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Fehlender Verstand: „Sexy Selfies“ auf bild.de


30 Okt
Screenshot bild.de

Screenshot bild.de

Die Redaktion von bild.de ruft in ihrer Fotocommunity 1414 dazu auf, „sexy selfies“ von sich hochzuladen. Und das mit einer durchaus paradoxen Aufgabenstellung – O-Ton:

Du bist eine absolute Schnappschuss-Queen oder Frauenschwarm und inszenierst dich am liebsten selbst? Dann zeige uns deine Schokoladenseite und schieße uns ein Bett-Selfie, Bikini-Selfie oder Dusch-Selfie – Hauptsache sexy! Ganz wichtig ist übrigens das richtige Posieren: Brust raus, Po raus, Bauch rein und als Mann die Muskeln anspannen. Zeigt ruhig etwas Haut, aber achtet darauf, nicht zu viel zu zeigen

Den zwei Gewinnern, die von einer „Jury“ ermittelt werden, winken sage und schreibe 100,- Euro für die Selbstentblößung. Der Medien-Branchendienst turi2 urteilt, das Ergebnis lasse „am Verstand der Menschheit zweifeln“.

Medien in Deutschland nicht jugendfrei


26 Jul

Nach einer Meldung des Branchendienstes Meedia hat die Kommission für Jugendschutz (KJM) die deutschen Medien stark gerüffelt:

Eine ganze Reihe an Verstößen in Rundfunk und Internet hat die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) im zweiten Quartal 2011 festgestellt. Allein auf das RTL II-Format „X Diaries“ entfielen 31 der insgesamt 47 Fälle. Die Scripted-Reality-Produktion sei wegen ihrer aufdringlichen Darstellung von Sex und Alkohol und der derb-zotigen Sprachwahl für Jugendliche unter 16 Jahren als entwicklungsbeeinträchtigend zu bewerten. Zudem rüffelte die KJM die Live-Berichterstattung von N24 über das Geiseldrama in Manila.

Den ganzen Bericht der KJM kann man hier lesen.

Bild wieder mal auf Penis-Niveau


26 Sep

Dass die Bildzeitung ein penibles Blatt sei, lässt sich vor allem mit der Bevorzugung Penis-naher Themen begründen. Und dass nicht erst, seit die alternative (?) tageszeitung (taz) den Penis von Chefredakteur Kai Diekmann zum Thema und damit auch gerichtskundig gemacht hat. Jeder Vorwand, und sei er noch so nichtig oder niedrig, wird genutzt, um Geschlechtsteile jedweder Couleur zum Thema zu machen. Selbst als “Verriss” oder moralinsaure Gardinenpredigt getarnt, schafft es das Blatt, den Penis fröhliche Urständ’ feiern zu lassen. Die Rede ist hier von der heutigen Ausgabe der “Bild am Sonntag” (BamS), deren sonntäglicher Tiefsinn so tief geht, dass er bis in die Unterhosenregion reicht. Man nimmt die samstägliche Ausgabe der RTL-Fernsehsendung “Supertalent” zum Anlass, sich betroffenheitstriefend und schamtrunken über “Penis-Malerei und Busen-Karate” zu echauffieren und fragt so scheinheilig, wie die meisten Heiligen eben einmal sind:

“- wie tief geht’s noch, RTL? (…) Willkommen im tiefen Tal des Trash-Fernsehens!”

Was sich da zum Sittenrichter aufspielt, ist das Trash-Medium par excellence, und gerade die “Bild am Sonntag”, nota bene, jenes Blatt, das seinen Relaunch vor vier Jahren mit dem Slogan “mehr Bums in BamS” garnierte.

Die Bildzeitung als “moralische Instanz”?

Ist die Bildzeitung eine moralische Instanz? Selbstverständlich ist sie das, ebenso wie das pornographische Werk des Marquis de Sade oder der Autor von Mein Kampf moralische Instanzen sind. Sie alle sind in ihrer moralischen Aussage ungeheuerlich, nämlich ungeheuerlich banal. Das meint der französische Soziologe Pierre Bordieu, wenn er vom „Moralingehalt“ schreibt und Journalisten zu „Verkündern einer typisch kleinbürgerlichen Moral“ ernennt. Und der Mainzer Publizistikprofessor Hans Mathias Kepplinger stellt fest: „Die Bildzeitung ist eine der wichtigsten Quellen für moralische Urteile in der Bevölkerung“. Die Moral, die hier vertreten wird, ist die des schlecht informierten hinterwäldlerischen spießbürgerlichen Zeitgenossen, sprich: des ganz gewöhnlichen Deutschen im 21. Jahrhundert. Geschätzte 12 Millionen Menschen lesen täglich in der Bildzeitung. Man kann sie nicht alle exkulpieren und mit dem angeblich guten Sportteil herausreden. Sie haben die Bildzeitung zu dem gemacht, was sie ist, nämlich dem mächtigsten und einflussreichsten Blatt der Republik, das sich unwidersprochen „Meinungsführerschaft“ auf die Brüste schreiben darf. Bundeskanzler des rechten wie des linken Lagers haben ihre Regierungssprecher aus den Reihen der Bild-Redaktion bestellt. Bundeskanzler Gerhard Schröder äußerte, ohne rot zu werden, er benötige zum Regieren nur „Bild, Bams und Glotze“. Hier wird Politik vom eigenen Spitzenpersonal zwischen Schlagzeilen wie „Kniete sie vor ihm nieder und befriedigte ihn?“ und Anzeigentexten wie „Bin ich eine Schlampe weil ich immer heiß bin?“ in die Gosse gezogen. Dankenswert offen gesteht der abgewählte Bundeskanzler ein, dass dieses Land mit Sexualneid, Erpressung, Mordlust und anderen niederen Instinkten regiert wird.

Einer solchen “moralischen Instanz” ist jeder Penis recht, um das große Untenrum der gerühmten Mitte der Gesellschaft anzusprechen. Und was dem Fernsehsender RTL hier moralsüffig angekreidet wird, tut man doch andererseits gerne selbst im eigenen Web TV, nämlich mit dem Schwanz wedeln:

Bild-Video: „Supertalent“-Kandidat Tim Patch kann mit seinem Penis pinseln – Unterhaltung – Bild.de

Es gibt vielleicht kein Blatt auf der Welt, in dem der Penis so sehr der verlängerte Arm der eigenen Chefredaktion ist, wie die Bildzeitungbild_penis. Keine Behauptung ist zu bescheuert, keine Schlagzeile zu hirnverbrannt, um nicht penibel auf seine Penistauglichkeit hin gemustert zu werden. Man muss schon tief im Genitalen beheimatet sein, um etwa auf eine Überschrift zu kommen wie: “Erstes Tor mit Penis geschossen”.

Besserung oder doch wenigstens Linderung ist hier nicht in Sicht: Wer einmal moralisch so verrottet ist wie dieses Leidmedium der vielzitierten “Mitte”, der ist auch mit brachialen Kunstgriffen nicht mehr auf ein Niveau zu heben, dass er einer eventuell moralisch etwas weniger korrumpierten Bevölkerungsminderheit erträglich erschiene. Es bleibt nur jene Aufforderung, die man gerade der Sonntags-Ausgabe dieses Blattes, also der Bums-BamS, zurufen möchte: Schwanz ab zum Gebet!

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter