Archive for the ‘Allgemeines’ Category

WDR produziert „Lokalzeit 2 go“


05 Feb
Redaktion der "Lokalzeit 2 go" (Foto: WDR/Steinkemper)

Redaktion der „Lokalzeit 2 go“ (Foto: WDR/Steinkemper)

Nach der epidemischen Verbreitung des „Coffee to go“ — den manche allerdings auch als „Kaffee Togo“ bezeichnen — und den entsprechenden Nachfolgekrankheiten wie „Blumen to go“, „Walkingschuhe to go“ und dem „Bauhaus Drive-In“ hat sich nun auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR) infiziert und bietet künftig aus der europäischen Metropole Bergisches Land eine „Lokalzeit 2 go“ an:

Das Wichtigste vom Tag. Kurz und kompakt – alles, was man als Bergischer wissen muss. Wir wollen damit auch diejenigen erreichen, die vielleicht am Abend keine Zeit haben fern zu sehen. Diese Zuschauer konnten bislang die Fernsehsendung nachträglich in der WDR Mediathek sehen. Jetzt kriegen sie eine schnelle Ausgabe, sozusagen zum Mitnehmen schon am Nachmittag.

Das Besondere an dieser Light-Version lokaljournalistischer Nachrichtenproduktion (wobei einige WDR-Kenner ja schon die Lokalzeit für eine Light-Version von echtem Nachrichtenjournalismus halten …) ist, dass sie nicht im normalen Fernsehprogramm ausgestrahlt wird. Dabei hat genau dafür der WDR sogar einen gesetzlichen Auftrag. Stattdessen wird die To Go-Variante ausschließlich im Netz gezeigt:

Wir stellen das Ganze auf unserer Facebook-Präsenz ein, auf YouTube im WDR-Channel und natürlich auch auf der Seite des Studio Wuppertal wuppertal.wdr.de – also genau da, wo wir uns jetzt gerade bewegen.

Immerhin wissen wir jetzt, wo WDR-Redakteure sich so herumtreiben, nämlich nicht in stickigen Redaktionsstuben in Wuppertal und sonstwo, sondern auf Facebook und YouTube. Merkwürdig ist auch die Anamnese der WDRler, was die Ausstrahlungs- bzw. Uploading-Zeit angeht. Denn zu keiner Zeit am Tag wird mehr ferngesehen, als am frühen Abend, wenn ohnehin die reguläre WDR Lokalzeit läuft. Ein Bedarf gerade am Nachmittag scheint doch recht konstruiert.

Und schließlich steht natürlich die dringlichste Frage im Raum: Wenn es nun eine „Lokalzeit 2 go“ gibt, wo trägt man sie dann hin?

Sendepause beim Deutschlandfunk


23 Jan

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Die Kantine des Deutschlandfunk in Köln (Foto: H.H.).

Kölner Stadtanzeiger: Es geht auch anders


22 Jan

Ich ärgere mich ja öfter mal über den Kölner Stadtanzeiger, aber wer tut das nicht bezüglich seiner Regional- und Heimatzeitung. Aber es gibt natürlich in jeder Redaktion auch Kolleg/innen, die schlichtweg einen guten Job machen. Und so gibt es auch beim Stadtanzeiger eine Reihe von Autor/innen, die einfach nur gut schreiben können. Steter Quell‘ sprachlicher Freude ist mir da Kulturredakteur Markus Schwering. Allein seine Kritik des David Garrett-Konzerts in der KölnArena trieb mir Tränen in die Augen. Neues Bravourstück ist eine kleine Musikkritik zu einem Auftritt der Academy of St. Martin in the Fields  in der Kölner Philharmonie. Wo drückt man sich in deutschen Zeitungen schon noch so aus, wie Markus Schwering es tut, wenn er sich über den Konzertmeister Joshua Bell mokiert:

„Auch Bells Soloauftritt in der Mozart-Concertanten konnte nicht rundum überzeugen: In den schnellen Sätzen verdross immer wieder eine flüchtige, eilende, leicht hudelnde Tongebung – was zumal deshalb auffiel, weil sich der Bratschenpartner Lawrence Power einer sehr sorgfältigen, sonoren Formulierung seines Parts befleißigte. In besagtem c-Moll-Andante wichen dann aber alle Schatten: Der klagend-innige Zwiegesang der beiden erwies diesem mirakulösen Satz alle Ehre.“

Encore …

Endlich Ruhe: Smartphone-freie Zonen


16 Jan
Always On (Bild: Stefan Bayer/Pixelio)

Always On (Bild: Stefan Bayer/Pixelio)

Unter dem Titel „Orte zum Abschalten: Die fünf schönsten Funklöcher“ präsentiert die Onlineredaktion der Süddeutschen Zeitung fünf Plätze in Europa, die für Mobilfunker, Smartphonejunkies und Telefonabhängige die Hölle sein müssen. Die Reporter stellen zum Beispiel den Reichmannshausen in der Großgemeinde Schonungen in Unterfranken vor. Dort …

haben sie eigentlich alles: einen Autobahnanschluss, acht Kindergärten, elf Kirchen, mehr als 100 Vereine und Verbände, außerdem so viel Wald wie nirgendwo sonst in der Region – und ein großes Funkloch. In mehreren Ortsteilen gibt es keinen Empfang. Das idyllische Reichmannshausen und seine 484 Einwohner hat es besonders hart getroffen: Hier können die Menschen nur per Festnetz telefonieren. Internet oder Handyempfang gibt es nicht (außer sehr schwach auf vereinzelten Balkongeländern und Fensterbrettern). Der Grund: Reichmannshausen liegt in einer Senke. Um hier vollen Empfang zu haben, müssten gleich mehrere Sendemasten aufgestellt werden. Das lohnt sich für Mobilfunkanbieter nicht, die sich gerne damit rühmen, 99 Prozent der deutschen Bevölkerung zu versorgen.

Nun, das kennt man ja von Mobilfunkbetreibern wie Vodafone & Co., dass sie mehr versprechen, als sie halten. Die Reichmannshausener haben sogar schon demonstriert, um endlich auch auf Straßen und Wegen telefonisch erreichbar zu sein, doch es half nicht. (mehr …)

„Slow TV“ aus Norwegen kommt nach Deutschland


12 Jan
Foto: Hesse1309

Foto: Hesse1309

Fernsehen ohne Ereignis: In Norwegen feiert „Slow TV“ große Erfolge, und das zur besten Sendezeit.

Keine Schießerei, kein Drama, keine Dialoge. Langsam zieht die norwegische Fjordlandschaft vorbei. Eine Kuh läuft drei Schritte, eine Flagge weht im Wind. 134 Stunden, 42 Minuten und 45 Sekunden lang war das alles, was beim Norwegischen Rundfunk (NRK) über den Bildschirm flimmerte.

„Slow TV“ ist Fernsehen in Echtzeit, das Fernsehgucken soll einem Blick aus dem Fenster gleichen. Der Projektmanager des öffentlich-rechtlichen Senders NRK, Thomas Helium, sagt dazu: „Man muss das Gefühl bekommen, wirklich da zu sein“. Es gibt keine gescriptete Geschichte, keine dramaturgischen Eingriffe und keine Höhepunkte — Fernsehen als langsamer ruhiger Fluss.

Die Anregung zu „Slow TV“ haben die norwegischen Fernsehmacher aus zwei verschiedenen Quellen bezogen: Zum einen die „Slow Food“-Bewegung, die gegen den Fastfood-Trend ankocht und auf bewussten Konsum von Lebensmitteln setzt. Zum anderen ausgerechnet das deutsche Fernsehen der 1990er Jahre. Im Nachtprogramm von ORB und Bayerischem Rundfunk liefen statt des Testbilds TV-Bilder von Aquarien oder Weltraumaufnahmen, die populäre „Space Night“. Es folgten die „schönsten Bahnstrecken Deutschlands“ in der ARD und „Rave around the world“ auf VOX. Die als „Bildschirmschoner“ gedachten Meditationsfilme waren teilweise quotenmäßig erfolgreicher als das zur ausgestrahlte Programm.

Die Norweger trauten sich, das meditative Format ins Hauptfernsehprogramm zu hieven. Der Erfolg ist ohne Worte: Von den fünf Millionen Norwegern schauten 3,2 Millionen einer Schiffspassage der Hurtigruten zu. „Wir sind das so angegangen, als würden wir zu den Olympischen Spielen fahren: hochprofessionell“, sagt Hellum.

Der Bildungskanal ARD-alpha (das ehemalige BR alpha) plant nun das erste Slow TV-Format zur besten Sendezeit in der Karwoche 2015 ab 20:15 Uhr. „Während auf anderen Kanälen in Talkshows gestritten, in Spielshows gerätselt oder in Spielfilmen geschossen wird“, will Daniel Schrenker,  Initiator des „Mora“ genannten Projekts, einen Kontrapunkt setzen. Es sollen Menschen bei der Arbeit gezeigt werden. Das lateinische Wort „Mora“ steht für „Aufenthalt“ oder „Verzögerung“.

Der dritte Kreis der Vodafone-Hölle


09 Jan

vodafone_Hoelle_thumb.jpgLasst alle Hoffnung fahren, Ihr, die Ihr eintretet! Das steht laut dem italienischen Dichter Dante über dem Tor zur Hölle. Wer sich einmal hineinbegeben hat, der kann nur immer tiefer in die Hölle geraten. Ich bin in die Vodafone-Hölle gekommen, und verfolgen mich die Teufel dieses Unternehmens mit immer neuen Schikanen. Nachdem ich brieflich mein Leid über Servicewüste und Callcenter-Narreteien, über betrügerische Shopmitarbeiter und unsägliche Kundenrückgewinnungsabteilungen mitgeteilt hatte, bekam ich heute morgen diese SMS auf mein Smartphone:

Vodafone_Kundencent

Ich soll mich allen Ernstes schon wieder an das Callcenter der Fa. Vodafone und seinen „exklusiven Service“, der mich schon mehrere vertane Stunden meines Lebens gekostet hat, wenden. Kurzum: Das werde ich garantiert nicht tun.

Die Vodafone-Hölle: Weitere Verdammte


08 Jan

vodafone_Hoelle_thumb.jpgDass der Umgang der Fa. Vodafone und anderer Dienstleistungsunternehmen System hat, zeigt sich auch daran, dass man nicht allein ist: Immerhin ein wärmendes Gefühl in der kalten Welt der Servicehölle!

So schreibt mir Volker N. aus Köln:

Angefangen hatte die Hölle damit, das über Nacht 110.000 Mitarbeiter von Mannesmann ihren Arbeitgeber verloren gegenüber neuen 6000 Mitarbeitern beim „Höllen“-Unternehmen, mittlerweile werden große Anteile der Arbeit vom chines. Unternehmen Huawei ausgeführt. Deren Umgang mit Arbeitsplatzbeschaffung bedarf einer anderen genaueren Betrachtung.
Als Kameramann drehte ich dann einen der ersten Werbefilme und bin seitdem Kunde bei dem „roten“ Mobilfunkanbieter. Auch ich habe im Laufe der Zeit immer mehr statt weniger für meinen Handyvertrag bezahlen müssen und bekam durch Händler noch 2 zusätzlich auf das Auge gedrückt, davon hatte ich erst Ahnung als ich die Rechnung überprüfte…beachtenswert die 2 jährige Kündigungsfrist!

Bernhard N. aus München hatte ganz ähnliche Erlebnisse mit einem anderen Mobilfunkunternehmen:

Mir ist etwas ähnliches in München passiert. Nur bei Mobilcom-Debitel. Wollte mein Vertrag anpassen und auf einmal hatte ich zwei Handyverträge. Zum Schluss sind sie mir aber entgegengekommen und haben einen Vertrag aufgelöst.

Nicht nur im Mobilfunkbereich wird mit eigenartigen Methoden um Vertragsabschlüsse gebuhlt. Davon weiß Johanna B. ein Lied zu singen:

Ich hab das gerade mit der Deutschen Bahn. Die haben mich 2013 in eine Bahncard 1. Klasse reingetrickst, indem mir ein „exklusives Angebot für besonders gute Kunden“ geschickt wurde – ein Lockangebot, Text: „Tauschen Sie Ihre aktuelle Bahncard 2. Klasse für in eine BC 1. Klasse um, wir schenken Ihnen 100 Euro….“ Jetzt stellt sich raus, dass ich damit angeblich ein Dauerabo für die mega-teure BC First für 515.- Euro gebucht habe, das ich nicht kündigen kann! Bin gerade per Mail am Toben und wüte vor allem gegen die unsäglichen Textbausteine und Formularantworten. Man rennt wie gegen eine Wand, es ist unverschämt. Die dummen Bonusprämien für Vielfahrer sind auch so umständlich zu buchen und brauchen so viele Wochen zur Bearbeitung, dass man davon gar nichts hat. Andere Lockangebote sind mit Bedingungen verknüpft (nicht online zu buchen, nur in Verbindung mit XY), es ist eine irre Trickserei. Bin stinksauer.

Malte Wedding hat einen ausführlichen Artikel über seine Erlebnisse mit Telefongesellschaften im Magazin der Berliner Zeitung veröffentlicht:

Berliner Zeitung: Wir kamen aus dem Monopol

Die Vodafone-Hölle


03 Jan

vodafone_HoelleIch war in der Vodafone-Hölle. Ich habe sie am eigenen Leibe erlebt. Und ich leide immer noch. Ich habe die schrecklichsten Erfahrungen mit Callcentern und Hotlines gemacht, die man sich nur vorstellen kann. Ich bin im Vodafone-Shop offenbar dem Versuch aufgesessen, übers Ohr gehauen zu werden. Was ich wollte? Ich wollte ganz simpel zwei Handyverträge verlängern. Was passiert ist? Ich habe plötzlich 5 (fünf) Handyverträge und zahle dafür momentan über 200 Euro monatlich. Wofür und warum? Ich weiß es bis heute nicht. Aber von vorne. (mehr …)

Bundesprüfstelle muss Pornos rausrücken


05 Dez
Vintage Porn in Pompeii (Wikimedia)

Vintage Porn in Pompeii (Wikimedia)

Ein Sammler von 80er-Jahre-Sexfilmen hat vor Gericht erzwungen, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien den seit langem vergriffenen Streifen „Heiße Träume“ kopieren muss. Geklagt hatte der Mann aufgrund des Informationsfreiheitsgesetzes vor dem Kölner Verwaltungsgericht, wie die FAZ berichtet:

Die Kölner Lesart des Gesetzes, das Bürgern Zugang zu amtlichen Informationen gewähren soll: Der Film über Carl Ludwigs Tagträume ist eine „amtliche Information“; sie wird „zu amtlichen Zwecken“ aufbewahrt – nämlich dazu, die Indizierung, wie im Jugendschutzgesetz vorgeschrieben, alle 25 Jahre zu überprüfen. Außerdem erlaube das Urheberrechtsgesetz ausdrücklich, eine Kopie von seit mindestens zwei Jahren vergriffenen Werken für den Privatgebrauch anzufertigen.

Die Behörde hatte sich vergeblich gegen die Kopierpflicht gewehrt. Aufgabe der Bundesprüfstelle sei es, „Kinder und Jugendliche vor sie gefährdenden Medieninhalten zu schützen, nicht die private Sammelneigung einzelner zu befriedigen“, so Corinna Bochmann, Referentin bei der Bundesprüfstelle. Man hat bereits Rechtsmittel eingelegt. „Sinn und Zweck des Gesetzes ist es, Behördenentscheidungen transparent zu machen“, erklärt die Behördensprecherin. Aus dem Ringelrein der „Heißen Träume“ lasse sich „doch gar nichts ableiten, was mit der Arbeitsweise der Bundesprüfstelle zu tun hat.“

Rote Flora: Verdeckte Ermittlerin bedroht Pressefreiheit


30 Nov
Rote Flora in Hamburg (Foto: Wikimedia)

Rote Flora in Hamburg (Foto: Wikimedia)

Eine verdeckte Ermittlerin der Hamburger Polizei hat jahrelang die Rote Flora, das Zentrum der autonomen Szene, unterwandert. Doch die Polizistin „saß dort nicht nur in Plenarsitzungen und pflegte Liebesbeziehungen“, wie die Süddeutsche Zeitung etwas poetisch formuliert, sondern sie wirkte auch undercover beim linken Radiosender „Freier Sender Kombinat“ mit. Die Deutsche Journalisten-Union (dju) in Ver.Di sieht darin einen schweren Verstoß gegen die grundgesetzlich garantierte Pressefreiheit.

Warum? Ist das nicht überzogen? Ist es wohl nicht. Im Grundgesetz heißt es: „Eine Zensur findet nicht statt“. Gemeint ist damit insbesondere die Vor-Zensur. Wer etwas in Wort, Schrift oder Bild in Deutschland veröffentlichen will, muss seine Publikation vorher nicht einer staatlichen Stelle vorlegen. Genau dies aber ist undercover in Hamburg geschehen: Eine Staatsvertreterin war bei Redaktionskonferenzen und Themensitzungen dabei und hatte also schon vor der Veröffentlichung Kenntnis und Einsicht in Veröffentlichungen und konnte darauf aktiv Einfluss nehmen. Auch in Zukunft können also Redaktionen in Deutschland sich nicht sicher sein, ob nicht im Vorfeld von Veröffentlichungen Polizei und Staatsschutz verdeckt und aktiv Einfluss auf redaktionelle Entscheidungen nehmen. Dies ist keinesfalls hinnehmbar. Darum müssen im Fall der Roten Flora in Hamburg schnelle und weitreichende Konsequenzen gezogen und die Verantwortlichen zu eben genau dieser gezogen werden.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter