Tagesschau.de: Korruptionsvorwürfe gegen die deutsche Sprache

13 Sep

Es gibt diese unausrottbaren Sprachschnitzer, wie nicht nur, aber hauptsächlich Journalisten sie begehen. Einer davon betrifft das Wort “programmieren”. Wörtlich übersetzt heißt es “vor-schreiben”. Eine Vorschrift ist ja z.B. auch ein Computer-Programm, denn es sagt dem Computer, was er zu tun hat.

Nun schreibt die Nachrichtenredaktion von Tagesschau.de über einen millionenschweren Bestechungsskandal in Frankreich. Die traurige und nackte Wahrheit klingt so:

Robert Bourgi, ehemaliger Afrika-Berater von Jacques Chirac, hat ausgepackt: Im Auftrag von Chirac und Ex-Premier De Villepin habe er jahrelang Millionensummen nach Paris geschafft. Die Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück. Doch ein Polit-Skandal ist vorprogrammiert.

“Vor-programmieren”, das ist so viel wie “vor-vor-schreiben”, und damit mindestens ein “vor” zu viel. Pleonasmus nennen das die Sprachwissenschaftler. Ob hier das Wort “programmieren” (auch ohne das lästige “vor’” zu viel) die richtige Wortwahl war, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Aber so schreiben nun mal Journalisten.

Korruptionsvorwürfe gegen Chirac: Geldkoffer aus Afrika? | tagesschau.de

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2 Responses

  1. DirkNB sagt:

    Der Journalist an sich schreibt/spricht ja auch immer wieder gern vom Super-GAU, einer doppelten Steigerung des größten anzunehmenden Unfalls. Aber nicht nur sie sind schuldig geworden, auch Bankmitarbeiter steigern gern das Wort sicher, wenn sie zum Beispiel feststellen, dass das neue Onlinebanking sicherer ist als das alte. Habe ich also bisher unsicher überwiesen?

    Wahrscheinlich wird irgendwo gelehrt, dass Vorsilben ein Muss im professionellen Sprachgebrauch sind. Auf Werbeblättchen las ich unlängst auch von Abverkäufen, die auch nicht mehr sind als normale Verkäufe. Nachrecherchieren ist auch ein schönes Beispiel. Bemerkenswert ist, dass Abkürzungs-Normalwort-Kombinationen, dann aber gern am Wortende, auch zu Doppelungen neigen. HIV-Virus, ABM-Maßnahmen, … 😉

  2. hektor sagt:

    Lieber Dirk, ich gebe Dir in jedem Punkt recht. Es muss wirklich ein heimliches Handbuch eigenartiger Formulierungen geben, die für Journalisten Pflicht sind. Das ist neben all den statistischen und mathematischen Pannen eine der häufigsten Fehler- und Ärgernisquellen des Journalismus.

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