Archive for the ‘Allgemeines’ Category

Wundersame Welt der Werbung


28 Okt

Seltsame Werbung: Die Deutsche Bahn brüstet sich auf einem überdimensionalen Plakat im Kölner Hauptbahnhof damit, dass ihre Fahrgäste häufiger den Anschluss verpassen. Worin soll hier eigentlich der Werbeeffekt bestehen: Mitleid? Und warum ist ein weiblicher FC-Fan mit Fan-Schal abgebildet? Weil die Deutsche Bahn der Meinung ist, dass auch beim 1. FC Köln schon alles zu spät ist? Oder dass bahnfahrende Fußballfans sich warm anziehen müssen? Rätsel über Rätsel.

Bahnanschluss

Wie Werbung richtig geht, zeigt der schwedische Möbelbauer IKEA im Kölner Boulevardblatt Express:

Express_Ikea

Oder handelt es sich hier womöglich gar nicht um Werbung, sondern um einen redaktionellen Beitrag? Oh, wundersame Welt der öffentlichen Kommunikation.

Red Bull verleiht doch keine Flügel


09 Okt
Foto: Adrian Michael/Wikimedia

Foto: Adrian Michael/Wikimedia

Werbung ist der Bereich medialer Hervorbringung, bei der die Kluft zwischen hohem marktschreierischem Gestus einerseits und niedrigen Ansprüchen an Wahrheit und Wahrhaftigkeit andererseits besonders weit auseinanderklafft. Ein besonders (vor-)lautes Unternehmen bekam jetzt einen erheblichen Dämpfer: Der österreichische Brause-Hersteller Red Bull muss in den US 13 Millionen Dollar Entschädigung zahlen, weil sein süßes Getränk, anders als die Werbung behauptet, doch keine Flügel verleiht. Auf stern.de ist dazu zu lesen, ein US-Konsument habe

seit 2002 regelmäßig den Energy-Drink konsumiert, aber keinen Effekt an sich feststellen können. Red Bull wirbt durch „verleiht Flügel“ mit der leistungssteigernden Wirkung seines Drinks. Die einzelne Klage des Mannes fand schnell Mitstreiter. Der Rechtsstreit drohte zu einer Massenklage zu werden. Im Juli gab das österreichische Unternehmen klein bei und einigte sich mit den enttäuschten Kunden.

Für die Fa. Red Bull ist es gerade keine gute Zeit Eine sehr kritische TV-Dokumentation der ARD hat vor kurzem den Umgang mit Hochrisikosportlern als Werbeträgern kritisch ins Visier genommen. Und Red Bull-Ikone und Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel will den gleichnamigen Rennstall Richtung Ferrari verlassen. Flügellahm könnte man das nennen. Da hilft auch keine Brause.

Journalismus macht depressiv


28 Jun
Journalist dreht durch (Foto: B. Thorn/Pixelio)

Journalist dreht durch (Foto: B. Thorn/Pixelio)

Journalismus steht auf der Top-Ten-Liste der depressiv-machenden Berufe. Forscher der Universität Cincinnati haben den Zusammenhang zwischen Job und der Neigung zu Depressionen untersucht. Danach steht der Beruf des Journalisten auf dem zehnten Platz.

Die Wissenschaftler haben Krankenakten von 215.000 erwerbstätigen Erwachsenen im US-Staat Pennsylvania ausgewertet. Wer sich im Untersuchungszeitraum zwischen 2001 und 2005 mit „depressiven Störungen“ hat krankschreiben lassen oder behandeln lassen, gilt dabei als depressiv.

Journalisten, Autoren und Verleger liegen mit 12,4 Prozent auf Platz 10. Broker mit 12,6 Prozent bilden Platz 9. Den achten Platz nehmen Mitglieder von politischen Organisationen ein. Beamte im Bereich Umweltschutz belegen Platz 7. Immobilienmakler landen auf dem sechsten Platz. Danach kommen Krankenschwestern, Dienstleister und die Angestellten im Nah- und Fernverkehr.

Was die Forscher herausgefunden haben, ist, dass zu Depressionen neigt, wer wenig körperliche Arbeit leistet. Auch wer beruflich viel mit Menschen zu tun hat, wird statistisch häufiger depressiv.

10 Tatsachen, an denen du einen Sportreporter erkennst


20 Mai
  1. Foto: Ingen Uppgift/Wikimedia

    Foto: Ingen Uppgift/Wikimedia

    Beim dritten Bier redet er stets vom „Hattrick“.

  2. Er verwechselt ständig Mailand und Madrid und fügt dann an: „Hauptsache Italien“.
  3. Nach der 10.000. torlosen Minute fragt er sich, ob sein Statistikcomputer kaputt ist. (mehr …)

Peinliche Presse-Panne


10 Apr

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: So lautet eine alte Journalistenwahrheit. Dennoch wird sie nicht immer beherzigt, wie jetzt gerade wieder die KollegInnen vom Datenblog zeigen konnten. Sie dokumentieren eine peinliche Panne, die der nationalen Nachrichtenagentur der Schweiz (sda) unterlaufen ist:

Ringier_KorrektKann ja mal vorkommen — sollte es aber nicht …

Essen fotografieren verboten!


15 Nov
Foto: T. Reckmann/Pixelio

Foto: T. Reckmann/Pixelio

Fotos von leckeren Gerichten und hübsch angerichteten Tellern sind auf Instagram, Facebook & Co. der Renner. Food-Fotos sind aber nicht immer gern gesehen. Gastwirte zum Beispiel dürfen das Fotografieren ihrer auf Teller dekorierten Speisen verbieten. Denn der Gastwirt hat in seinem Restaurant das Hausrecht und hat darum auch das Sagen, was Bild- oder Ton-Aufnahmen in seiner Lokalität angeht. Der Nachrichtenkanal N24 zitiert die Rechtsanwältin Astrid Auer-Reinsdorff:

Er ist der Hausherr und kann bestimmen, wie sich der Gast zu verhalten hat.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Anwaltsvereins (DAV) weist allerdings darauf hin, dass das Fotoverbot selbstverständlich nicht gelte, wenn man sich Essen nach Hause liefern lasse. Speisen vom Bringdienst dürfen in den eigenen vier Wänden fotografiert und diese Bilder auch auf Bewertungsportalen, im eigenen Blog oder in den sozialen Netzwerken publiziert werden.

Ein Urheberrecht auf Speise-Kreationen haben wiederum Starköche, da sie „einzigartige Kreationen“ hervorbrächten. Bilder solcher Spitzen-Mahlzeiten dürften also auch jenseits des Hausrechts nicht im Internet veröffentlicht werden. In Berlin soll zwischenzeitlich ein Gastwirt ein Schild in seinem Lokal aufgehängt haben:

Bitte hier im Restaurant das Essen nicht instagrammen!

Na denn, guten Appetit!

Borussia Dortmund: Fankatalog vertauscht schwarz-gelb


14 Nov

schwarzgelb1Blöd gelaufen: Im neuen Fankatalog des Fußballvereins Borussia Dortmund wurde bei der Fotoauswahl offenbar nicht die nötige Sorgfalt walten gelassen. Auf einer Abbildung wird eine Tribüne voll mit Fans in den Farben schwarz-gelb gezeigt. Allerdings zeigt das Foto gerade nicht die berühmte „Wand“ im Dortmunder Stadion, sondern in Wahrheit Bayern-München-Fans, die ihre eigene Stadt hochleben lassen. Denn die Farben der bayerischen Landeshauptstadt München sind ebenfalls schwarz-gelb. Die Münchener Fanvereinigung Club Nr. 12 äußert süffisant:

Wir danken Borussia Dortmund für die Würdigung unserer Choreografie im Februar. Sie hat den Verantwortlichen so gefallen, dass man sie als eigene Choreo ausgibt und im aktuellen Katalog abdruckt.

Auf Twitter äußert sich „Lisas Welt“:

 Eine Bayern-Choreo im BVB-Fankatalog – das ist das Quadruple.

Die Aufnahme wurde beim Pokalspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund aufgenommen.

Die Schmidtchen-Schleicher-Art im Journalismus


09 Okt

Der Journalismus finanziert sich über Werbung. Dennoch (oder gerade deswegen) müssen redaktioneller Inhalt und Anzeigenteil streng getrennt werden. Werden sie aber nicht immer. Denn Werbung gilt aus verständlichen Gründen bei den LeserInnen nicht als sehr glaubwürdig. Schafft es die Werbeindustrie dagegen, werbende Aussagen im redaktionellen Teil unterzubringen, dann steigt die Glaubwürdigkeit und damit die Amortisation enorm. Und die Werbeindustrie schafft das häufig ganz einfach, nämlich durch Geldzahlungen oder andere gute Geschäfte, zum Beispiel Koppelungsgeschäfte. Dabei wird die Schaltung einer Anzeige daran „gekoppelt“, dass die Redaktion über die Firma oder deren Produkt auch etwas Journalistisches bringt.

schleichwerbung_MDrei krasse Fälle habe ich in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift M – Menschen Machen Medien dargestellt. Dabei verwundert es einen vielleicht gar nicht mehr, dass das Reisemagazin Business Traveller oder das TV-Heftchen rtv auf unbillige Art redaktionellen Inhalt und Werbung vermischen. Aber dass offenbar auch die seriöse Süddeutsche Zeitung in ihrem Magazin recht unverhohlen solche Produkte ins Bild rückt, die gleichzeitig großformatig beworben werden, verwundert schon. Mein Artikel dazu ist online hier einzusehen:

„M“: Schleichpfade. Werbung mit redaktionellem Mäntelchen – drei markante Beispiele

Einige krasse Fälle hat auch der Blog Topfvollgold, der sich vor allem mit der Regenbogenpresse beschäftigt, gesammelt.

Urlaub: Keine Entspannung wegen Medien


01 Sep
Foto: H. Wanetschka/Pixelio

Foto: H. Wanetschka/Pixelio

Die Ferienzeit geht zu Ende, aber viele Arbeitnehmer kommen alles andere als erholt aus dem Urlaub zurück. Laut einer Forsa-Umfrage kommt jeder fünfte der 30- bis 44-jährigen wenig ausgeruht aus den Ferien. Als Grund dafür wird unter anderem die ständige Erreichbarkeit angegeben. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, nicht richtig von der Arbeit abschalten zu können. Andererseits gaben von denjenigen, die dennoch zufrieden aus dem Urlaub heimgekommen sind, nur 31 Prozent an, dass der Verzicht auf Handy oder Internet zur Erholung im Sommerurlaub beigetragen habe.

Laut der Onlinebefragung der Teamviewer GmbH werden 46 Prozent der Beschäftigten in Deutschland dieses Jahr im Urlaub per E-Mail oder telefonisch in Kontakt mit Arbeitgeber, Kollegen oder Kunden bleiben. Komplett isoliert vom Job ist eine Minderheit von 23 Prozent:

Speziell Jüngere zwischen 15 und 30 Jahren nutzen darüber hinaus SMS für die Kommunikation mit Chefs und Kollegen (14 Prozent). Rund zehn  Prozent der Berufstätigen werden im Vorfeld von Kollegen und Vorgesetzten darum gebeten, auch im Urlaub zu arbeiten.

Laut einer bereits 2010 durchgeführten Onlinebefragung der Studylogic Lcc geben von über 4.000 Befragten mehr als 60 Prozent  an, soziale Medien zu nutzen, um mit Freunden und der Familie in Kontakt zu bleiben, während sie reisen.
Über ein Drittel (36 Prozent) sagt, dass sie sich lieber schnell online einloggen als kurz zu Hause anzurufen.

Berufsprestige von Journalisten


27 Aug

allensbach_berufsprestige_2013bDas Allensbach-Institut für Demoskopie hat auch im Jahr 2013 seine alle zwei Jahre erscheinende Berufsprestigeskala veröffentlicht. Das Institut erfragt dabei das Ansehen bestimmter Berufsgruppen in der Bevölkerung. Journalisten schneiden dabei regelmäßig nicht sehr gut ab. Auch 2013 belegen sie, wie Berufsprestige von Journalistenschon die der vorangegangenen Befragung, den 12. Platz. Dabei hat sich ihr Prozentwert aber neuerlich verschlechtert, nämlich von 17 auf 12% Zustimmung. Noch schlechter stehen Fernsehmoderatoren: Mit 3% belegen sie den vorletzten Platz. Das ist allerdings im Vorgleich zur Vorbefragung eine kleine Verbesserung. Im Jahr 2011 belegten die Moderatoren noch den letzten Platz: In diesem Jahr wird der aber von den Bankern gehalten.

Das Design der Umfrage kann allerdings als durchaus insinuativ betrachtet werden: den 1.560 Befragten wird nämlich eine Liste von 20 Berufen präsentiert, aus denen sie fünf auswählen sollen, die besonders hoch in ihrer Gunst stehen. Es gibt in Deutschland aber 345 verschiedene Ausbildungsberufe. Selbst ein 20. Platz auf der Berufsprestigeskala könnte also für einen hochangesehenen Beruf stehen im Vergleich zu den über 320 anderen Berufen, die auf der Liste gar nicht auftauchen und womöglich viel schlechter platziert wären.

Doch auch beim Job Rated Report des amerikanischen Diensts Career Cast schneiden Journalisten nicht gut ab. Zeitungsreporter landeten 2013 weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der „worst Jobs“, also der „schlimmsten Berufe“. Kleiner werdende Redaktionen und Budgets und die Konkurrenz des Internets hätten zu der Platzierung geführt.

Auch der US-Schauspieler Robert Redford hat Journalisten kritisiert. In einem Interview mit dem Kino-Magazin Cinema bezeichnete Redford die US-Medien als extrem tendenziös: „Die große Gefahr besteht darin, dass sich die Menschen abwenden, weil es ihnen nicht mehr gelingt, die Informationen, die auf sie einstürmen, einzuordnen und zu bewerten“. Robert Redford spielte in den 1970er Jahren an der Seite von Dustin Hoffmann einen der beiden Watergate-Aufklärer der Washington Post in dem Kinofilm „Die Unbestechlichen“. Er hat damit nicht unmaßgeblich zum damaligen hohen Ansehen des Journalistenstandes beigetragen.

 

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter