Archive for Mai 25th, 2010

Googles Pacman-Spiel kostet Firmen Geld


25 Mai

Googlepacman  Zu besonderen, vor allem Computer-affinen Gedenktagen erscheint das Logo des Internet-Suchdiensts Google als sogenanntes „Doodle“. Der Schriftzug erscheint dann in einer grafisch geänderten Version und ist „clickable“: Auf der folgenden Seite erscheinen dann Suchergebnisse zu dem erinnerten Ereignis. In der letzten Woche aber war alles anders, wie der Branchendienst Meedia zu berichten weiß:

Am vergangenen Freitag ersetzte Google sein Logo 48 Stunden lang mit einem Pacman-Spiel. Damit wollte der Internet-Konzern den 30. Geburtstag des Videospiel-Klassikers würdigen. Der Clou: Das Pacman-Logo war nach einem Klick auf „Insert Coin“ komplett spielbar. Das hatte Folgen.

Die Folgen dieser lustigen Idee waren nämlich wirtschaftlicher Art. Wie der US-Blog Rescue Time errechnet hat, wurden durch das Pacman-Logo-Spiel insgesamt 4,82 Mio. Stunden an Zeit vernichtet.

Basis der Berechnung ist die durchschnittliche Verweildauer von Google-Nutzern bei der Suchmaschine. Normalerweise würden Nutzer durchschnittlich viereinhalb Minuten pro Tag bei der Suchmaschine verbringen. Am Tag des Pacman-Logos stieg die durchschnittliche Verweildauer um 36 Sekunden. Klingt nach wenig, aber bei der Masse der Google-Nutzer summiert sich das auf 4,82 Mio. Stunden. Bei einem angenommenen durchschnittlichen Stundensatz von 25 Dollar würde der finanzielle Schaden des Pacman-Logos 120,5 Mio. US-Dollar betragen.

Das klingt schon viel. Umgerechnet in die Größenordnungen des Googleversums bewegen wir uns aber in noch ganz anderen Dimensionen:

Die Leute von Rescue Time haben dann gleich noch ausgerechnet, dass man mit dieser Summe alle 19.835 Google-Mitarbeiter (inklusive Larry Page und Sergey Brin) für sechs Wochen komplett beschäftigen könnte. Noch teurer wäre das Pacman-Logo gekommen, wenn man den Durchschnittslohn von Google-Mitarbeitern als Basis nimmt. Dann hätte das Pacman-Logo 298,8 Mio. US-Dollar an Kapital vernichtet

Und das ist noch nicht alles. Wie die österreichische Zeitung Der Standard zu berichten weiß, hat das Google-Pacman-Spiel zeitweise auch den Internetbrowser Mozilla lahm gelegt.

Doch womit man dabei offenbar nicht gerechnet hatte, waren die durch diesen „Google Doodle“ entstehenden Nebeneffekte: Denn viele NutzerInnen der Suchmaschine konnten mit dieser Idee so gar nichts anfangen, und wunderten sich woher denn plötzlich die bislang unbekannten Geräusche aus ihrem Computer kamen. Verschlimmert wurde die Lage noch dadurch, dass diese Töne anfangs auch ausgegeben wurden, wenn die Google-Seite nur im Hintergrund geöffnet war oder durch einen iFrame in einer Erweiterung eingebunden wurde. Was folgte waren recht reale Probleme für die Browser-Hersteller, so wurde Mozilla geradezu mit Anfragen überhäuft. Das Ganze nahm solche Ausmaße an, dass die Firefox-Support-Seite teilweise kaum mehr zu erreichen war. Zwar reagierte man auf die Beschwerden schnell mit einem aufklärenden Artikel, dieser benötigte wegen der Server-Belastung aber mehr als eine Stunde bis er auf der Seite tatsächlich auftauchte.

In der Sprache der Computer-Hacker ist das eine Denial-of-Service-Attacke gewesen, die mittlerweile wieder behoben wurde: „Surviving Pacman“ ist im Netz bereits zum geflügelten Wort geworden.

Wer den wirtschaftlichen Schaden selbst noch ein bisschen vergrößern möchte: Google hat dem Spiel an diesem Ort eine dauerhafte Heimat im Netz gegeben.

Meedia: Was Googles Pacman-Spiel Firmen kostete

Kalter Kaffee beim Kölner Stadt-Anzeiger


25 Mai

Espressomaschine Dass von Journalisten man nichts geschenkt bekommt, außer man vergilt es ihnen durch eine Gegenleistung, ist eine so altbekannte Regel, dass es nicht anders sein kann, als dass sie auch für den Kölner Stadtanzeiger gelte. Der nämlich lässt durch seine Reporterin Susanne Hengesbach Kaffee an unschuldige Passanten verteilen, nur um an eine Story zu kommen:

Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zum Kaffee einlädt?

Ja, was erzählen sie denn? Und vor allem: Was trinken sie denn? Die Einladung zu einem Kaffee, gerade in deutschen Großstädten, birgt so viele Fallstricke gerade auch sprachlicher Art, dass es an ein Wunder grenzte, wenn nicht ausgerechnet der Kölner Stadtanzeiger auch hinein tappen würde. Und siehe da:

Nachdem er seine Latte Macchiato bestellt hat, erzählt er mir, dass er momentan mit der Planung eines Studios beschäftigt ist.

Darauf sollte man doch als Reporterin gefasst sein: Die Leute lassen sich eben nicht mehr Filterkaffee in Kännchen servieren, sondern diesen ganzen neumodischen Kram — con letsche, Café Olé oder eben auch die berüchtigte Latte. So viel Recherche sollte darum einer Reporterin zuzutrauen sein, dass es korrekterweise „der Latte“ zu heißen habe. Denn dass im Italienischen die Milch („latte“) männlich konju- oder dekliniert wird, wäre, wenn es noch eines Beweises bedürfte, auch aus dem Adjektiv „macchiato“ mit seinem End-„o“ zu schließen, müsste eine weibliche Latte doch“macchiata“ sein, was auch Stadtanzeiger-Redakteurinnen mit rudimentären Latein-Kenntnissen sich zusammenreimen könnten, sofern das Erlernen kultivierter Sprachen noch zum Portfolio von Stadtanzeiger-Redakteuren gehörte. Sollte es sich, wie man allfällig mutmaßen könnte, um eine der berühmten Freud’schen Fehlleistungen handeln, die Leute bei der italienischen Kaffee-Spezialität an nichts als eine gute deutsche „Latte“ denken lässt, ist der Lapsus nicht kleiner, denn gerade diese, die Latte, sollte doch eigentlich männlichen Geschlechts sein, was ganz nebenbei die feministische Linguistik in große Schwulitäten bringt. Aber lassen wir fürderhin diese Quisquilien und beschäftigen wir uns weiter mit dem genannten Artikel im Kölner Stadtanzeiger. Was darin steht, hat ein eifriger Kommentator im Internet-Angebot des Kölner Stadtanzeigers sehr schön auf den Punkt gebracht und bedarf keiner Ergänzung:

24.05.2010 | 22.10 Uhr | RainerHohn
Das liest sich so flüssig und spannend wie der Aufsatz einer Fünftklässlerin zum Thema: „Was ich in den Sommerferien erlebt habe“.

Großvater Schulz lebt jetzt zufrieden – Kölner Stadt-Anzeiger

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