Archive for April 4th, 2011

Zukunft der Menschheit: Der Gebetomat


04 Apr

GebetomatDie Zukunft der Menschheit wird von Maschinen und Computern bestimmt. Auch ins Jenseits hinüber und ins Metaphysische müssen darum Verbindungen geschaffen werden, die sich heute technisch realisiert finden. Ein solches technisches Gerät zur Metaphysikvermittlung ist der “Gebetomat” des Berliner Konzeptkünstlers Oliver Sturm. Er selbst beschreibt auf seiner Website, wie er auf die Idee einer Gebetmaschine kam:

Die Idee zu einem Gebet-Automaten kam mir, als ich im Jahr 1999 in New York auf einem U-Bahnsteig in einer hygienisch zweifelhaften Ecke einen Automaten an der Wand sah, der mit einer künstlichen Stimme auf einlullend monotone Weise permanent sprach. Niemand kümmerte sich um den Automaten. Ich verstand nicht genau, was er sagte, weil die akustische Qualität sehr schlecht war, aber ich nehme an, Bedienungshinweise zur Benutzung. Auf dem Bahnsteig standen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und sozialer Herkunft, eben die spezifische New Yorker Mischung, und – gerade auf dem Weg zum jüdischen Viertel in Williamsburg – stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn Gebete aus diesem Automaten kämen.

Das Bet-Gerät steht zur Zeit an drei Standorten in Stuttgart, Frankfurt und Berlin. Man stelle es sich wie einen Passbildautomaten vor. “Wenn Gott das noch erlebt hätte”, unkt Spiegel Online und unterstellt, dass das Gerät womöglich gar nicht der Erbauung der Gläubigen, sondern der Ironisierung von Glaubensrichtungen diene. Kein Betomat, sondern ein Skeptikomat mithin:

Im Gebetomat sind die Zweifel zwar nicht explizit formuliert, aber durch die profane und vollkommen wertneutrale Nebeneinanderstellung von Texten wie dem Vaterunser auf Plattdeutsch bis hin zu obskuren Glaubenstexten der Scientology-Organisation doch schon eingebaut.

Das Glaubensfragen Ewigkeitsfragen sind, zeigen auch Verlauf und Mediengeschichte der Veröffentlichungen über den Gebetomat. Denn ganz so neu ist das Gerät gar nicht, wie Spiegel Online etwa Glauben machen möchte. Der Wikipedia-Eintrag über den Gebetomat stammt ursprünglich vom Mai 2010. Der Artikel verweist als Quelle wiederum auf einen Artikel der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2008. Auch ein Artikel aus dem deutschsprachigen Teil von Radio Vatikan zeigt überdeutlich, dass alles lange nicht so heiß gebetet wird, wie es gekocht wurde.

Gebetomat

Post von Wagner


04 Apr

Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner beschäftigt sich in seinem heutigen Sendschreiben mit dem Kindermord im Münchner Vorort Krailling. Das Thema ist wahrhaft fürchterlich, der Kolumnist indes ist es auch. Deswegen freut man sich doch irgendwie diebisch, endlich diese Ankündigung zu lesen:

Ich mag nicht das Furchtbare lesen, das Schlimme. Ich mag mir nicht die Kinder vorstellen. Mehr kann ich gar nicht schreiben.

Ja, wenn er doch das Schreiben endlich aufhören würde. Er kann es halt auch einfach nicht. Auch die einfacheren Grundsätze der deutschen Sprache und Grammatik sind ihm wesensfremd. Deswegen kommen dann bei der “Post von Wagner” Sätze wie der folgende heraus:

Ich mag nicht, darüber zu lesen, wie eine 8-jährige umgebracht wird.

Und ich mag nicht, darüber zu lesen, wie ein Skribent egal welchen Alters die deutsche Sprache massakriert. Nein, ich mag es einfach nicht.

Post von Wagner: Liebe Kraillinger Mutter, – News – Bild.de

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