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Welches Medium informierte über den Türkei-Putsch?


18 Jul

Mit einem Facetime-Video soll Erdogan sich in der Nacht des türkischen Militärputsches in der Öffentlichkeit zurückgemeldet und dadurch den Putschisten das Wasser abgegraben haben. Aber stimmt das? Welches Medium hat am besten über den Putschversuch in der Türkei informiert?

„How FaceTime stopped the Turkish coup“ titelte die britische DailyMail online. FaceTime und damit ein Onlinevideosystem soll den Putschversuch in der Türkei zu Fall gebracht haben. Das „Beweisfoto“ allerdings erzählt etwas anderes:

Erdogan_used_FaceTime_to_talk_to_a_journalist

Die Reporterin hält zwar tatsächlich ein Apple IPhone mit dem Konterfei Erdogans hoch, aber wo tut sie es? Sie tut es im Fernsehen, dem türkischen Nachrichtenkanal NTV. Nach wie vor nur über das Fernsehen erzielt man die Reichweite, um eine so große Menge an Menschen, Wählern und Bürgern zu erreichen, dass man sogar einen Militärputsch aufhalten kann.

In Deutschland allerdings kamen die ersten Nachrichten nahezu in Echtzeit über das Internet und auf den Mobiltelefonen an: Wer Bekannte oder Kollegen in der Türkei hatte, der twitterte mit ihnen oder nutzte WhatsApp für neueste Informationen.

Mich selbst erreichten die ersten beunruhigenden Nachrichten in der Türkei auf dem abendlichen Semesterabschlussfest meiner Hochschule. Journalistenkollege Frank Überall war gerade von einer beruflichen Reise aus Istanbul zurückgekehrt und twitterte, was das Zeug hielt. Wir checkten die deutsche ntv-App und guckten, was englische Medien so im Netz zu berichten wussten.

Als ich mich gegen 23 Uhr nachhause begab, schaltete ich das Fernsehen an und erlebte eine Enttäuschung: Nur der deutsche Nachrichtenkanal ntv war in der Türkei live dabei. ARD und ZDF inkl. ihrer Spartenkanäle war das umwälzende Ereignis nicht einmal ein Schriftband wert. Auch der andere „Nachrichtenkanal“, N24, sendete lieber seine Dokumentation weiter, als das Programm für die Breaking News aus der Türkei zu unterbrechen.

Also doch: Online first.

Stern lässt Soldaten bluten


18 Mai

Es ist ja schon eigenartig, was man als Journalist über Soldaten schreiben darf und was nicht. Bis in die 90er Jahre bewegte es die Republik, wenn ein gewisses Tucholsky-Zitat in entsprechendem Zusammenhang gefallen ist (oder war es doch von Ossietzky?). Auch die Titulierung des Afghanistan-Einsatzes der deutschen Bundeswehr in Presse und Politik (Krieg oder doch nicht Krieg oder vielleicht ein bisschen Krieg) war recht eigentümlich. Aber die Metapher, die der „Stern“ jetzt für die Sparpläne des Bundesverteidigungsministers gefunden hat, schlägt dann doch der Krone einen Zacken aus:

Die Truppe muss bluten

Das kann man schließlich auch falsch verstehen. Richtig?

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter