Die Hörer des WDR-Jugendablegers 1live hatten ja erwogen, das Ereignis „Rudelgucken“ zu nennen. Durchgesetzt hat sich aber doch der Begriff „public viewing“ für eine neue Form massenhypnotischen Medienkonsums, insonderheit bei Fußballgroßereignissen wie einer Weltmeisterschaft. Sprachlich übrigens ein „false friend“, also einer jener Termini, die nur englisch klingen, aber in Wahrheit in der Originalsprache gar nicht oder ganz anders verwendet werden. So weist ein kluger Kopf bei Spiegel Online darauf hin, dass „public viewing“ vor allem in den USA ein Bestattungsritual bezeichnet:
Public viewing heißt eigentlich Aufbahrung des Leichnams, öffentliches Totenbegängnis. Ist manchmal ja auch was Wahres dran. Siehe England.
So findet sich im Netz zum Beispiel ein kleiner Bericht bei BBC online, in dem es um die öffentliche Aufbahrung des verstorbenen Papstes Johannes XXIII. geht:
Public viewing for former Pontiff
The casket containing the embalmed body of the former Head of the Roman Catholic Church, Pope John the twenty third, is being put on display in Saint Peter’s basilica in Rome later today Sunday.
Vom Sporterfolg zur Beerdigung: In den Medien nur ein kurzer Weg. Amen.