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Der Untergang der „Titanic“


01 Jun

Es ist schon wahr, was der fränkische Dichter Jean Paul Richter einst schrieb: „Es ist viel schwieriger, keinen Witz zu machen, als einen“. Aber im Falle des ehemaligen Satiremagazins „Titanic“ aus Frankfurt/Main ist schon dramatisch, zu welchen Aberrationen eine um den Witz nur bemühte Redaktion fähig ist. Ich jedenfalls habe mir kürzlich nach sehr langer Zeit wieder einmal eine Ausgabe dieses selbsterklärt „endgültigen Satiremagazins“ gekauft (standesgemäß am Bahnhofskiosk), und was soll ich sagen: Ich fand nichts zu lachen, auch nichts zu schmunzeln, und selbst ein beharrlich müdes Lächeln zauberte das Blatt mir nur widerstrebend ins Gesicht. Wäre nicht (auf der vorvorletzten) Seite das fiktive Interview mit Grünen-Ministerpräsident Kretschmann im Stile der christlichen Zeitschrift Chrismon, Kauf und Lektüre wären völlig vergebens gewesen. Die Humorkritik von „Hans Menz“ war gewohnt subtil und hatte stellenweise die alte Souveränität (wiewohl zu fragen ist, wer sich nach dem Dahinscheiden von Robert Gernhard dieses Pseudonyms bedient). Der Rest erinnerte eher an den fiktiven Humor der Zeitschrift Eulenspiegel oder, die Älteren werden es noch kennen, des Magazins Kowalski und war, um ein Wortspiel zu bemühen, „end-gültig“.

Wie einfach dagegen Humor sein kann, beweist die Realität in Gestalt des ZDF-Morgenmagazins. Da moderiert die nur leicht überschätzt Dunja Hayali zusammen mit einer Zeit-Redakteurin die Presseschau und hält dazu ein Tageszeitungstitelblatt nach dem anderen in die Kamera. Dann kommt sie zum gestrigen Urteils-Spruch in Sachen Vergewaltigungsprozess des Wettermoderators Jörg Kachelmann und sagt die beeindruckenden Worte:

Das können wir auch noch mal kurz reinhalten …

Humor kann so einfach sein. Ich jedenfalls habe laut gelacht.

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