So käuflich ist die Presse

05 Apr

 

Auf der feinjustierten Waage von Gewinnoptimierung und Wahrheitsoptimierung schlägt in jener Produktkategorie, die wir gemeinhin als kommerzielle Presse kennen, das Gewicht gerne nach der Seite des Kommerz aus. Wahrheitsoptimierung wird dann in der Weise betrieben, dass das Ergebnis der Gewinnoptimierung sich im redaktionellen Teil der wahrheitserzeugenden Pressemaschinerie wiederfindet. Diesen Nachweis hat nun, nicht zum ersten Mal, aber doch recht schlüssig, die Berliner tageszeitung (taz) erbracht, die under cover bei bundesdeutschen Presseverlagshäusern nachgefragt hat, ob nicht im Falle einer großzügigen Anzeige sich auch im redaktionellen Teil der Blätter ein paar Blatt käufliche Wahrheit finden könnten:

Ein Mitarbeiter der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung bot eine Beilage zum Thema Banken an, in der die Branche über ihren Umgang mit der Finanzkrise informieren könne. „Ein vierseitiges Banken Spezial ohne Anzeigen in der Gesamtausgabe kann ich Ihnen zum Gesamtpreis von 117.500 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer anbieten“, hieß es in einem schriftlichen Angebot. Bei der Frankfurter Rundschau bot ein Mitarbeiter eine Kombination aus Reiseanzeige und Berichterstattung an: „Wenn ich eine ganze Seite buche, dann kann man schon über die zweite Seite redaktionell reden.“

Die Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung ist in den verschiedenen Landesmediengesetzen normiert. „Anzeigen“ müssen als solche gekennzeichnet werden. Das sehen die betreffenden Presseorgane aber nicht so eng:

Die beiden Zeitungen wollten die fraglichen Seiten dagegen als „Verlagssonderveröffentlichung“ und „Anzeigensonderveröffentlichung“ kennzeichnen.

Spiegel, Handelsblatt und auch Bild haben das Ansinnen übrigens ausgeschlagen.

 

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One Response

  1. […] unaufhörliche Suche nach den richtigeren Fragen ist wichtiger als (schnelle) Antworten um bei der Wahrheitsoptimierung (Wahrheitsannäherung) Fortschritt zu behalten, statt Stillstand zu bekommen und anschließend […]

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