Public Viewing als Bestattungsritual

01 Jul

Die Hörer des WDR-Jugendablegers 1live hatten ja erwogen, das Ereignis „Rudelgucken“ zu nennen. Durchgesetzt hat sich aber doch der Begriff „public viewing“ für eine neue Form massenhypnotischen Medienkonsums, insonderheit bei Fußballgroßereignissen wie einer Weltmeisterschaft. Sprachlich übrigens ein „false friend“, also einer jener Termini, die nur englisch klingen, aber in Wahrheit in der Originalsprache gar nicht oder ganz anders verwendet werden. So weist ein kluger Kopf bei Spiegel Online darauf hin, dass „public viewing“ vor allem in den USA ein Bestattungsritual bezeichnet:

Public viewing heißt eigentlich Aufbahrung des Leichnams, öffentliches Totenbegängnis. Ist manchmal ja auch was Wahres dran. Siehe England.

So findet sich im Netz zum Beispiel ein kleiner Bericht bei BBC online, in dem es um die öffentliche Aufbahrung des verstorbenen Papstes Johannes XXIII. geht:

Public viewing for former Pontiff

The casket containing the embalmed body of the former Head of the Roman Catholic Church, Pope John the twenty third, is being put on display in Saint Peter’s basilica in Rome later today Sunday.

Vom Sporterfolg zur Beerdigung: In den Medien nur ein kurzer Weg. Amen.

Public Viewing – Wikipedia

Weiterflüstern ...Share on Facebook0Tweet about this on TwitterShare on Google+0Share on Tumblr0Email this to someonePrint this page

Leave a Reply

Loading Facebook Comments ...

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter