Süddeutsche: Kapitol oder Palatin?

03 Dez

Forum Romanum (Foto: Wiki Commons)

Zitronenfalter heißen bekanntlich nicht so, weil sie Zitronen falten. Und der Klugscheißer? Auch da könnte man allerhand spekulieren, warum der zu seinem legendären Namen kam. Klar aber ist, wer mit seiner Bildung hausieren gehen will,  der sollte schon aufpassen, dass er nicht in Fettnäpfchen tritt. Aber es passiert halt doch immer wieder. Zum Beispiel in der Süddeutschen Zeitung. Da gab es in der Wochenendbeilage einen historisch räsonnierenden Beitrag über die Geschichte der Mätresse von den Kaisern des alten Rom bis zum CIA-Chef der USA in unseren Tagen. Und darin heißt es:

Die Ehe gilt dort offiziell als Säule der Gesellschaft, und die Erwartungen an Führungspersönlichkeiten erinnern an jene Dichter Roms, die noch den tumbesten Lustmolch im Kapitol als Herold der Tugend besangen.

Wenn mit dem „Lustmolch im Kapitol“ der ein oder andere römische Kaiser gemeint sein sollte, ist allerdings etwas durcheinander gegangen. Denn die Kaiser im alten Rom saßen nicht auf dem Kapitolhügel, sondern gegenüber auf dem Palatin, von dem sich unser Wort für Palast herleitet. Der Kapitol war der Tempelberg und den Gottheiten Juppiter und Juno geweiht. Und jetzt darf man mich ruhig Klugsch… nennen.

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2 Responses

  1. Jens sagt:

    Jupiter schreibt sich mit einem P, nicht zwei. Viel wichtiger aber: auf dem Kapitol wurden Reden gehalten. Dort standen nicht einfach nur Tempel herum, es war ein Versammlungsort und Teil des öffentlichen Lebens. Und ganz sicher wurden hier auch Kaiser von zweifelhafter Moral von ihren Anhängern öffentlich verteidigt oder „besungen“. Wo sich die Kaiser selbst aufhielten, ist dafür unerheblich.

    Wenn schon, dann kann man sich nur an der Formulierung „im Kapitol“ stören, denn das war im alten Rom, wie du richtig sagst, ein Hügel.

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