Archive for April 30th, 2011

Spiegel: Wieviele Henker hatte Adolf Eichmann?


30 Apr

adolf_eichmannDieser Tage wurde in allen großen Medien des Eichmann-Prozesses vor 50 Jahren in Tel Aviv gedacht. Eichmann, einer der Chef-Organisatoren des Holocaust, war vom israelischen Geheimdienst Mossad in Argentinien entführt, in Israel vor Gericht gestellt und schließlich hingerichtet worden. Es war das einzige Todesurteil, das je in dem nahöstlichen Land vollstreckt wurde. Den Henker Shalom Nagar soll dies, so das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner Ausgabe vom 23.04.2011, mit erheblichen psychischen Problemen bezahlt haben:

Schalom Nagar richtete den Nazi Adolf Eichmann hin – und leidet noch heute darunter

Eigenartig nur: Eine Woche zuvor in einem zweiteiligen Dossier zum Eichmann-Prozess war etwas anderes zu lesen. Laut dieser Artikel-Serie gab es nämlich gar nicht nur einen Henker, sondern deren zwei. Und bei Eichmanns Hinrichtung sei extra ein Verfahren ersonnen worden, damit keiner der beiden wüsste, wer der tatsächliche Henker gewesen sei:

Die beiden Henker drückten jeder einen Knopf, von denen einer die Falltür öffnete. Eichmann stürzte drei Meter in die Tiefe.

Die Spiegel-Rechercheure sind brillant darin, alte Akten und Dokumente auszugraben und zu sichten. Vielleicht aber sollten sie hin und wieder einfach die eigene Spiegel-Ausgabe der Vorwoche lesen.

Harvard-Forscherin legt “Email-Sabbatical” ein


30 Apr

Dana boydDie Harvard-Forscherin Danah Boyd, die zu allem Überfluss auch noch in Diensten der Fa. Microsoft steht, hat für einen Monat ein “Email-Sabbatical” eingelegt. Während dieser Zeit eingegangene Mails werden unwiderruflich gelöscht und von der Wissenschaftlerin weder gelesen noch beantwortet:

No email will be received by danah’s ornery INBOX between December 11 and January 19!

For those who are unaware of my approach to vacation… I believe that email eradicates any benefits gained from taking a vacation by collecting mold and spitting it back out at you the moment you return. As such, I’ve trained my beloved INBOX to reject all email during vacation.

Die Erklärung, die Frau Boyd nachschiebt, ist ziemlich eindeutig: Sie bekomme täglich 500 bis 700 Emails, und da sie einen 1-monatigen Urlaub plane, sei es schlicht unlauter, Leute glauben zu machen, sie sei auch nur annähernd in der Lage, nach ihrer Rückkehr die tausenden aufgestauten Mails zu lesen oder gar zu beantworten:

I normally check email all day long and when I’m in full swing, I receive 500-700 personally addressed emails per day in addition to mailing lists. There’s no way that this is manageable when I’m going away for a month. There’s no way that I could address this much email in the first month of arriving in Boston. Also, I learned ages ago that it’s better to declare email bankruptcy than to fool myself or others into believing that I can manage the unmanageable. I announce my email sabbatical a few weeks ahead of time so that folks know what’s coming.

Die Reaktionen, die Boyd auf ihre Ankündigung hin bekommen haben muss, sollen teilweise niederschmetternd gewesen sein (“a self-righteous bitch”). Sie sei schockiert, wie sehr manche Zeitgenossen offensichtlich schon abhängig von ihrer Email-Box seien. Für sie selbst sei die Email-Pause eine Art “Meditation”:

I’m also shocked by how many folks are completely addicted to their email. I have to admit that email sabbaticals are very much like a meditation retreat for me. It’s all about letting go. And gosh darn it, it feels mighty fine to do this.

http://www.zephoria.org/thoughts/archives/2008/12/11/email_sabbatica.html

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter