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Google-Tipps vom amerikanischen Geheimdienst NSA


14 Mrz

National_Security_Agency_svgDer amerikanische Geheimdienst NSA guckt anderen gerne in die Karten, selbst lässt er sich aber äußerst ungern ins Blatt schauen. Im vergangenen Jahr allerdings mussten die NSA-Agenten aufgrund des amerikanischen Informationsfreiheitsgesetzes ein spannendes Dokument der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen: „Untangling the Web – A Guide to Internet Research“ ist ein Handbuch für Internetrecherchen, in dem man nachlesen kann, wie amerikanische Spione googlen sollen. Es finden sich aber auch Hack-Tricks für Yahoo und andere Suchmaschinen.

Die amerikanische Computerzeitschrift Wired hat einen interessanten Artikel zum Thema ins Netz gestellt:
Wired — Use These Secret NSA Google Search Tips to Become Your Own Spy Agency

Im deutschen Sprachraum hat der österreichische Standard das Dokument bekannt gemacht:
Standard.at — Geheimes NSA-Handbuch für Internet-Recherchen veröffentlicht

Was einen bei der Lektüre von „Untangling the Web“ stutzig macht, ist die Tatsache, wie simpel es zum Teil ist. Nun ist das Handbuch sieben Jahre alt und darum nicht mehr ganz up-to-date, aber selbst dann darf es nicht als sensationelle Enthüllung gelten. Die Agenten des NSA machen es eben auch nicht anders als alle anderen: Suchbegriffe eingeben und warten, was passiert. Das korrespondiert durchaus mit anderen Beobachtungen, die man im Zuge der Prism-Enthüllungen machen konnte: Die NSA kann zwar prinzipiell alles herausfinden, konkret aber hat sie offenbar trotzdem nicht allzu viel herausgefunden. Den Nachweis, dass durch den ungeheuerlichen Spionageaufwand irgend ein Verbrechen verhindert oder aufgeklärt worden wäre, ist die amerikanische Agentur schuldig geblieben — ein Umstand, der in der amerikanischen Gesellschaft sehr kontrovers diskutiert wird, schließlich muss sie für diesen Aufwand bezahlen.

Es gibt durchaus einige spitzfindige Recherchetipps in „Untangling the Web“. Aber prinzipiell kann man wirklich besser googlen, als es der amerikanische Geheimdienst macht.

Presse: Davon geht die Welt nicht unter. Oder doch?


28 Nov

Foto: Gerd Altmann/Pixelio

Untergänge scheinen die Spezialität von Medienunternehmen zu sein, wenn man die Medienseiten der großen Zeitungen dieser Tage verfolgt. Das Internetportal Yahoo hat aus der Not eine Tugend gemacht und den Weltuntergang geradewegs ins Portfolio genommen. Unter der Rubrik „Yahoo! Services“ ist zu finden:

Weltuntergang als neuer Internetdienst? Sintflut als Netz-Gadget? World Wide Crash? Nichts von alledem: Folgt man der Verzweigung, dann findet man eine Linkliste zum Thema des angeblich vom Volk der Maya für das Jahr 2012 prognostizierten „Weltuntergangs“. Dieser Liste sind noch weitere interessante mediale Krisenphänomene zu entnehmen. Zum Beispiel, dass das ZDF für den 21.Dezember eine „Live-Sendung“ zum Weltuntergang plant:

Mit einem „einen augenzwinkernden Blick in alle Welt“ (es müsste wohl heißen: in alle Welt-Untergänge) will das Zweite Deutsche Fernsehen dem Krisenphänomen journalistisch begegnen.

Wenn von Krise und Journalismus die Rede ist, dann kommt man dieser Tage ja schnell auf die Einstellung der Frankfurter Rundschau und der Financial Times Deutschland. Einen guten Überblick über die aktuelle medienjournalistische Debatte gibt onlinejournalismus.de mit Links auf Beiträge von Gutjahr, Lobo, taz, Vocer und vielen anderen berufenen Stimmen.

 

 

Yahoo: Wer wird Billionär?


28 Nov

Der Umgang von Journalisten mit Zahlen ist ja schon beinahe legendär schlecht. Wolf Schneider, ehemaliger Leiter der Hamburger Henri Nannen-Schule stellt fest, „drei von vier Zahlen (…) sind entweder falsch oder irreführend oder fragwürdig oder unzulässig oder läppisch“. Dabei ließen sich die gröbsten Schnitzer schon durch einfache Plausibilitätsprüfung vermeiden. Zum Beispiel der hanebüchene Blödsinn, den das Internet-Portal Yahoo verbreitet:

Screenshot: Yahoo.de

3,5 Billionen soll die US-Schauspielerin Natalie Portman also „in die Kinokassen gespielt“ haben? Gehen wir mal davon aus –wozu sich Yahoo allerdings ausschweigt –, dass es sich bei dieser Summe um Euro oder Dollar handelt, und nicht etwa um alte italienische Lire oder indische Rupien.  Nun geht es im Kinobusiness häufig um fantastische Summen, hier wurde aber wohl doch fantasiert. 3,5 Billionen US-Dollar, das ist das komplette Haushaltsbudget der Vereinigten Staaten von Amerika für das kommende Jahr, und die USA führen immerhin eine stattliche Anzahl von Kriegen und kriegerischen Konflikten, die finanziert werden wollen. Natalie Portman mag die Geheimwaffe Hollywoods sein, aber weder in puncto Grazilität noch in puncto Kosten muss sie sich mit einem Flugzeugträger oder einer Panzerkolonne vergleichen lassen. Auch in anderer Hinsicht ist die von Yahoo publizierte Zahl nicht plausibel: Der Film „Star Wars Episode I: Die dunkle Bedrohung“, mit dem Portman zum Star wurde, spielte an den Kinokassen gut 1 Milliarde Dollar ein und ist damit der elft-erfolgreichste Film der Kinogeschichte. Um auf die genannte Einspielsumme zu kommen, hätte Portman aber in 3.500 weiteren Star Wars-Episoden mitspielen müssen. Da hätte auch der größte Fan der Star Wars-Saga vermutlich keinen müden Cent mehr für eine Kinokarte ausgeben mögen.

Bleibt zu vermuten, dass hier ein altbekannter und darum umso peinlicherer Rechenfehler vorliegt: die amerikanischen „billions“ sind im Deutschen die „Milliarden“. Auch hierbei handelt es sich um große Summen, aber eben nicht um Fantastillionen. Die verdient nur Dagobert Duck in Entenhausen, aber keine Hollywoodschauspielerin.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter