Untergang der Welt durch Schwarze Magie: Mit dieser Losung formulierte der Wiener „Anti-Journalist“ Karl Kraus am Anfang des 20. Jahrhunderts seine Absage an ein Medium, welches für ihn die „Usurpierung der sprachlichen Machtmittel durch Schurkerei und Idiotismus“ symbolisierte. „Schwarze Kunst“, das war das Synonym für die Buchdruckerkunst, deren geistige Depravierung sich in der „Magie“ ausgedrückt sah, dem Irrenhaus näher als der Akademie, dem Irrationalen näher als der Aufklärung, der Lüge näher als dem Wirklichkeitssinn, kurz: das Zeitungswesen. Ohnmächtig müsse man zusehen, schreibt Kraus, wie „die entleerten Formen des Geistes zum Ornament des Schwachsinns, zum Aufputz der Niedertracht taugen“. Schärfer ist wohl niemand, als Karl Kraus, mit der Zeitung ins Gericht gegangen. Da gab es keine Rettung mehr, keine Verbesserung und keine Reform, die den Wiener Kritiker für irgendeine Form von Zeitung hätte einnehmen können. Der Untergang der Welt war überhaupt nur aufzuhalten durch den Untergang der gesamten Presse:
„Wenn mein Blick ein Zeitungsblatt durchfliegt – und nie noch hat er darin lustwandelt -, so ergreift er, ohne mehr an der selbstverständlichen moralischen Verworfenheit zu haften, eine solche Fülle von Beispielen gedanklicher und sprachlicher Mißform, daß mir für die Zukunft einer Nation, die diesen Unflat als geistige Nahrung zu sich nimmt, nur die Hoffnung bleibt, sie werde bei fortschreitender Verblödung schließlich nicht mehr imstande sein, zu lesen – was dann den Ruin der Presse, und in weiterer Folge die geistige Erholung der Menschheit herbeiführen wird“.
Kraus’ Verhältnis zur Presse, so ätzend er sich über sie äußerte, lässt sich nicht anders denn als ambivalent bezeichnen, war er doch selbst Read the rest of this entry »





