Archive for Juli 8th, 2011

Die Bunte pöbliziert weiter


08 Jul

Die „Bunte“ pöbliziert weiter: Diesmal trifft den Jauchestrahl aus dem Hause Burda die Hollywood-Schauspielerin Meg Ryan. Überschrift über die pennälerhafte Pöblikation: „Iiih! Was ist nur mit ihren Armen passiert?“ In den 90ern habe sie, so die „Bunte“, ja einen hohen „Niedlichkeitsfaktor“ besessen und ihre Fans „verzaubert“. Jedoch:

… die Zeiten, in denen sie mit ihrem sanften Augenaufschlag und ihrem süßen Gesicht alle um den Finger wickeln konnte, sind leider lange vorbei. Zu viel Zeit ist vergangen, zu viel Botox in Megans Gesicht gespritzt worden. Und nicht nur die Gesichtszüge der heute 49-Jährigen laden zum Gruseln ein – auch ihre Arme sorgen dafür, dass uns kalte Schauer über den Rücken laufen.

Zum Gruseln ist vor allem diese Prosa, die einem wahrlich das Blut im Schlagarm gefrieren lässt. Für die Bildzeitung hat ihr Chef Mathias Doepfner ja reklamiert, Wer mit ihr im Aufzug nach oben fahre, der fahre auch mit ihr im Aufzug nach unten. Das jedoch kann diese Poblikation für sich nicht in Anschlag bringen: Wer sich von ihr nach oben schreiben ließe, landete immer noch in der alleruntersten Schublade. Aus Hintergrund wird bei der „Bunten“ Untergrund:

Beim Spaziergang mit ihrem Lover John Mellencamp (59) durch Paris zeigte sich Meg Ryan nun in einem sommerlichen Kleidchen. Eigentlich kein Verbrechen. Doch dass sie dabei ihre hageren, mit Adern übersäten Arme entblößte, grenzt schon fast an eines.

Oh nein, ein Verbrechen sind diese Zeilen, der Verrat an der Sprache und der Mißbrauch des Journalismus.

Denn die dicken Adern, die deutlich unter der dünnen Haut hervortreten, sind wirklich kein schöner Anblick. Und das gilt nicht nur für die Arme. Auch auf Meg Ryans Beinen zeichnen sich nur allzu deutlich große Adern ab.

Wenn einer der mißratenen Zöglinge der Hubert-Burda-Journalistenschule mal in die Tiefe recherchiert, landet er bestenfalls bei den Beinen einer sommerlich gekleideten Schauspielerin. Zu mehr Tiefgang sind die Poblizisten der „Bunten“ nicht in der Lage: Es ist, um im Bilde zu bleiben, Journalismus, der im Arsch ist.

Onliner oder Nonliner?


08 Jul

Die Initiative D21 erhebt jährlich in Zusammenarbeit mit TNS Infratest die Zahl der Onliner bzw. (N)Onliner in der Bundesrepublik Deutschland. Nun wurden die aktuellen Zahlen für das zurückliegende Jahr vorgelegt. Ergebnis: Rund 22 Prozent der Deutschen sind überzeugte Offliner und besitzen bzw. benutzen keinen Internetanschluss. Die Kluft zwischen Internetnutzern und „Nonlinern“ verläuft, wie t3n.de berichtet, anhand der Grenzen Herkunft, Einkommen, Alter und Geschlecht:

Auch wenn sich im Vergleich zum Vorjahr ein wenig etwas bewegt hat, zeigt der (N)onliner-Atlas 2011, dass der digitale Graben zwischen Alters-, Einkommens- und Geschlechtergruppen immer noch sehr real ist. So sind beispielsweise lediglich knapp über die Hälfte der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro online – Haushalte mit einem Nettoeinkommen von über 3.000 Euro sind mit über 92 Prozent fast vollständig online.

Zudem gehen nur ein Viertel der Über-70-Jährigen online und Frauen (69%) signifikant seltener als Männer (80%). Vor allem aber bildet sich auch die deutsche Teilung nach wie vor in der Internetnutzung ab, wie stern.de analysiert:

Auch regional gibt es deutliche Unterschiede bei der Internetnutzung. Im Vergleich der Bundesländer liegt Bremen mit einer Quote von 80,2 Prozent an der Spitze. Danach folgen Berlin (79,3 Prozent), Baden-Württemberg (78 Prozent), Hessen (77,1 Prozent) und Hamburg (76,5 Prozent). In den ostdeutschen Ländern liegt die Nutzungsquote niedriger. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 64,2 Prozent.

Die Initiative D 21 ist ein Netzwerk aus Politik und Wirtschaft, an dem sich mehr als 200 Unternehmen und Institutionen sowie politische Partner aus Bund, Ländern und Kommunen beteiligen.

Sterbende Medien: „News of the world“ sind von gestern


08 Jul

Große Buchstaben: News of the world

Das Murdoch-Blatt „News of the world“ wird künftig keine Neuigkeiten mehr verbreiten. Der sonntägliche Ableger des Boulevard-Blatts „Sun“ wird an diesem Wochenende seine letzte reguläre Ausgabe vertreiben. Gestolpert ist das die Zeitung nach 170 Jahren über einen Abhörskandal, dessen Ausmaße vermutlich noch nicht en detaille bekannt sind, der aber so viel schon verrät: Es muss, jedenfalls in Großbritannien, einen journalistisch-militärischen Komplex geben, bei dem auch der geheime Zugang zu Informationen wie zum Beispiel Handyverbindungen für riesige Medienkonzerne á la Murdoch kein Geheimnis bleiben. Wie die Financial Times Deutschland unter der Überschrift „Schock of the world“ mutmaßt, ist der Abhörskandal aber nur Auslöser und nicht der wahre Grund für die Einstellung des Blattes:

Am geringsten wog dabei der Verlust an Lesern und an Anzeigenkunden. Sie hatten es noch hingenommen, dass die Zeitung Mitglieder der Königsfamilie abgehört hatte. Doch dass nun auch das Handy einer entführten und später tot aufgefundenen Teenagerin ausspioniert wurde, ihre Angehörigen belogen und Beweise vernichtet wurden, war zu viel. Aber einen Einbruch des Umsatzes hätte der globale Medienkonzern verkraftet.
Gravierender ist wohl für Firmenpatriarch Rupert Murdoch gewesen, dass sein Big Deal, nämlich der Erwerb der Mehrheit am Pay-TV-Verbund BSkyB, politisch in Frage gestellt worden wäre, wenn er auf die enorme öffentliche Reaktion nicht mit drastischen Maßnahmen geantwortet hätte. Die FTD sieht übrigens noch einen Phasenunterschied zwischen britischer und deutscher Boulevardpresse und legt darum nahe, dass ein ähnlicher JOurnalismus-GAU in Deutschland nicht möglich wäre:
Der drastische Schritt geht aber auch weit über Murdochs Imperium hinaus. Er ist ein Eingeständnis, dass die kriminellen Recherchemethoden nicht länger als Fehltaten Einzelner abgetan werden können. Britische Boulevardjournalisten biegen – weit mehr noch als deutsche – die Wahrheit, plagiieren Mitbewerber und brechen Gesetze, um eine verkaufsträchtige Geschichte zu erhalten. Statt jedoch solches Fehlverhalten zu verurteilen, haben ihre Chefs die Reporter auch noch öffentlich verteidigt und sie so bestärkt – und sei es mit dem Argument, die Konkurrenz täte es doch auch.
Das allerdings wäre noch zu beweisen. Und gäbe es einen solchen militärisch-journalistischen Komplex in Deutschland, könnte es auch sein, dass deutsche Medienkonzerne einfach geschickter die Öffentlichkeit hintergehen.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter