Archive for September, 2012

US-Sender Fox im Iphone-Delirium


19 Sep

Das Mobiltelefon des amerikanischen Computerherstellers Apple mit Namen Iphone löst in seiner anstehenden Neuauflage unter Fans wie Analysten ja wohlige Schauer aus. Vor dem Apple-Flagship-Store in Manhattan hat sich schon seit Tagen (!) eine Warteschlange mit Campern gebildet, die eines der ersten Geräte erwerben möchten. Die JournalistInnen des US-Fernsehsenders Fox hat das Adveniat dieses Smartphones aber regelrecht ins Delirium versetzt. Ein Bericht, der auch auf Youtube zu sehen ist, zeigt eine irrlichternde Reporterin vor der wartenden Menge, deren Informationen über die Neuauflage des digitalen Telephon rein gar nichts mit dem tatsächlichen Objekt der Begierde zu tun haben.

Weder die holographische Videoprojektion noch das gezeigte angebliche Laser-Keyboard sind tatsächlich vorgesehen oder überhaupt technisch realisierbar. Aber am allerschlimmsten: Das in dem Fox-Beitrag gezeigte Telefon hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem echten neuen Iphone 5, und selbst die Ähnlichkeiten in der Benutzeroberfläche könnten eher zufälliger Natur sein! Die Fox-Redaktion saß damit, wie das Computermagazin Chip herausgefunden hat, einem schon über ein Jahr alten Fake-Video auf.

 

„Spiegel“ enttarnt seine Informantin selbst


17 Sep

In der vergangenen Rubrik „Eine Meldung und ihre Geschichte“ des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ist wohl etwas schief gelaufen. Die Frau, die sich sehr gutgläubig um 11.000 Euro erleichtert sah, hatte wirklich eine recht peinliche Geschichte zu erzählen. Klar, dass sie nicht erkannt werden wollte. Und der Spiegel sicherte denn auch Informantenschutz zu:

Sie erzählt und schämt sich, nennen wir sie Saskia, sie will nicht, dass ihr echter Name auftaucht oder die Stadt, in der sie wohnt.

Aber da es in der Rubrik um andernorts veröffentlichte Meldungen geht, druckt der Spiegel auch einen Zeitungsausschnitt ab. Und da ist die Stadt, in der die Geschichte spielt, gleich zweimal deutlich zu lesen:

Ausschnitt: Spiegel 37/2012, S.51

Wer solche Informantenschützer hat, braucht keine Feinde …

Medienkritik in der Kritik


12 Sep

Bei Siegfried J. Schmidt und Guido Zurstiege (Kommunikationswissenschaft. Systematik und Ziele. Reinbek 2007, S.237) ist zu lesen:

Schon seit langem ist man sich im akademischen Diskurs einig darüber, dass die Zeit wirksamer und allgemein verbindlicher intellektueller Kritik an gesellschaftlichen Zuständen im Allgemeinen vorbei ist. Die dafür erforderlichen gesamtgesellschaftlich vertretenen Kriterien, Normen und Werte sind außer Kraft, und der Anspruch der Intellektuellenkaste auf die Beobachtungs- und Bewertungshoheit von Mediensystemen und Medienangebotetn ist längst überholt. Faszinationserwartung hat Kritikerwartung abgelöst, die Mehrheit will Spaß haben und nicht reflektieren.

Warum eigentlich?

Wenn der Kölner Stadtanzeiger etwas auf dem Herzen hat


06 Sep

Der Kölner Stadtanzeiger zeigt Herz. Aber was will er damit eigentlich zeigen?

KStA vom 04.09.2012

Nun gut, es geht um Organtransplantationen, ein Thema, das gerade aufgrund aktueller Ereignisse gehörigen Nachrichtenwert besitzt. Aber keiner derer, denen momentan womöglich ungerechtfertigterweise ein Spenderorgan vorenthalten wird, sehnt sich tatsächlich nach einem plastinierten Ausstellungsstück. Was offenbar als witziger Untertitel gemeint ist, spielt in Wahrheit mit dem Entsetzen totkranker Menschen Scherz. Ein echter Herzfehler!

„Bild“ schlachtet Whitney Houston


04 Sep

Das hat Whitney Houston nun auch wieder nicht verdient. Die Bildzeitung berichtet in all ihrer Geschmackssicherheit über eine Versteigerung von Elvis-Devotionalien, zu denen offenbar auch eine Unterhose mit Gebrauchsspuren des King of Rock gehört, und bei der Gelegenheit wird auch auf andere Fanartikel-Versteigerungen hingewiesen. Um welche Teile könnte es aber gehen, wenn die Bildzeitung in einer Bilderstrecke ihrer Onlineausgabe dichtet: „Auch Teile von Whitney Hoston wurden versteigert“?

Auschnitt: Bild Online vom 04.09.2012

Steht zu hoffen, dass es sich um die Stimmbänder gehandelt hat. Und dass sie gut konserviert sind. Es heißt ja immer, „Bild“ führt die Stars zur Schlachtbank. Aber hier hat die Boulevardzeitung es wohl doch allzu wörtlich genommen.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter