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ARD: Illusion eines Massenmediums


19 Sep

Medienwissenschaftler und Filmemacher Lutz Hachmeister hat in der Wochenzeitung “Die Zeit” eine kritische Bewertung des neuen Talkshow-Zeitalters in der ARD vorgenommen. Der Artikel ist selbst nicht immer konzise, trifft aber in einigen Analyseeinheiten den Nagel auf den Kopf. Zum Beispiel hier:

Kein ARD-Verantwortlicher wird einem ernstzunehmenden Gesprächspartner weismachen, fünf Talkshows im Ersten dienten in irgendeiner Form der Aufklärung oder einem rationalen Erkenntnisgewinn. Es geht vielmehr um Flurbegradigung, sicherheitsorientierte Gleichförmigkeit, »Stripping« der Programmlinien. Und natürlich darum, bekannte Namen der Konkurrenz wegzukaufen, um so lange wie möglich in der Illusion des Massenmediums zu leben.

“Illlusion eines Massenmediums”: Das hat mir sehr gut gefallen. Nun stimmt es zwar, dass nach allen geläufigen Definitionen der Kommunikationswissenschaft das Fernsehen nach wie vor Massenmedium Nummer Eins ist. Dennoch ist die Formulierung irgendwie treffend: Immer noch machen Fernsehverantwortliche sich vor, sie würden die Maßstäbe setzen, was gesellschaftliche Diskussionen oder ästhetische Standards angeht. Doch die Definitionsmacht ist längst auf andere übergegangen. Aus den Maßstäben wurden buchstäblich Mass-Stäbe. So kann’s auch abwärts gehen mit einem Medium.

ARD: Wann bekommt Waldemar Hartmann endlich eine neue Talkshow? | Kultur | ZEIT ONLINE

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