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Bild manipuliert Arbeitslosenzahlen – und korrigiert sich


17 Nov

Die Bildzeitung hat eine krass falsche Zahl von Arbeitslosen vermeldet. Laut dem Springer-Blatt seien seit Jahresanfang bis zu 1,2 Millionen Jobs weggefallen. Diese Zahl ist aber, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet, grob falsch.

Die „Bild“-Zeitung hatte geschrieben, dass in der Industrie seit Jahresbeginn 861.000 Jobs weggefallen seien, zusammen mit dem Abbau von Leiharbeit sogar 1,2 Millionen. Dabei berief sie sich auf das Statistische Bundesamt in Wiesbaden, machte jedoch einen Fehler. Die Behörde berichtet, „Bild“ habe fälschlicherweise die absoluten Vorjahresveränderungen der Beschäftigtenzahl aller Monate von Januar bis September aufaddiert. Tatsächlich ergibt sich laut Statistischem Bundesamt in diesem Zeitraum ein Beschäftigtenabbau von nur 128.000 Personen.

Auch das Statistische Bundesamt weist in einer Pressemitteilung auf  die grobe Falschrechnung hin, die auch auf der Titelseite der heutigen Bildzeitung zu lesen war:

Richtig ist Folgendes: Im Januar 2009 waren in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten  rund 5 167 000 Personen tätig, im September 5 039 000. Daraus ergibt sich per Saldo von Januar bis September ein Beschäftigtenabbau von 128 000 Personen.

Die Zahlen wurden von zahlreichen Medien begierig weitergeplappert, so vom Focus und auch von SpiegelOnline, die ihr Versehen mittlerweile selbst bekennen. Hier zeigen sich die Schwächen eines ausschließlich auf Tempo ausgerichteten Online-Journalismus. Denn etwas Recherche oder eine Nachfrage beim Statistischen Bundesamt hätte die Panne schnell aufklären können. Ob im übrigen die Bildzeitung die richtige Quelle für Wirtschaftsnachrichten ist, sei dahingestellt.

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter