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Das schlechteste Interview des Jahres


30 Jul

fox-news-logoDer US-amerikanische Fernsehsender Fox fällt nicht gerade durch politische Ausgewogenheit oder Umsicht bei Formulierungen auf. Jetzt hat sich aber eine Moderatorin der Fox News-Sendung einen peinlichen Auftritt erlaubt, der Rückschlüsse darauf zulässt, wie wenig journalistische Recherche oder Vorinformationen vor Interviews geschätzt sind. Anchorwoman Lauren Green interviewte live den Religionswissenschaftler und Buchautor Reza Aslan. Der hat gerade ein Buch über Jesus veröffentlicht: „Zealot: The Life and Times of Jesus of Nazareth“. Frau Green zeigte sich überrascht, dass ein gläubiger Moslem ein Buch ausgerechnet über Jesus schreibe. Autor Aslan glaubte, ihre Zweifel dadurch vertreiben zu können, dass er darauf hinwies, Professor für allgemeine Religionswissenschaft zu sein, eine Doktorarbeit über das Neue Testament geschrieben zu haben und fließend Altgriechisch verstehe, also die Sprache des Evangeliums. Indes die Fox-Fernsehjournalistin interessierte das alles überhaupt nicht. Im Gegenteil verstieg sie sich zu der Behauptung, Reza Aslan verschweige seine Zugehörigkeit zum Islam. Das klingt schon fast nach Verschwörungstheorie. Der Religionswissenschaftler konterte: „Ma’am, auf der zweiten Seite meines Buches steht, dass ich ein Muslim bin. In jedem einzelnen Interview, das ich jemals im Fernsehen oder gedruckt gegeben habe, ist erwähnt, dass ich ein Muslim bin“.

Schlecht vorbereitete Moderatoren sorgen immer mal wieder mit verpatzten Interviews für Aufmerksamkeit. Im vergangenen Jahr wurde ein Gespräch von NDR-Moderator Hinnerk Baumgarten mit der Schauspielerin Katja Riemann zum Youtube-Hit. Die Schauspielerin bemerkte anschließend: „Es ist irre lustig, wenn ein Moderator zwischen den Gesprächen sich in der Kamera spiegelt und laut äußert, wie geil er aussieht …“

Für den Branchendienst Meedia handelt es sich beim Ausrutscher von Fox-Frau Lauren Green um das „peinlichste Interview des Jahres“. Bedenklich ist nicht nur die schlechte journalistische Arbeit. In einer Live-Situation gerade im hektischen News-Geschehen kann das immer mal wieder vorkommen. Aber die Nachfragen der Anchor-Frau weisen auf einen unverhohlenen Ethnozentrismus und erhebliche Vorurteile gegenüber Menschen mit anderen religiösen Ansichten hin. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass Laren Green selbst „Farbige“ ist. Reza Aslan kann ganz entspannt bleiben: Nachdem die Geschichte mit dem verkorksten Fox-Interview im Internet hochkochte, kletterte seine Neuerscheinung auf Platz 2 der Bestsellerliste der New York Times.

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter