Archive for September 23rd, 2011

Facebook: Penisverlängerung als Lebensziel? Neue Pläne fürs Netzwerk


23 Sep

BigbrotherplakatWann immer neue Datensammel-Pläne von Internet- und Werbefirmen in Umlauf kommen, wird von Big Brother gesprochen. “Big Brother” war eine Fiktion des britischen Schriftstellers George Orwell in seinem Roman “1984”: Ein totales Informationsministerium hat in dem Roman die Macht übernommen und stürzt die Menschheit in Kriege und Existenzkrisen. Aber irgendwie tut man dem “Großen Bruder” da auch unrecht: Die unbegrenzten Möglichkeiten, die Computerfirmen wittern und das Internet verwirklichen hilft, gehen weit über das Maß an Spionage hinaus, das ein Romancier sich anno 1948 (das Jahr, in dem “1984” geschrieben wurde) vorstellen konnte.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat auf einer Entwicklerkonferenz die neuen Pläne für das soziale Netzwerk Facebook vorgestellt. Mit ur-amerikanischem Understatement hat das nun nicht gerade etwas zu tun, wie Spiegel Online zusammenfasst:

Alle Fotos, alle Videos, alle gelesenen Bücher, jedes selbstgekochte oder im Restaurant eingenommene Essen, überhaupt alle Lebensereignisse in einer Art Endlos-Steckbrief vereint, unten die Geburt, oben die Gegenwart – das ist Facebooks neue Vision von der eigenen Rolle im Leben seiner Nutzer. Bei der Entwicklerkonferenz F8 stellte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg fundamentale Änderungen des größten sozialen Netzwerks der Welt vor.

Weiter heißt es:

Facebook soll zur totalen Archiv- und Konsumplattform werden, zum Spiegel der Existenz von Hunderten von Millionen. Und damit zum effektivsten, attraktivsten Werbeumfeld in der Geschichte. Denn wer alles über seine Kundschaft weiß, kann ihr auch in idealer Weise Produkte anpreisen.

Das mit dem Werbeumfeld, darüber sollte man aber doch nochmal nachdenken: Denn so richtig funktioniert das mit der Werbung im Internet ja immer noch nicht, und das trotz aller Datensammelei. Wenn die Computerfirmen, die sozialen Netzwerke und all die Internethändler so wahnsinnig viel über mich wissen, warum bekomme ich dann trotzdem ständig per Email diese Angebote für Penisverlängerungen? Und noch eigenartiger: Meine Frau bekommt nicht etwa Angebote für Brustvergrößerungen (oder wahlweise –verkleinerungen), sondern ebenfalls Penisvergrößerungsmails. Solange sich dies so verhält, mache ich mir zwar über die Datensammelwut von Facebook & Co. nach wie vor Sorgen, bin aber recht gelassen, was die kommerzielle Verwertbarkeit dieser Daten angeht.

Netzwerk-Relaunch: Facebook will Lebensarchiv werden – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Netzwelt

Fernsehkritik vor Erfindung des Fernsehens


23 Sep
Fernseher der Vorzeit

Schon interessant, mal ins Archiv oder in die Bibliothek zu gehen (für die, die das nicht mehr kennen: Große Räume mit langen Regalen, in denen nichts als Akten oder Bücher verstauben) und zu lesen, was die Leute sich so über das Fernsehen gedacht haben, als es gerade erst erfunden wurde. Im Jahr 1953 etwa schrieb Erhard Evers in der Zeitschrift „Rufer und Hörer“:

Die Kunst der Dosierung gebietet, die einzelnen Programmteile wohlüberlegt gegeneinander abzuwiegen. Stofflich Bekanntes und jegliche Mittelmäßigkeit haben im Fernsehprogramm keinen Raum. Es gibt darin keine Musikkapellen zu sehen, es sei denn eines der drei bis fünf Spitzenorchester der internationalen Kulturwelt, deren Mitglieder den Professorentitel führen und Persönlichkeiten von künstlerischem Gewicht sind.

Und es weiter unten schreibt er:
Der Unterhaltungsteil des Programms wird etwa ein Drittel der Sendezeit, im Höchstfall eine Stunde in Anspruch nehmen dürfen.
Man kann nicht sagen, dass diese Prophezeiungen vollinhaltlich eingetroffen seien.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter