenbaren. Und das Arbeiten mit Textbausteinen im Journalismus scheint geradezu eine Disziplin zu sein, die Sportreporter erfunden haben. Dennoch, der Branchendienst bewertet die Umstände anders:

Allerdings wäre es naiv zu glauben, sollte das Programm tatsächlich funktionieren, dass Medienunternehmen hier nicht sofort ein gewaltiges Spar-Potenzial wittern würden.

Ein bisschen sparen an der Sportberichterstattung: Das wäre für die Freunde eines vernünftigen Journalismus das beste, was der Welt geschehen könnte.

Meedia: Der automatische Reporter kommt

Schriftstellerinnen: Durch den Wind


23 Mrz

Manchmal sind Frauen, die schreiben, ja noch schwerer zu ertragen als Frauen, die singen. Das soll nicht bedeuten, dass es nicht Frauen gebe, die großartig schreiben (oder singen) können. Aber wer will schon ein Buch zur Hand nehmen oder gar lesen, das vom Verlag mit den Worten beworben wird:

Und wann geht es los, das richtige Leben? Vier Frauen, Mitte dreißig, in Berlin.

Will darüber noch irgendjemand irgendetwas lesen? Und dann noch in Berlin! Berlin ist literarisch so tot wie ein Hering überm Verfallsdatum. Immerhin könnte es ja sein, dass nur der Verlag schlecht, das Buch aber richtig gut ist. Doch auf der Website des Hanser-Verlags gehen die Irritationen weiter:

Vier Frauen, Mitte Dreißig, in Berlin: Yoko, Friederike, Alison und Siri sind auf der Suche nach der Liebe und nach dem richtigen Leben. Und alle vier hadern mit sich, weil sie Angst vor dem Scheitern haben.

Yoko? Alison? Siri? Da freut man sich doch regelrecht über eine bescheidene Dame mit dem altmodischen Namen Friederike, während Siri eher eine pathologische Diagnose ist, zu der den in der Populärkultur Bewanderten bestenfalls einfällt: Siri, wir wissen, wo dein Auto steht!

Immerhin könnte es ja sein, dass auch diese Namensgebung ein Ausrutscher ist (man denke an die Namen bei Goethe!). Das Buch könnte ja trotzdem richtig gut sein. Die Website offeriert auch eine Leseprobe, und die klingt so:

Am Abend nach dem Fest lag Alison in ihrem Bett. Im Flur brannte die kleine Lampe, die sie immer brennen ließ, wenn sie alleine war. Sie war nicht gut im Alleinsein, sie war gut im Zuzweitsein. In dem Zwischenraum, der sich zwischen Victor und ihr immer weiter ausbreitete, herrschte eine Schwerelosigkeit, die sie Volten schlagen und zur Ruhe kommen ließ. In diesem Zwischenraum war sie zu Hause, das war ihr Kosmos, ihr Leben. Doch jetzt war sie alleine und schwebte verloren über der weißen Landschaft aus Laken, Kissen und Decken, die ihr viel zu groß vorkam für einen einzigen Menschen.

Also, lag sie nun oder schwebte sie schon? Und seit wann sollen brave Mädchen mit Männern ins Bett gehen, die Victor mit „c“ heißen? Nein, man möchte einfach nicht weiterlesen. So kann Werbung gehörig schief gehen.

Annika Reich: Durch den Wind – Hanser Verlag

"Neon" fälscht Interviews: Die Butter verriet ihn


22 Mrz

Irgendwie kommt einem die Geschichte doch unheimlich bekannt vor: Gefälschte Interviews von Stars und Semi-Stars in einem deutschen Magazin:

Ingo Mocek ist nun arbeitslos. Er hat mindestens fünf Interviews mit Musikern gefälscht. Alle erschienen in dem Magazin. Den Medienskandal veröffentlichte Neon selbst auf seiner Homepage: „In der Ausgabe 01/2010 veröffentlichte NEON ein Interview des Mitarbeiters Ingo Mocek mit der Sängerin Beyoncé Knowles. Durch Hinweise des Managements der Künstlerin sind Zweifel an der Echtheit des Interviews entstanden. Die NEON-Chefredaktion hat den Autoren mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er die Antworten der Sängerin erfunden habe. Ingo Mocek konnte diesen Vorwurf nicht ausräumen und bestätigte schließlich, dass er die Prüfinstanz der NEON-Dokumentation getäuscht und das Gespräch nicht wie von ihm vorgelegt stattgefunden hat.“

„Prüfinstanz“? Auf die Schliche kam man dem Fälscher angeblich, weil nicht alles in Butter war, was NEON abdruckte:

„Alles in Butter“ stand über dem Gespräch, Knowles sagt darin: „Butter ist in meinem Leben nicht unbedingt von zentraler Bedeutung.“ Die Frage des Managements der Sängerin, ob es sein könne, dass mit dem Text möglicherweise etwas nicht stimme, kam am Montag. Seitdem prüfte die Neon-Chefredaktion jeden von Moceks Artikeln. Auch der Autor selbst gab Hinweise. Gespräche mit Künstlern wie Christina Aguilera, Slash, Snoop Doggy Dogg und Jay-Z hatte es teilweise nicht gegeben, teilweise nicht so wie abgedruckt. „Das ist unentschuldbar“, sagte Klotzek.

Interessant an der Darstellung von NEON ist, dass gerne darauf hingewiesen wird, dass es sich beim Autor Ingo Mocek um einen freien Mitarbeiter gehandelt habe. Dass es in Presse und Fernsehen von freien Mitarbeitern nur so wimmelt und sie in der Regel mehr als 90 Prozent aller Inhalte herstellen, wird dabei geflissentlich verschwiegen. Die prekären Arbeitsverhältnisse der Journalisten haben für Verleger und Intendanten neben wirtschaftlichen offensichtlich auch noch juristische Vorteile: Man kann einer Öffentlichkeit vorgaukeln, das Medium selbst sei ja nicht verantwortlich für die Inhalte, die sie da veröffentlichen. Dieser Masche sollte man endlich das Handwerk legen: Die Verantwortung für gefälschte Veröffentlichungen tragen die Herausgeber und sonst niemand!

Erfundene „Neon“-Interviews: Die Butter verriet ihn – taz.de

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter