Archive for April 2nd, 2009

Kein Drama


02 Apr

Wenn ein Wirtschaftsthema es auf die Titelseite der Bildzeitung schaffte, dann muss es schon sehr dramatisch zugehen. Heute berichten die fetten Balken am Zeitungskiosk vom Einbruch im Maschinenbausektor.

„Ausgerechnet Deutschlands Vorzeigebranche Maschinenbau (970000 Jobs) schockte mit katastrophalen Zahlen: Im Februar brach den Firmen jeder 2. Auftrag weg – stärkster Einbruch seit über 50 Jahren!“

In der entsprechenden dpa-Meldung liest sich das freilich etwas anders. Zwar verzeichnet die Branche im Februar einen Auftragsrückgang von 49%, jedoch:

„Nach einer historisch einmaligen Halbierung der Auftragseingänge im Februar erwarten die deutschen Maschinenbauer für das Gesamtjahr inzwischen einen Produktionseinbruch von 10 bis 20 Prozent.“

Auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind weit weniger dramatisch, als die Schwarzmaler der Bildzeitung Glauben machen wollen:

„Trotz der jüngsten Absatzeinbrüche halten die Maschinenbauer an ihren Mitarbeitern fest. „Es gibt keine nennenswerten Einschnitte bei den Stammbelegschaften“, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.“

So lässt sich eben auch durch Weglassen Stimmung und Politik machen.

Selbsterkenntnis als Weg zur Besserung


02 Apr

In der gestrigen Ausgabe des Kölner Stadtanzeigers war unter der Rubrik „Rücktritt als Wortwitz“ anlässlich des Scheidens von Bahnchef Mehdorn folgendes zu lesen:

Die Niederlage des Bahnchefs war zugleich der Triumph des Phrasenschweins. Weshalb wir folgende Überschriften in Zukunft bitte nicht mehr lesen möchten: „Die Weichen müssen neu gestellt werden“; „Bahn-Chef entgleist“; „Der Zug ist abgefahren“; „Endstation Rücktritt“; „Notbremse gezogen“; „Bahn frei“; „Auf dem Abstellgleis gelandet“; „Ende einer Dienstfahrt“; „Dieser Zug endet hier“; „Streckenweise dreist“; „Bitte aussteigen“; „Der Zugfürher geht“; „Aus der Bahn geworfen“ (huch, das waren wir ja selbst).

Wenn das Wünschen helfen würde, dann wären freilich ans Phrasenschwein einige Wunschzettel zu adressieren, auf denen der Name des Kölner Stadtanzeigers vermutlich nicht selten vorkäme. Was übrigens stand als Unterüberschrift oben über gerade zitiertem Artikel: „Jetzt fehlt am Bahnsteig das Feindbild“ …

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter