War Bischof Mixa berufen?

21 Jun

Priesterweih Mein Gott! Als Zeitungsleser dürfte der Liebe Gott momentan nicht wirklich Freude haben. Was man nicht dieser Tage alles von katholischen Geistlichen, insonderheit den kürzlich zurückgetretenen Augsburger Bischof Mixa lesen muss:

Nicht nur die angeblichen sexuellen Übergriffe, auch der offenbar massive Alkoholabusus des Ex-Bischofs kommen in der Akte zur Sprache. Demnach wird Mixa als sogenannter „Spiegeltrinker“ bezeichnet, der seinen Alkoholpegel über den Tag hinweg halten müsse. Als „vor dem Hintergrund der Krankheit sogar erklärbar“ bezeichnet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ den Gedächtnisverlust Mixas in Sachen Gewaltexzesse gegen Kinder.

Eine Frage drängt sich mir so sehr auf, dass sie bisher noch kein Journalist öffentlich gestellt hat: Bischof zu sein, ist ja nicht irgend ein Job, sondern es ist eine Berufung. Auf der Website des Bistums Speyer ist zu lesen:

Man erfindet sich nicht eine Berufung, man empfängt sie. Von Gott.

Gott hat eine Idee für dich.
Du bist ihm wichtig.
Und er möchte, daß dein Leben gelingt.
Für ihn bist du nicht irgendwer, sondern jemand Besonderes.
Deine Aufgabe ist es, diesen Weg für dich zu entdecken und ihn dann auch zu gehen.
Das ist eine spannende Sache, schließlich geht’s um dein Leben.
Du hast die Chance, etwas Großartiges daraus zu machen!

Nun frage ich mich: Wenn Bischof Mixa zu seinem Amt von Gott berufen war, wie konnte das alles geschehen? Hat Gott sich womöglich bei der Berufung geirrt? Oder war Mixa gar nicht berufen? Wie hat er dann ein solch hohes Amt erringen können? Dieser Blog hat ja einige religiös vorgebildete Menschen — ich bitte Sie um Antworten!

Neue Missbrauchsvorwürfe: Mixa soll Bistum Augsburg verlassen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Panorama

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Kölner Stadtanzeiger: Der Druck wächst

21 Jun

Der Druck wächst. Aber vielleicht nicht der Druck innerhalb der FDP, wie der Kölner Stadtanzeiger heute behauptet, sondern der Druck im Kessel jener Dampfmaschine, die einige Redakteure statt eines Gehirns im Oberstübchen haben. Wie sonst könnte in der Kölner Gazette folgendes zu lesen sein:

Kritik an Guido Westerwelles Doppelrolle in Hessen

Der Mann hat zwar alles mögliche, zum Beispiel (wie man in Köln sagt) den Ratsch im Kappes, aber eine Doppelrolle in Hessen ist von Herrn Westerwelle bislang nicht bekannt.

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Defizite nicht nur monetär

21 Jun

_Stadtanzeiger_Defizit Wenn Journalisten, wie zum Beispiel die vom Kölner Stadtanzeiger, rechnen sollen, wird aus höherer Mathematik gerne niedere. Am Wochenende berichtete das Blatt unter der Überschrift „Die Stadt Köln – ein armer Milliardär“ über das angebliche Haushaltsdefizit der Stadt. Aber wie so oft bei der Lektüre dieser Zeitung muss der Leser vor allem eines, nämlich sich wundern. Da ist beispielsweise in der Unterüberschrift zu lesen:

Finanzloch: Im Etat fehlen 464 Millionen Euro

In der direkt daneben stehenden Grafik ist eine einfache Einnahme-Ausgaben-Rechnung abgedruckt. Demnach stehen städtischen Einnahmen in Höhe 3,084 Mrd. Euro Ausgaben in Höhe von 3,186 Mrd. Euro gegenüber. Das macht summa summarum ein Minus von 102 Mio. Euro. Das ist eine erhebliche Menge Geld, die da dem Stadtsäckel fehlt. Aber es sind bei weitem nicht die 464 Mio. Euro, die der Stadtanzeiger behauptet. Sollte es sein, dass sich da irgend jemand verrechnet hat?

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Sport ist (Wörter-) Mord

18 Jun

Wenn Fußballweltmeisterschaft ist, dann ist auch die Hochzeit der Sportreporter. Für die Sprache ist das nicht immer gut. Hier nur ein oder zwei Beispiele von vielen:

Fast pausenlos lief der brasilianische Coach an der Seitenlinie unterwegs, um neue Anweisungen zu geben – ohne Erfolg.
(Kölner Stadtanzeiger)

Ohne Erfolg war hier auch der Reporter, was nicht die Ball-, aber doch die Sprachbeherrschung angeht. Aber es geht auch so:

Beim Studium der Zeitlupe stellte sich heraus, dass der Elfmeter unberechtigt war, weil dem Foul von Khune durch eine Abseitsstellung vorausging.
(Kölner Stadtanzeiger)

Nein, so geht es auch nicht. Und seit wann müssen Zeitlupen eigentlich „studiert“ werden?

Problematisch ist auch, wenn Sport auf Wissenschaft trifft. So ist lobend hervorzuheben, dass in diesen fußballverrückten Tagen die Basketballmeisterschaft von Bamberg nicht völlig untergeht. Aber was muss man lesen:

Aber die von Chris Fleming trainierten Brose Baskets setzten das Gesetz der Serie fort: In der Bundesliga-Geschichte setzte sich im Entschiedungsspiel bisher immer der Gastgeber durch.
(Kölner Stadtanzeiger)

So argumentieren Sportreporter ja gerne, und darum werden ständig Datenbanken, Statistiken und Zahlenwerke bemüht. Jedoch, dieses sog. „Gesetz der Serie'“ ist natürlich aller Wahrscheinlichkeit nach purer Blödsinn. Zwar hat der Wiener Naturforscher Paul Kammerer ein Buch mit nämlichem Titel verfasst, dass angeblich auch von Freud, Jung und Einstein goutiert wurde:

Er behauptete, eine Serie sei die gesetzmäßige Wiederholung gleicher oder ähnlicher Ereignisse, die nicht durch dieselbe Ursache verknüpft worden sein können (von „sinnvollen Zufällen“ sprach später sein Biograph Arthur Koestler). Kammerer wollte damit beweisen, das sich in sogenannten „Zufällen“ ein universelles Naturgesetz manifestiert, das unabhängig von bekannten physikalischen Kausalprinzipien wirkt.

Was wissenschaftstheoretisch allerdings dahinter steckt, ist das „Induktionproblem„, das erstmals ausführlich vom britischen Philosophen David Hume thematisiert wurde. Demzufolge lässt sich aus der regelmäßigen Wiederkehr eines Ereignisses in der Vergangenheit nicht auf dessen Wiederkehr in der Zukunft schließen. Ein Grund übrigens, warum man selten aus Erfahrung klug wird. Das gilt übrigens auch und vor allem für Sportreporter.

Anti-Medien-Blog

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Es ist ein Fenster!

16 Jun

Dass Medien für Durchblick sorgen, ist einer der am weitesten verbreiteten Mythen der Mediengesellschaft. Selten aber wurde die These so sinnbildlich vorgeführt wie in der Fußgängerzone der Universitätsstadt Göttingen. Hier wurde auf dem Marktplatz ein „digitales Schaufenster“ installiert, und siehe: Es ist ein Fenster. Aber sehen Sie selbst:

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In Göttingen kann man eben den Durchblick behalten…

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Kirgistan, Kirgisistan, Kirgisien oder was?

16 Jun

Ja, wie heißt es denn nun, das zentralasiatische Land, in dem der Bürgerkrieg ausgebrochen ist? Das ZDF ist der Meinung „Kirgisistan“:

Kirgisistan zdf

Die ARD Tagesschau hält dagegen und nennt das Land „Kirgistan“:

Kirgistan ARD

Kirgisien ist vermutlich auch nicht so ganz falsch. In der kyrillischen Umschrift schreibt es sich noch mal ganz anders, nämlich „Kyrgyzstan“. Jedem das Seine …

http://www.lib.utexas.edu/maps/commonwealth/kyrgyzstan_rel92.jpg

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iPhone 4: Much ado about nothing

09 Jun

ipod1Viel Lärm um nichts? Der amerikanische Computerhersteller Apple, vom einstigen Innovationsmotor der PC-Branche längst zum Lifestyle-Schnickschnack-Fabrikant mutiert, hat das neueste Modell seines “digital lifestyle”-Handies mit dem für diese Firma üblichen Marketing-Größenwahn angekündigt:

Phone 4: Das ändert alles. Wieder einmal.

Kritiker monieren, dass sich so viel eben doch nicht geändert habe: Wieder einmal … Die von Firmenguru Steve Jobs angekündigten Neuerungen des Iphone seien hauptsächlich solche, die es vom eigenen Vorgänger abheben, während es sich um Produkteigenschaften handle, die andere Smartphones schon seit langem aufweisen. Der Technikblog Mobilementalism schreibt:

To claim that the iPhone 4 is the biggest advance in the iPhone since it was launched tells you something about either Apple or Jobs: either the iPhone has hardly evolved since its launch, or that Jobs might be trying to spin things a little!

Eine zweite Kamera für Videotelefonie, Multitaskingfähigkeiten oder ein Akku, der länger als einen halben Tag durchhält: Das sind keine Neuerungen, die beim Handybesitzer Verzückung auslösen. Auch die deutsche Website iphone.de sieht bei dem neuen Modell mehr offene Fragen, als selbst hartgesottenen Apple-Fans wünschenswert wäre. Dass Apple völlig branchen- und produktübliche Eigenschaften als phänomenale Innovation feiert, ist schon fast Firmenfolklore: Beim Iphone 3 GS wurde die Möglichkeit, Texte und Bilder per “copy&paste” zu verschieben, als Neuerung gefeiert, während es schon bei Atari-Computern der 80er Jahre eine Selbstverständlichkeit war, die nur den Bruchteil der Rechenleistung eines Iphones hatten. Auch Nokia- und Android-Handies beherrschten da “copy&paste” schon längst. Auch die Einführung des IPad, eines Din-A-4-großen Handies, das zum Ans-Ohr-Halten zu groß und für einen ausgewachsenen Computer zu klein ist, löste Schockwellen der Begeisterung aus, während der Umstand beinahe unter den Tisch fiel, dass die Fa. Apple mit dem IPad weder den ersten, noch den besten Tablet-PC  auf den Markt gebracht hat.

Der Sexiness-Faktor, den Apple als Erfinder des “digital lifestyle” für sich beansprucht, funktionierte immer schon nur durch die Selbststilisierung als der kleine geschmeidige David, der sich gegen den PC-Goliath Microsoft auflehnt. Das von Steve Jobs beinahe schon als Mantra formulierte Glaubensbekenntnis, das sich in Joachim Gartz’ Buch Die Apple Story zitiert findet, zeigt, wie sich einer dadurch definiert, dass er sich an einem anderen abarbeitet:

The only problem with Microsoft is they just have no taste. They have absolutely no taste. And I don’t mean that in a small way, I mean that in a big way, in the sense that they don’t think of original ideas, and they don’t bring much culture into their products.

Wie schnell Sexiness und Smartness indes verfliegen, wenn der vermeintliche David erstmal Apfelaufgeschlossen hat, dafür ist die Fa.  Google das beste Beispiel: Auch Google war nur so lange der Gute, solange der Internetsuchdienst wirtschaftlich kleiner als Konkurrent Microsoft war. Seit der Markenwert Googles sich dem von Microsoft angenähert hat, ist Google plötzlich zur Bedrohung geworden. Die zum Teil auch hysterischen Reaktionen etwa auf Google Street View sind dafür ein Beispiel. Droht dieselbe Hysterie auch Apple irgendwann? Immerhin hat die Firma aus Cupertino kürzlich in puncto Börsenwert selbst den Branchengiganten Microsoft überholt. Womöglich wird damit Apple zum neuen Goliath, den anzugreifen sich wiederum viele andere kleine Davide sich aufmachen könnten.

Auf ein kleines schmutziges Detail in Sachen Iphone 4 hat der geschätzte Kollege Matthias Kremp von Spiegel Online hingewiesen: Da nun beide Seiten des schicken Livestyle-Geräts verglast sind, könnte es schmutzanfälliger sein:

Während man bisher nur auf der Vorderseite mit Fingerschmutz zu kämpfen hatte, muss man nun auch den Rücken des Geräts regelmäßig reinigen.

Lifestyle und Fingertapser: Das verträgt sich nun wirklich nicht.

Apple – iPhone – Mobiltelefon, iPod und Internetgerät.

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Praktische Erdkunde im Kölner Stadtanzeiger

08 Jun

Zeitungen wollen Orientierung bieten. Wo aber befinde ich mich, wenn ich das hier lese:

Der von Frankreich gebaute erste Europäische Druckwasserreaktor weltweit in Finnland verzögert sich erneut um ein halbes Jahr.

Oder ist es der erste finnische Reaktor weltweit in Europa? Oder ist es es der erste weltweite Reaktor aus Finnland in Frankreich? Oder ist ein französischer Finne der erste weltweite Europäer, der als Reaktor dient? Man kann bei diesen Zeitungen schon ganz schön durcheinander kommen.

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Deutschlandfunk strich brisante Passage

02 Jun

Da wird selbst die Bild-Zeitung zur Medienkritikerin. Es ist aber auch ein starkes Stück:

Gestern früh noch brüstete sich der Deutschlandfunk (DLF), dass sein „historisches“ Interview mit Horst Köhler die aktuelle Staatskrise um das Präsidentenamt auslöste. Dabei strahlte der Sender das entscheidende Gespräch bei der Erstsendung am 22. Mai zunächst ohne die Passagen aus, die jetzt zu Köhlers Rücktritt führten.

„In der DLF-Redaktion wurde die Brisanz der Äußerungen Köhlers beim Schnitt des Rohmaterials zunächst nicht gesehen“, soll ein Sprecher des Deutschlandfunk (DLF) erklärt haben. Oder haben sie die Brisanz erst recht erkannt und die besagten Stellen deswegen herausgeschnitten? Das jedenfalls mutmaßte auch ein DLF-Mitarbeiter, den ich gestern Abend in der Kölner Südstadt traf. Und die entsprechende Interview-Passage wurde dann erstmalig auch nicht vom DLF, sondern vom Partnersender Deutschlandradio aus Berlin ausgestrahlt. Übrigens: Je häufiger man das Interview mit dem Ex-Präsidenten hört, umso weniger versteht man, was er eigentlich sagen wollte.

Deutschlandfunk strich brisante Passage aus Horst Köhler’s Interview! – Politik – Bild.de

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Die "ZEIT" für Frankensteins

01 Jun

Ein Schöpfungsakt
Wissenschaftler erzeugten Zellen mit synthetischem Erbgut.

So überschrieb die Wochenzeitung Die Zeit ihren Aufmacher im dieswöchentlichen Wissens-Teil, was auch den Aufmacher für die Gesamtausgabe dieser Woche hergab. Kämpft man sich durch viele viele Zeilen Text nebst einiger kindischer Infografiken, liest man als letzte Zeilen des Artikels:

Venter habe kein neues Leben erfunden, urteilt der Nobelpreisträger David Baltimore, „er hat es nachgemacht“. Bislang ist Homo Faber nur ein Homo Plagiator und das Leben noch ein Geheimnis.

Wie denn nun? Und das als Aufmacher?

ZEIT ONLINE | Nachrichten, Hintergründe und Debatten

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Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter