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Der schlechteste Journalismus des Jahres


02 Jan
Foto: Pixabay

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Die angesehene amerikanische Fachzeitschrift Columbia Journalism Review hat den „schlechtesten Journalismus des Jahres 2014“ gekürt. Die Autoren der CJR weisen darauf hin, dass 2014 ein gutes Jahr für den Journalismus war, in dem viele weittragende Geschichten mit erheblichen politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen veröffentlicht worden sind. Aber daneben gab es auch schwere Ausfälle. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass es sich nur um Beispiele handelt, die die Funktionsweise eines Journalismus darstellen sollen, der in die Hose geht. Darum ist es auch zu verschmerzen, dass es sich ausschließlich um US-amerikanische Exempel handelt. Die entsprechenden heimischen Fälle fallen einem da schnell ein.

Einen Preis für schlechtesten Journalismus hat sich die Zeitschrift Rolling Stone verdient. Sie berichtete über eine Gruppenvergewaltigung an der University of Virginia – eine Story, die sich nach einem Fact-Checking der Washington Post als nicht stichhaltig erwies. Den Preis verdient Rolling Stone laut CJR aber nicht nur, weil grundlegende journalistische Tugenden vernachlässigt wurden, sondern auch, weil die Redaktion in einer Stellungnahme die Schuld allein auf die Autorin zu schieben versuchte und ihre eigenen redaktionellen Pflichten außen vor ließ.

Einen Preis für schlechtesten Journalismus hat sich auch die Redaktion des angesehenen TV-Politmagazins 60minutes des Senders CBS verdient. Sie brachte es fertig, Auslandskorrespondenten nach Liberia zu schicken, um über die Ebolaseuche zu berichten, und diese interviewten ausschließlich andere US-Ausländer und keinen einzigen Einheimischen.

Screenshot: Lemon auf CNN

Screenshot: Lemon auf CNN

Den Hauptpreis verdiente sich aber CNN-Moderator Don Lemon. Live-Moderationen seien zugegebenermaßen eine hohe Kunst, so die Kritiker, aber Lemons Aufsager seien ein herausragendes Beispiel dafür, wie man seine Worte weise wählen könne – oder eben auch nicht.  So fragte er Interviewpartner, ob Malaysia Airlines Flug 370 von einem Schwarzen Loch geschluckt worden sein könnte: „Es klingt absurd, aber ist es absurd?“ Ein anderes Mal verglich er das Prügeln von Kindern mit dem Training von Hunden. Die Rassenunruhen in Ferguson kommentierte er mit dem Satz: „Offenbar liegt der Geruch von Marihuana in der Luft“. Und ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer des Schauspielers Bill Cosby belehrte er: „Es gibt doch Möglichkeiten, Oralsex zu vermeiden, wenn Sie ihn nicht ausüben wollten .. ich meine, Sie hätten doch Ihre Zähne einsetzen können, oder?“

Leider gibt es im deutschsprachigen Raum, wo immerhin an die 2.000 Journalistenpreise existieren, keine vergleichbare Auszeichnung für schlechten Journalismus. Nur das Netzwerk Recherche vergibt die „Verschlossene Auster“ für Informationsverhinderer.

Falschmeldungen bei CNN und Fox


02 Jul

dpa-Chef Wolfgang Büchner verkündete es für seine Nachrichtenagentur ultimativ: „Richtigkeit geht vor Schnelligkeit“. Und das, nachdem die dpa selbst einer veritablen Presse-Ente Flügel verliehen hatte, und das nicht zum ersten Mal. Nun hat es zwei US-amerikanische Nachrichtenkanäle erwischt, nämlich CNN und Fox. Beide hatten nach dem richtungweisenden Urteil des supreme court in Washington über die Krankenversicherungspläne Präsident Obamas fälschlich behauptet, das oberste amerikanische Gericht habe sich mehrheitlich gegen die Pläne ausgesprochen. Doch das Gegenteil war der Fall.

Screenshot CNN

Vor allem in den sozialen Netzen ernteten die Nachrichtenkanäle, besonders CNN, viel Häme. Auf Twitter schrieb ein Nutzer mit Namen „lindasusan“ gar von einem historischen Ereignis: CNN habe gerade das „Dewey besiegt Truman“ der Twitter-Generation geliefert. „Dewey Defeats Truman“ ist eine der berühmtesten Zeitungs-Enten der Pressegeschichte. Die Chicago Tribune hatte nach den US-Präsidentschaftswahlen auf ihrer Titelseite vom 3. November 1948 gemeldet, dass Herausforderer Thomas E. Dewey den Amtsinhaber Truman besiegt habe. Das Gegenteil war der Fall.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter