Posts Tagged ‘Chauvinismus’

Chauvinismus nach Maßgabe deutscher Sportjournalisten


08 Aug

Dass der Sport einer der letzten Bereiche ist, in denen nationale Gefühle überhaupt noch eine nennenswerte Rolle spielen, ist ausgemacht. Aber selbst in diesem sportlich-nationalen Überschwang schafft es der deutsche Sportjournalismus und namentlich die für die Fernsehberichterstattung zuständige ARD, ihre eigenen Ansprüche an Objektivität nationalistisch zu untergraben und sich den Vorwurf chauvinistischer Einseitigkeit einzuheimsen. In der gestrigen 20:00 Uhr-Ausgabe der Tagesschau schaffte es Sprecherin Judith Rakers,  in ihrem kompletten Text ausschließlich deutsche Sportler zu erwähnen, ohne auch nur einen anderen Olympioniken zu nennen — selbst wenn es sich um die eigentlichen Goldmedaillen-Gewinner handelte. Und auf der ARD-Olympia-Website ist kein einziges Miniaturbild, dass nicht einen Sportler mit dem Bundesadler auf dem Trikot zeigt.

Der deutsche Gewichtheber, der unter der eigenen Hantel zusammenbricht, könnte dabei Symbol für die traurige Figur sein, die die deutsche Fernsehberichterstattung bei Olympia 2012 macht. Ein kritischer Beitrag der Tageszeitung Die Welt moniert, dass ARD und ZDF regelmäßig wichtige sportliche Entscheidungen verschlafen oder Berichte als live etikettieren und kommentieren, deren Entscheidungen in Wahrheit längst gefallen sind.

Dass es Lesern und Fernsehzuschauern in anderen Ländern auch nicht besser geht, beleuchtet ein Artikel der Frankfurter Rundschau. Da wird beispielsweise über die Olympia-Berichterstattung in den USA bemerkt:

Wie in den besten Zeiten des Kalten Krieges hat man als Zuschauer den Eindruck, dass in London nicht nur Athleten, sondern Systeme gegeneinander antreten.

Aber dass es woanders nicht besser ist, muss ja nicht heißen, dass es hierzulande noch schlimmer sein muss.

Berliner Morgenpost und der Gaga-Körper


11 Okt

Ober- und Zwischenüberschriften sind ja die Wortfetzen innerhalb eines Artikels, in denen das ganze Vermögen oder auch Unvermögen eines Journalisten zu heftigstem Ausbruch kommt. Aber mit welcher Oberüberschrift hat die Berliner Morgenpost folgendes Artikelchen  mit dem Titel “Lady Gaga will sich mit Kindern Zeit lassen” überschrieben:

Lady Gaga (25), Popstar, will so schnell nicht Mutter werden. "Ich bin noch nicht so weit. Meine Fans würden mich sonst umbringen!", sagte sie in der britischen Fernsehsendung "Jonathan Ross Show". Vor ihrer ersten Schwangerschaft werde sie noch mindestens zehn Alben aufnehmen. Ob dann ihr derzeitiger Freund Luc Carl der Vater ihrer Kinder werden könnte, ließ sie offen. "Du weißt, ich spreche nicht über mein Liebesleben, aber ich bin sehr glücklich", gab sie zu verstehen. Zu dem Fernsehauftritt war Lady Gaga mit einem Schaf erschienen, das sie an einem Stoffband ins Studio führte.

Man höre und staune, über der Überschrift steht das schlichte Wort “Körper”. In derselben Spalte steht noch eine Meldung über die Schauspielerin Courtney Thorne-Smith mit der Oberüberschrift “Gesicht”. Erst dem amerikanischen Serien-Darsteller Tim Allen wird “Geist” attestiert. Ein Schelm, wer da male chauvinism unterstellt …

LeuteNews – Körper: Lady Gaga will sich mit Kindern Zeit lassen – Panorama – Berliner Morgenpost – Berlin

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter