Das Ende des Medienzeitalters deutet sich auch dadurch an, dass mehr und mehr Medien sterben. Nun trifft es eines der bekanntesten Filmprodukte überhaupt: Die US-Firma Kodak stellt die Produktion des ersten kommerziell vertriebenen Farbfilms der Welt ein. Wie Kodak in einer Pressemitteilung schreibt, seien "modernere Kodakfilme" und Digitalfotografie heute bei Fotografen beliebter. Kodakchrome war 1935 zum ersten Mal auf den Markt gekommen und hat heute nur noch einen Marktanteil von 1 Prozent.
Sterbende Medien: Kodak beerdigt Kodachrome
Schlechte Zeiten für das gedruckte Wort
In der Zeit von dieser Woche ist ein langes Dossier über das Sichtum der einst herrlichen New York Times, der mutmaßlich “besten Tageszeitung der Welt”, zu lesen. Eine kleine Chronik der sogenannten Zeitungskrise ist unter diesem Link ebenfalls von den Kollegen der Zeit zu finden:
Medien – Schlechte Zeiten für das gedruckte Wort | ZEIT ONLINE
Wie gierig sind Fernseh-Journalisten?
Was wären Medien ohne Skandal, auch wenn man ihn vielleicht selbst anzetteln muss? Nun hat die Medienwelt wieder einen: Nebenverdienste von öffentlich-rechtlichen Journalisten. “Abgreifen, abkassieren, Gier” – das sind die Vokabeln, mit denen ARD-Moderatoren wie Tom Buhrow oder Anja Kohl oder ZDF-Leute wie Petra Gerster oder Claus Kleber sich abkanzeln lassen müssen. Angefacht hat die Diskussion ausgerechnet ein öffentlich-rechtliches Fernsehmagazin, nämlich die Sendung “zapp” vom NDR. Mutet schon das eigentümlich an, sind auch inhaltlich einige Einschränkungen vorzunehmen, liegt hier doch direkt ein mehrfaches Mißverständnis vor:
1. In einer Medienwelt, in der Sender (auch und gerade öffentlich-rechtliche) sich Moderatoren und “Anchormen und -women” abluchsen, abkaufen und verscherbeln wie sonst nur Fußballsklaven in der Bundesliga, Read the rest of this entry »
Wie man Fernsehen kritisieren kann – und wie nicht
Am letzten Samstag war es wieder so weit: das Fernsehgroßereignis, dass man so gerne vermissen würde, ging im Zweiten Deutschen Fernsehen wieder über die (Mallorca-) Bühne: “Wetten dass”. Wie unterschiedlich man ein solches Format bewerten kann, zeigen am Montag die bundesdeutschen Printmedien. Für die Fernsehkritiker von dpa, abgedruckt in dutzenden von Tageszeitungen, deren Redakteure nicht mal mehr selbst fernsehen können, ist alles in Butter:
Für südländische Gefühle war auf der Urlaubsinsel jedenfalls gesorgt. Die Schweizer Entertainerin Michelle Hunziker ließ – obwohl sie ihre Wette gewonnen hatte – nach einiger Gegenwehr ihre Hüllen fallen und sprang im Schweizerkreuz-Badeanzug fidel in einen Pool.
Dass man eine Sendung, deren dummderbe Späße auf Pennälerniveau einen nicht vom Einpennen abhalten können, auch anders sehen kann, zeigen die Autoren zweier Zeitungen, die sonst für einen pubertären Spaß selbst gerne zu haben sind. Die eine ist der, sonst gerne gescholtene, Kölner Stadtanzeiger, der es ausnahmsweise folgendermaßen auf den Punkt bringt:
Inmitten öder Wetten (…) und öder Musikacts (…) zeigte Gottschalk ein weiteres Mal, welch begnadeter Zotenreißer er doch in Sachen Altherrenwitz ist, und als Wettkandidat Dominik mit Essstäbchen die BHs von 25 Frauen öffnete, kam dabei echtes Ballermann-Feeling auf.
Was von dieser „Wetten, dass . . ?“-Ausgabe bleibt, ist eine traurige Erkenntnis: „Fernsehgarten“-Niveau geht auch abends, auf Mallorca und ohne Andrea Kiewel.
Und die Süddeutsche Zeitung kümmert sich kritisch um die Talkgäste-Auswahl des ZDF-Formats, das sich als Katalysator verwelkender TV-Starlets geriert und im nachhinein jenes Harald Schmidt’sche Bonmot bestätigt, wonach jede trübe Tasse im Fernsehen noch die Rente durchbringen kann:
Die Sendung ist so etwas wie öffentlich-rechtliches Samariterfernsehen geworden. Während sich die Privaten in Casting-Shows als Geburtshelfer neuer Sternchen versuchen , kümmert sich das ZDF um anscheinend unverwelkliche, immer satte und jungbrunnigere Stars. Gottschalk lädt sie ein und gibt ihnen Bühne samt Publikum.
Fraglich bleibt nur eins: Warum die deutschen Gazetten sich nach jeder Ausstrahlung mit schnöder Regelmäßigkeit an einem TV-Format abarbeiten, dessen Existenzberichtigung auf einem von intelligenten Wesen bewohnten Planeten nachhaltig in Frage gestellt würde.
TV-Kritik: “Wetten, dass..?“ – Planschen mit Hunziker – TV-Kritiken – sueddeutsche.de
Verdeckte PR
Wir kennen verdeckte Ermittler, aber was ist verdeckte PR? Darüber gibt Heidi Klein von der Organisation Lobbycontrol dem Medienhandbuch ein Interview. Vor allem durch das Verhalten der Deutschen Bahn ist diese Methode der Öffentlichkeitsarbeit jetzt in den Focus geraten. Die Bahn hat Millionensummen ausgegeben, um während des Eisenbahnerstreiks bessere Presse zu erhalten. Aber es geht nicht nur um die Deutsche Bahn:
In dem Kaliber wie jetzt der Skandal bei der Deutschen Bahn werden sehr wenige Fälle öffentlich, aber die Dunkelziffer ist mit Sicherheit hoch. Wir haben ähnliche Fälle auf unserer Webseite dokumentiert, etwa die Schleichwerbung der Arbeitgeber-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in der Vorabendsendung Marienhof, die scheinbare Graswurzelinitiative "Campaign4Creativity" (C4C), die u.a. finanziert von Microsoft und SAP für starke Softwarepatente in der EU auftrat oder die "Bürger für Technik", die sich gegen Vorurteile gegen neue Technik einsetzen und eng mit der Atomlobby verstrickt sind.
Lobby Control ist eine Organisation, die sich für eine transparente Demokratie und klare Grenzen von Lobbyismus einsetzt.
Samstagmorgen mit dem Kölner Stadtanzeiger
Das nicht zu steigernde steigern: Das ist Wesensmerkmal der Pressesprache, wie sie beispielhaft der Kölner Stadtanzeiger vorführt. Heute morgen ist zu lesen:
Kinder in der Europäischen Union sollen bald noch wirksamer vor sexuellem Missbrauch geschützt werden.
Es gibt nunmal nur “wirksam” oder “nicht wirksam”. Wer “wirksamer” geschützt werden soll, der wurde es bislang eben gar nicht. Die armen Kinder der Europäischen Union!
Bei so viel falscher Steigerung freut einen doch mal eine veritable Untertreibung wie diese:
Bruno Labbadia wird von Bayer 04 Leverkusen zum Hamburger SV wechseln und dort einen Vertrag bis 2002 unterschreiben.
Bis 2002? Das heißt doch, er hört schon wieder auf, bevor er angefangen hat. Das ist wohl nur im Fußball möglich. Und im Kölner Stadtanzeiger.
Der will doch bloss werben
Ach, was muss man oft von bösen/Werbern hören oder lesen:
Zum Beispiel von der Leipziger Firma MTS GmbH, die für ihre Auto-Anhänger mit Plakaten unter der Überschrift “Miet mich – Benutz mich!” wirbt. Der deutsche Werberat sieht hier die “Grundregeln zur kommerziellen Kommunikation” ausgehebelt, da halbnackte Frauen in aufreizender Kleidung ohne jeglichen Produktbezug abgebildet waren. Hier würden “Frauen als Sexualobjekte präsentiert”, wie der Werberat feststellte.
Auf die nämliche Klage lief ein Plakat der Allgemeinen Versicherungs- und Finanzvermittlungs GmbH aus Sindelfingen hinaus. Unter der Überschrift “Bei uns müssen Sie nicht den Hintern zusammenkneifen” waren vier Frauen mit nacktem Po abgelichtet. Die Sindelfinger verstießen damit gegen die Werberegel wegen Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen.![]()
In noch herbere Kerbe schlug ein Computerhersteller: Blut spritzt vom Kopf eines boxenden Mannes, blutig sein Unterhemd, blutgetränkt auch seine bandagierten Fäuste. Und das alles nur für die Überschrift “Unschlagbar”. Auf die Beanstandung durch den Werberat hat die Frankfurter Fa. MSI Technology noch nicht reagiert.
Deutscher Werberat verurteilt "blutrünstige" Computer-Werbung | medienhandbuch.de
Deutschlands „beste“ Tageszeitung?
Als „Deutschlands beste Tageszeitung“ wird, besonders unter Journalisten, gerne die Süddeutsche Zeitung aus München bezeichnet. Mich hat diese Klassifizierung immer schon gewundert. Vieles in dieser Zeitung ist an banaler Eitelkeit nicht zu übertreffen. Das „Gutgeschriebene“ an ihren Artikeln häufig nur sprachliche Hilflosigkeit. Und speziell das wochenendliche „Magazin“ kommt über einen spätpubertären Charme oft nicht hinaus.
Was aber Redaktion und Autor dazu bewogen hat, sich in die Niederungen fäkalisierter Gossensprache zu begeben und einen Artikel über einen Speise-Eis-Test der Stiftung Warentest mit „Vanillesch…Eis“ zu überschreiben, das wird wohl auch den Wohlgesonnensten unter ihren Verfechtern ein Rätsel bleiben. Dass der Artikel auch noch unter der mäßig originellen Rubrik „Du bist, was Du isst“ erscheint, gleibt geschmacklich im Rahmen. Die „beste Tageszeitung Deutschlands“ würde anders schreiben.
Amigo-Affaire: Enthüllungen über bayerische Medienkontrolleure
Medienkontrolleure der Landesmedienanstalten sollen eigentlich die Privatsender kontrollieren. In Bayern hat sich der ehemalige oberste Medienwächter offenbar Geld vom damaligen Chef des Regionalfensters eines Privatsenders geliehen. Wer etwas davon wusste, darüber berichtet das Medienmagazin Zapp des NDR in einem Beitrag, der auch auf Youtube zu sehen ist.
Schweinegrippe toppt Politik
Die Schweinegrippe und Themen rund ums Geld haben Politik und Politiker von Platz 1 der Nachrichten-Rangliste verdrängt. In den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF rangierte die Politik mit 44 bzw. 33 Prozent immer noch weit vorne. Bei Sat.1 erreichte der Bereich Human Interest/Alltag/Buntes mit 25 Prozent den gleichen Umfang wie die Politikthemen.
Wirtschaftskrise und Schweinegrippe waren die Top-Nachrichtenthemen im April | medienhandbuch.de






