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Kinderfernsehen überwiegend im Privatfernsehen


13 Nov

Inzwischen findet Kinderfernsehen ja überwiegend im Privatfernsehen statt, und da geht es fast nur noch darum, den Kindern etwas zu verkaufen, also sie dazu zu verleiten, von ihren Eltern gewisse Dinge zu verlangen.

Das sagt Armin Maiwald, der Erfinder und Autor der Lach- und Sachgeschichten in der Sendung mit Maus in einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger. Vor vierzig Jahren ging zum ersten Mal die Sesamstraße in Deutschland auf Sendung und läutete damit den Beginn der Ära des Kinderfernsehens ein. Anlass für Maiwald, ein resignatives Fazit zu ziehen und besonders mit seinem langjährigen Dienstherren, dem WDR Köln, hart ins Gericht zu gehen.

Vor Jahren noch gab es etwa im WDR eine lange Strecke für Kinderprogramm, die ist weg, alles abgebaut zugunsten von irgendwelchen Talkshows oder sonstigem Kram. Seit 20 Jahren herrschen nur noch Quotendruck und Kommerz.

Grund ist, laut Maiwald, dass der frühe Abend fürs Werbefernsehen reserviert ist. Genau das wäre aber der ideale Zeitpunkt fürs Kinderfernsehen: Nach den Hausaufgaben und vor dem Zu-Bett-Gehen. Stattdessen wird das Kinderprogamm in den eigenen Kanal „KiKa“ abgeschoben und dadurch marginalisiert. Und auch der öffentlich-rechtliche „Kika“ findet nicht den Beifall des erfahrenen Kinderfilmers:

… wenn man sich das gesamte Kika-Programm anschaut, dann laufen da Spielshows und Serien mit einer beständigen aufgesetzten Dauerfröhlichkeit in einer Lautstärke und einer Sprach-Frequenz, die fast schon wehtun. Natürlich finden Kinder Spaß und Gags und Tricks ganz lustig, natürlich verlangen Kinder nach Unterhaltung im Fernsehen. Aber zwischendurch wollen die auch mal was Ernstes, was zum Denken anregt. Da stimmt einfach die Mischung nicht.

Der große Unterschied zwischen dem heutigen und dem früheren Kinderfernsehen ist die fehlende Innovationskraft. Das hat natürlich auch mit Geld zu tun:

…es wurden laufend neue Formate entwickelt. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Heute werden Millionen für Sportrechte rausgeballert, aber im Kinderprogramm muss gespart werden. So kann es kein gutes Kinderfernsehen geben.

Die Sesamstraße läuft übrigens inzwischen morgens im sogenannten „Pre-school-Progamm“, wie die heutigen Fernsehmacher das nennen. Damit die Kleinen schon vor dem Frühstück herzhaft glotzen können.

Das ganze Interview

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