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Journalismus-Studie: Armut und Reichtum werden falsch dargestellt


22 Apr
Obdachlos

Obdachlos (Foto: Matthias Balzer/pixelio.de)

Laut einer Studie, die Hans Jürgen Arlt und Wolfgang Storz im Auftrag der Rosa Luxemburg-Stiftung durchgeführt haben, werden Reichtum und Armut in deutschen Medien falsch dargestellt. Untersucht wurden die Tages- und Wochenzeitungen Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Spiegel und Die Zeit. Als Beobachtungszeitraum wählten die Autoren die Phase zwischen dem dritten und dem vierten Lebenslagenbericht der Bundesregierung. Insbesondere die Darstellung des gesellschaftlichen Reichtums führt nach Meinung der beiden Forscher in die Irre:

Der blinde Fleck des Journalismus ist die stumme Macht des Reichtums. Es gibt eine Blackbox Reichtum. Eine Auseinandersetzung mit der Macht privater Großvermögen, die ihre Interessen ohne Worte zur Geltung bringen können, findet nicht statt. Der riesige Reichtum in den Händen weniger wird entweder überhaupt nicht kommentiert oder selbst dann nicht genauer durchleuchtet, wenn er kritisch bewertet wird.

Die Autoren der Studie bemängeln auch, dass die Armutsproblematik in Deutschland gerne isoliert dargestellt würde:

Armut wird vorwiegend als isoliertes Problem der Armen dargestellt. Entweder führen sie ihre Armut selbst aktiv herbei oder es gelingt ihnen nicht, unverschuldete Schwierigkeiten zu überwinden. Inwieweit der Staat ihnen helfen soll, ist umstritten. Zu viel Unterstützung untergrabe die Eigeninitiative, argumentieren die einen, zu wenig widerspreche den Geboten der Gerechtigkeit, so die Ermahnung der anderen. Dass beide Auffassungen im selben Medium parallel vertreten werden – ohne dass sie sich diskursiv aufeinander beziehen –, ist fast die Regel.

Die Autoren nennen das auch die “Einfalt der Vielfalt”.  Das bloße Neben- und Gegeneinanderstellen von Positionen, die in den tagespolitischen Auseinandersetzungen ohnehin ständig wiederholt werden, mache noch keine Qualität aus. Auf Telepolis werden Mutmaßungen angestellt, wie es dahin kommen konnte, dass Armut als gesellschaftliches Phänomen in den Medien weitgehend ignoriert wird und was stattdessen die Nachrichtenfaktoren sind, an denen sich journalistische Themenfindung orientiert:

Dafür finden sich allwöchentlich besinnliche Betrachtungen eines in der Gesellschaft angekommenen Mittelstandes, der den Müll korrekt trennt und Wert auf gesundes Essen legt.

Armut und Reichtum in deutschen Medien | Telepolis

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter