Posts Tagged ‘Shitstorm’

Shitstorm kostet Kölner Stadtanzeiger die deutsche Grammatik


22 Dez

Eine unbedachte Äußerung hat eine amerikanische PR-Beraterin jetzt den Job gekostet:

tweet_job1Dieser Tweet soll einen Shitsorm ausgelöst haben. Der Artikel des Kölner Stadtanzeigers darüber hat allerdings die deutsche Sprache die Grammatik gekostet:

Eine unbedachte Äußerung in Sozialen Netzwerken kann das Leben in einen Alptraum verwandeln. Das muss jetzt die US-amerikanische PR-Managerin Justine Sacco erfahren. Ihr rassistischer Tweet hat eine Welle der Empörung ausgelöst und ihr den Job gekostet.

Wenn man sich schon unbedingt gepflegt ausdrücken will, dann sollte man auch ein gepflegtes Verhältnis zur deutschen Sprache haben. Und die Frage, ob es sie etwas gekostet oder ob jemand an ihr gekostet oder was es eigentlich die Sprache kostet, ist ja auch journalistisch in diesem Zusammenhang nicht völlig irrelevant. Wenn diese Fragen geklärt wären, könnte man nämlich überhaupt erst anfangen, sich übers Wesentliche zu unterhalten: Warum geht der Kölner Stadtanzeiger eigentlich davon aus, dass die unverhohlen rassistische Äußerung „unbedacht“ gewesen sei? Warum nimmt man dort wie selbstverständlich an, dass blonde weiße PR-Beraterinnen nicht wüssten, was sie reden oder schreiben? Warum löst so etwas eigentlich niemals einen Shitstorm aus?

 

Fiktive Shitstormagentur leimt Süddeutsche


08 Apr

Die Süddeutsche Zeitung ist auf eine fiktive Shitstormagentur hereingefallen. Im Feuilleton der Freitagsausgabe wurde ein Oliver Bienkowski interviewt, der vorgeblich eine Agentur betreibe, bei der sich sogenannte Shitstorms in Auftrag geben ließen. Shitstorms heißen die neuartigen Empörungswellen im Internet, bei denen Schauspielerinnen, Politiker und PiratenfunktionärInnen massenhaft mit Mails und Postings oft beleidigenden Inhalts überzogen werden.

Das Problem: Herr Bienkowski, der sogar auf der Titelseite der SZ angekündigt worden war, ist alles andere als professioneller Shitstorm-Vermittler. In einer ausführlichen Berichtigung erklärt Vize-Feuilletonchef Adrian Kreye, hereingefallen zu sein:

Das Projekt gibt es nicht, auch wenn Bienkowski das auf Nachfrage mehrmals behauptete. Auf der Caveman-Webseite wurde nun enthüllt, dass es sich um eine Medienmanipulation handelte, um auf das Schicksal von Obdachlosen aufmerksam zu machen.

Bei gekauften Facebook-Likes ist das Phänomen allerdings bekannt. Tatsächlich werden dabei arbeitslose Menschen vor allem in Osteuropa verdungen, um Marken- und Politikerprofile in der neuen Währung der „gefällt mir“-Klicks in dem sozialen Netzwerk aufzuwerten. Die Tageszeitung „Die Welt“ findet nicht so sehr die Satire, als den Umgang der SZ damit in nachhinein für problematisch:

Eine „Guerilla-Marketingorganisation“ macht auf einer halben Zeitungsseite mit einem erfundenen Geschäftsmodell auf sich aufmerksam, um anschließend die leere Behauptung aufzustellen, sie verfolge einen guten Zweck, was ihr die spürbar erleichterte Zeitung ebenso willenlos abkauft wie das Geschäftsmodell: Wenn ein Shitstorm die Kunst ist, alles noch schlimmer zu machen, indem man darüber redet, dann sind wir hier leider in einen solchen hineingeraten.

Vielleicht wäre hier mal ein, naja: Shitstorm fällig.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter