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"Titanic" contra Papst: Historischer Streit?


27 Jul

Die juristische Auseinandersetzung der katholischen Kirche mit dem in Frankfurt/Main erscheinenden Satireblatt “Titanic” verleitet die Redaktion von Spiegel Online zu schon fast historischen Phantasmagorien. Was stellen nämlich die Hamburger Redakteure fest:

Der Papst fühlte sich durch das Titelbild in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Es war das erste Mal, dass ein Papst juristisch gegen die "Titanic" vorging.

Das erste Mal, dass ein Papst gegen “Titanic” vorgeht? Kein Wunder, das Magazin wurde 1979 gegründet. Seit diesem Zeitpunkt gab es genau zwei Päpste, nämlich Johannes Paul II. und den jetzigen Amtsträger. Spiegel Online hätte genauso formulieren können: “Das erste Mal in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche geht ein Papst gegen eine deutsche Satirezeitung vor”. Das wäre bestimmt auch richtig. Auf diese Weise geht ein kleines deutsches Magazin noch in die Kirchengeschichte ein.

"Titanic"-Titelbild: Papst mit Kussmündern auf der Soutane – SPIEGEL ONLINE

Der Untergang der „Titanic“


01 Jun

Es ist schon wahr, was der fränkische Dichter Jean Paul Richter einst schrieb: „Es ist viel schwieriger, keinen Witz zu machen, als einen“. Aber im Falle des ehemaligen Satiremagazins „Titanic“ aus Frankfurt/Main ist schon dramatisch, zu welchen Aberrationen eine um den Witz nur bemühte Redaktion fähig ist. Ich jedenfalls habe mir kürzlich nach sehr langer Zeit wieder einmal eine Ausgabe dieses selbsterklärt „endgültigen Satiremagazins“ gekauft (standesgemäß am Bahnhofskiosk), und was soll ich sagen: Ich fand nichts zu lachen, auch nichts zu schmunzeln, und selbst ein beharrlich müdes Lächeln zauberte das Blatt mir nur widerstrebend ins Gesicht. Wäre nicht (auf der vorvorletzten) Seite das fiktive Interview mit Grünen-Ministerpräsident Kretschmann im Stile der christlichen Zeitschrift Chrismon, Kauf und Lektüre wären völlig vergebens gewesen. Die Humorkritik von „Hans Menz“ war gewohnt subtil und hatte stellenweise die alte Souveränität (wiewohl zu fragen ist, wer sich nach dem Dahinscheiden von Robert Gernhard dieses Pseudonyms bedient). Der Rest erinnerte eher an den fiktiven Humor der Zeitschrift Eulenspiegel oder, die Älteren werden es noch kennen, des Magazins Kowalski und war, um ein Wortspiel zu bemühen, „end-gültig“.

Wie einfach dagegen Humor sein kann, beweist die Realität in Gestalt des ZDF-Morgenmagazins. Da moderiert die nur leicht überschätzt Dunja Hayali zusammen mit einer Zeit-Redakteurin die Presseschau und hält dazu ein Tageszeitungstitelblatt nach dem anderen in die Kamera. Dann kommt sie zum gestrigen Urteils-Spruch in Sachen Vergewaltigungsprozess des Wettermoderators Jörg Kachelmann und sagt die beeindruckenden Worte:

Das können wir auch noch mal kurz reinhalten …

Humor kann so einfach sein. Ich jedenfalls habe laut gelacht.

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