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ZDF heuert beim Privatfernsehen an


09 Jul

zdf_logo_onlineDas ist doch irgendwie verrückt: Da leistet man sich einen zweiten, nicht ganz billigen öffentlich-rechtlichen Sender, und was tut der? Er gibt sich alle erdenkliche Mühe, um nur nicht wie ein öffentlich-rechtlicher Sender auszusehen. Rundheraus gesagt: Das ZDF wäre gerne ein bisschen RTL. Eigentlich sogar ein bisschen mehr. Eigentlich sogar komplett.

Man kennt das ja aus dem Fußball: Der FC Bayern München möchte schließlich auch irgendwie Borussia Dortmund sein, also kauft man sich einfach die Spieler aus dem Ruhrgebiet und lässt sie künftig am Alpenrand kicken. Irgendwie so etwas müssen sich die Verantwortlichen auf dem Mainzer Lerchenberg auch gedacht haben. Mit Inka Bause, der Moderatorin des RTL-Gassenhauers „Bauer sucht Frau“ (oder muss es hier heißen: Flurbereinigungsweg-Hauer?) und mit Restaurant-Tester Christian Rach („Rach deckt auf“ und „Rach, der Restauranttester“) hat der öffentlich-rechtliche Sender nicht irgendwelche zweitrangige Knallchargen, sondern die moderativen Aushängeschilder des Kölner Privatsenders übernommen. Und es sind ja nicht die ersten: Mit dem Südtiroler Markus Lanz als omnipräsente Allzweckwaffe hat das ZDF sich bereits das Gesicht und den Redaktionschef von „Explosiv“, dem boulevardjournalistischen Flagschiff des Privatfernsehens, rangeholt. Und dessen Vorgänger war Johannes B. Kerner, der vor seinem „Coming out“ als öffentlich-rechtlicher Qualitäts-Laberer eine minderqualitative nach ihm benannte Talkshow auf einem Schmuddelsendeplatz im privatfernsehnlichen Nachmittagsprogramm inne hatte.

Dabei hat das ZDF ja eigene Gesichter hervorgebracht. Aber die schmoren auf ZDFneo oder anderen Spartenkanälen aus Mainz vor sich hin, bevor sie selbst lieber zum Privatfernsehen gehen. Auch in diesem Punkt geht es beim ZDF zu wie einem Bundesliga-Fußballverein: Da bildet man die Nachwuchskräfte im Dutzend in Regionalliga-Mannschaften aus, aber für den Profikader kauft man sich dann doch lieber die billigen Kicker aus dem Ausland.

Nur eine Frage muss das ZDF dringend beantworten: Warum soll ich ZDF gucken, wenn ich die Stars des Privatfernsehens sehen will? Dann kann ich doch gleich RTL, Sat1 & Co. glotzen. Und nur um den abgehalfterten Ex-ModeratorInnen der Privaten eine öffentlich-rechtliche Jobgarantie bis zur Rente zu geben, muss eine Gesellschaft sich kein öffentliches Rundfunkprogramm leisten. Auch wenn man Herrn Rach und Frau Bause und all den anderen nicht zu nahe treten will, muss man doch feststellen, dass ihr Wechsel zum Zweiten Deutschen Fernsehen symptomatisch dafür ist, wie heruntergekommen dieser Sender sein muss. Eigentlich schade.

Aus für "Super Nanny":Katharina Saalfrank macht Schluss mit RTL


26 Nov

Die Protagonistin der umstrittenen RTL-Sendung “Super-Nanny” will nicht mehr. Wie Spiegel Online berichtet, wirft Katharina Saalfrank dem Privatsender vor, in ihre pädagogische Arbeit eingegriffen und das Format in Richtung “scripted reality” entwickelt zu haben:

"In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem … und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen." Dies sei sicher der "Entwicklung des medialen Markts" hin zu "gescripteter", also inszenierter Realität geschuldet. Das komme für sie nicht mehr in Frage.

RTL: "Super Nanny" Katharina Saalfrank wirft hin – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Kultur

Fernsehen lohnt sich nicht


26 Sep
Das Fernsehen zahlt schlecht

Die Bildzeitung hat mal recherchiert, und dabei ist herausgekommen, dass eine Mitwirkung im deutschen Fernsehen sich finanziell nicht wirklich lohnt:

  • Die „Mädchen“ bei „Germany’s next Topmodel“ bekommen gar keine Gage.
  • Beim „Perfekten Dinner“ (Vox) werden nur die Lebensmittel bezahlt.
  • Laiendarsteller und Statisten in TV-Soaps und Gerichtsshows erhalten eine Tagesgage von 55 Euro für 10 Drehstunden. Pro Überstunde 5 Euro mehr.
  • Bei „Scripted Reality“-Formaten wie „Mitten im Leben“ erhalten die Laiendarsteller 80 Euro pro Drehtag.
  • Peter Hahne (ZDF) zahlt seinen Gästen zwischen 200 und 400 Euro.
  • Gäste von Markus Lanz (ZDF) erhalten 500 Euro.
  • „Bauer sucht Frau“ (RTL) zahlt dem Landwirt immerhin 3000 Euro. Die Ehe-Bewerberinnen dagegen erhalten nur zwischen 700 und 1500 Euro.

Vielleicht also lieber doch einen ehrlichen Beruf als zum Fernsehen zu gehen …

Eine Krähe (Bild) hackt der anderen (RTL) doch ein Auge aus


24 Jul

Foto/Montage: RTL/Bild

Sitzen im Glashaus und werfen jetzt doch mit Steinen: Die Bildzeitung liegt im Clinch mit RTL. Und das wegen der Sendung „Mietprellern auf der Spur“ mit der Moderatorin Vera Int-Veen. O-Ton Bildzeitung:

Vor einer Woche zeigte RTL in der Sendung „Mietprellern auf der Spur“ die völlig verdreckte Wohnung von Familie J. aus Kalefeld. Vorwurf der Vermieterin: Die Familie soll die Wohnung beim Auszug in einem völlig verwahrlosten und verdreckten Zustand verlassen haben. Filmaufnahmen zeigen überall Dreck, Müll und Fäkalien. Mittendrin: Vera Int-Veen und Familie J., die von der Produktionsfirma in die alte Wohnung gelockt worden war.

Jetzt behaupten die ehemaligen Mieter: „Wir haben die Wohnung sauber hinterlassen. Die Produktionsfirma hat den Müll und Dreck in unsere alte Wohnung geschafft. Dafür gibt es sogar Zeugen.“ Einem Nachbarn sei sogar Geld geboten worden, damit er den Müll in die Wohnung schafft.

Eine Fernsehproduktion soll sich die Welt so gemacht haben, widde widde wie sie ihr gefällt? Das wäre ja das allerneueste. Sollte hier wirklich das Fernsehen sich die Produktionsmethoden abgeschaut haben, mit denen die Bildzeitung selbst seit Jahrzehnten auf Leser- und Bauernfang geht? Da muss das Boulevardblatt natürlich Paroli bieten, schon aus Urheberschutz-Gründen. Und dann hat Bild auch noch das heraus bekommen:

Nach der Ausstrahlung der Sendung traute sich Frau J. kaum noch auf die Straße: „Als ich die Sendung sah, wollte ich nicht mehr leben. Unser Ruf ist ruiniert.“

Dieserlei Sätze sollten Bildreportern allerdings bekannt vorkommen. Sie haben schließlich schon mehr als ein Menschenleben auf dem Gewissen. Sich darüber nun zu mokieren, hat schon fast etwas Ironisches. Eine Krähe hackt der anderen eben doch manchmal ein Auge aus.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter