Neulich in der Linie 18 der Kölner Verkehrsbetriebe. Eine Frau sitzt mir gegenüber und ist in ein schweres Buch vertieft. Es handelt sich um Orhan Pamuks „Das Museum der Unschuld“. Eine Mitfahrerin aus der gegenüberliegenden Sitzgruppe versucht, den hinteren Klappentext zu entziffern. Die Leserin bemerkt ist, will freundlich sein und hält der Nachbarin das Buch näher. Die beiden kommen ins Gespräch. Eine weitere Dame schaltet sich ein. Auch sie hat schon einen Pamuk gelesen. Und schließlich sind wir alle vier in ein angeregtes Gespräch über Tragik und Literatur, Erbaulichkeit und Kultur verstrickt. Eine Viertelstunde lang reisen wir viel weiter, als die Kölner U-Bahn (die bekanntlich kulturloseste des ganzen Landes) jemals bringen könnte. Dann steigt erst die dritte Frau und dann ich aus. Schließlich wird die Leserin mit ihrem Buch allein zurückbleiben. Aber das Gespräch bleibt auch. Dazu ist nur Literatur fähig.
"Wetten, dass" und Audi: Was ist schon ein Menschenleben gegen den Verkauf eines Autos?
Was ist schon ein Menschenleben gegen den Verkauf eines Autos? Das Fachmagazin Journalist hatte schon vor einigen Monaten darüber berichtet, dass der Autohersteller Audi und das ZDF mit seiner Sendung „Wetten, dass“ eine enge geschäftliche Liaison eingegangen sind. Audi ist es offenbar Millionensummen wert, seine Automobile in der Samstagabendshow des Zweiten Deutschen Fernsehens präsentieren zu können:
Manchmal ist nicht ganz klar, wo beim ZDF die größere Kreativitätsleistung erbracht wird. Bei der Entwicklung neuer Programmideen – oder doch eher beim Verschachteln undurchsichtiger Kooperationen mit Partnern aus der Industrie? Das beste Beispiel dafür ist Wetten, dass ..?. Seit Jahren werden Autos verlost oder verschenkt, die Moderator Thomas Gottschalk in der Unterhaltungssendung vorstellt. Eine Zeit lang war Mercedes „Automobilpartner“, derzeit ist Audi am Zug.
Im Rundfunkstaatsvertrag wird so ein Geschäftsgebaren zwar als „Beistellung“ definiert, die dann zulässig sei, wenn für Produkte, die etwa bei Gewinnspielen verlost würden, nichts bezahlt würde. Informationen des Journalists zufolge zahle aber Audi für die Kooperation mit Wetten, dass ..? 1,8 Millionen Euro für zwei Staffeln.
Abgewickelt wird der Deal über die Firma Dolce Media, die Thomas Gottschalk und seinem Bruder Christoph gehört, der auch die Geschäftsführung innehat. Laut Definition des 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrags ist eine Kooperation, bei der es um Bildschirmpräsenz geht und für die das Unternehmen bezahlt, Product Placement. Und seit Inkrafttreten dieses Staatsvertrags im April ist Product Placement öffentlich-rechtlichen Sendern grundsätzlich verboten.
Das ZDF leugnet einen solchen Zusammenhang. Moderator und Dolce Media-Gesellschafter Thomas Gottschalk erläuterte allerdings schon vor sechs Jahren in einem Focus-Interview:
„Es lag nahe, sich um die Vermarktung von Wetten, dass ..? zu kümmern. (…) Mein Bruder hat sich dann mit dem ZDF zusammengesetzt und Partner gesucht. Ich komme ja aus einer Zeit, in der das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Sendungen, die es produziert hat, auch noch bezahlen konnte. Heute sagt der Sender schon mal, diesen Gast können wir uns nicht leisten, dieses Bühnenbild ist uns zu teuer. Deshalb muss es neue Ideen zur Finanzierung geben. (…) Was mit Gebühren nicht mehr zu finanzieren ist, fällt eben weg, oder es müssen Sponsoren ran.“
Zum Sponsoring zählt wohl auch, dass Thomas Gottschalk als Moderator und Werbepartner bei „Events“ der Fa. Audi auftritt und sich hierfür mutmaßlich gesondert honorieren lässt. So liest man auf dem „Thomas Gottschalk“-Weblog („Aktuelle Infos über Deutschlands Showmaster Nr. 1“) unter der Überschrift „100 Jahre Audi: Kanzlerin zu Gast bei Gottschalk“:
Bei Audi laufen die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeierlichkeiten auf Hochtouren. Höhepunkt zu Beginn ist der Festakt am 16. Juli 2009, zu dem sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt hat. (…) Der Festakt wird von Thomas Gottschalk moderiert, zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Industrie, Sport und Motorsport werden erwartet“.
Auch als Zugpferd für Autopräsentationen lässt Thomas Gottschalk sich gerne neben den neuesten Audi-Modellen ablichten (Beispiele finden sich hier, hier und hier). Und auf der Website der ZDF-Show darf Audi gleich mehrfach werblich, mit Banner und mit einem Video, für sich werben. Der Journalist hat herausgefunden:
Als Herausgeber der Seite wird Dolce Media ausgewiesen, der Betrieb erfolgt bei Bauer Digital, einer Tochter des Hamburger Bauer-Verlags, in dem auch TV Movie erscheint. Der Programmzeitschrift liegt regelmäßig das gedruckte Wetten-dass..?-Magazin bei.
Der Branchendienst Meedia sieht darum einen Zusammenhang zwischen dem Sponsorenvertrag mit Audi und dem tragischen Unfall am vergangenen Samstag in der Wetten, dass-Show, bei dem ein Amateurstuntman sich offenbar bleibende Verletzungen zugezogen hat:
Wie die Idee zum Power-Rizer-Stunt entstand, ist unklar. Es passte allerdings nur zu gut ins Sponsoren-Konzept, dass der Student seine waghalsiges Salto-Akrobatik über fahrenden Autos inszeniert und nicht etwa beispielsweise über Heuwagen, wo sein Sturz wohl glimpflicher hätten enden können. Erschwerend für den Sprung war auch, dass die A8-Limousine als Flaggschiff der Audi-Flotte 5,15 Meter misst – ein weiter Weg für einen Satz auf Sprungfedern…
Der Evangelische Pressedienst resümiert in einem Beitrag, der auch online steht, dass sich das ZDF in der „Quotenspirale“ befinde und zitiert den Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsident Kurt Beck, im Nebenberuf Verwaltungsratsvorsitzender des ZDF, es müsse darüber gesprochen werden, wann die Grenzen des Verantwortbaren überschritten würden. Allerdings, mit Quotendruck und Zuschauerzahlen hat all das vielleicht nicht mehr viel zu tun. Eher hat es womöglich mit Geld zu tun, mit den Verpflichtungen gegenüber einem Groß-Sponsor und mit den wirtschaftlichen Abhängigkeiten, in die sich ein vorgeblich unabhängiger öffentlich-rechtlicher Sender begeben hat. Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles: Ach, wir Armen …
Zeitungen: Österreich erfindet sich neu
Seit Karl Kraus hält man Österreichs Zeitungen ja ohnehin für die schlechtesten der Welt. Und das vielleicht nicht nur, weil der schärfste Kritiker der Elche selber einer war, Österreicher nämlich. Jetzt liefert die Zeitung mit dem programmatischen Titel „Österreich“ ein neues gelungenes Beispiel dafür, wie man sich mit seiner Berichterstattung aufs Abstellgleis der Realität begeben kann:
Eine österreichische Tageszeitung hat „Wetten, dass..?“ zu Ende geguckt. Die Sendung, die es nicht gab. Und eine launige Kritik vorgelegt zu Gastauftritten, die nicht stattgefunden haben: „Robbie holte Show aus dem Koma“ war denn auch der Titel.
„Kritik der reinen Unvernunft“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung ihre Presseschelte und erfindet gleich auch noch den Menschen des Informationszeitalters neu, nämlich als den „Normalinformierten“:
Jeder Normalinformierte im deutschsprachigen Sendebereich des ZDF weiß: Am Samstag musste Gottschalks Wetten, dass..? vorzeitig beendet werden, weil der schreckliche Unfall eines Wettkandidaten den Show-Abbruch notwendig machte. Das geschah im Anschluss an die erste, fatal verlaufene Wette. Darum hatten die meisten der angekündigten Stargäste noch gar nicht auf Gottschalks Sofa Platz genommen. Kein Zuschauer hat sie also zu Gesicht bekommen. Und gehört wurden ihre Sangesdarbietungen demnach auch von niemandem.
Der Zeitungsverantwortliche hat auch eine Erklärung, wenn er sich erklärt:
… mittlerweile äußerte sich der Herausgeber Wolfgang Fellner: „Es ist unglücklich geschrieben“, sagte er …
Unglücklich ist doch eigentlich, was nicht geschrieben stand: Das Unglück nämlich. Aber das ist in diesem Fall kein Glück.
Erfundener „Wetten-dass..?“-Bericht – Kritik der reinen Unvernunft – Medien – sueddeutsche.de
Abschalten ist nicht Gaga
Es geht doch. Man kann abschalten. Und man kann auf den ganzen Zirkus, der sich heute Web 2.0 nennt, auch einfach mal verzichten. Selbst, wenn man selbst als „Queen der sozialen Netze“ gilt. Sprich: Lady Gaga nimmt Abschied aus dem Internet. Und tut damit in mehrfacher Hinsicht Gutes:
Lady Gaga, lebende Rekordhalterin an Facebook- und Twitter-Fans, will ihre Profile bei den sozialen Netzwerken ab dem 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, nicht mehr updaten. Damit folgt die US-Sängerin einem Vorschlag ihrer Kollegin Alicia Keys, so lange offline zu bleiben, bis eine Million US-Dollar an Spenden für die Hilfsorganisation „Keep a Child alive“ zusammengekommen sind. Die Kampagne wird auch von Justin Timberlake, Jennifer Hudson und Usher unterstützt.
"Furz-App"s: Keine Radiostationen mehr bei Apple
So deutlich hätten sie es vermutlich nicht wissen wollen: Apple-Chef Steve Jobs nennt die kleinen Programme fürs Iphone, die lediglich dazu da sind, ein bestimmtes Radioprogramm auf dem smarten Handy abzuspielen, als „Furz-App“s. Sie seien nichts anderes als „Spam“ im Apple-eigenen Appstore:
“…single station app are the same as a FART app and represent spam in the iTunes store… [Apple] … will no longer approve any more radio station apps unless there are hundreds of stations on the same app.”
Die neue Apple-Direktive ist durchaus intrikat und auch für die Computerfirma aus Cupertino sehr zweischneidig. Einerseits ist durchaus zu fragen, welchen Mehrwert zusätzliche Radioprogramme haben, die alle den gleichen computergenerierten Musikmix mit dem „Besten der 80er und 90er Jahre und von heute“ bieten, sprich: nicht sehr viel. Andererseits, wie ein hellsichtiger Kommentar auf macnotes.de formuliert, ficht Apple hier mit den Geistern, die die Firma selbst rief:
Apple erntet gerade schlicht, was selbst gesät wurde – die Versuche aller Medien- und Contentanbieter, auch als Icon auf dem iDevice der Wahl präsent zu sein, sind die logische Konsequenz aus der von Apple betriebenen “Appisierung des Internet”, mit der zum einen die eigenen Produkte gepusht, zum anderen die Medienpartner mit möglicherweise lukrativen und im Unterschied zur WWW-Site auch kostenpflichtigen Angeboten ins Boot zu holen.
Mit einem hat Steve Jobs allerdings recht, und er spricht vermutlich vielen Radiohörern aus der Seele: die meisten, gerade kommerziellen Radioangebote sind tatsächlich nicht viel mehr als, naja: ein Furz.
Herrliche Fernsehzukunft in der ARD
„Es gilt das gesprochene Wort“: Der Hinweis, gerne fällig, wenn Redner frei von ihrem Manuskript abweichen, hat im Ersten Deutschen Fernsehen zwar auch seine Berechtigung, aber es ist eine wichtige Einschränkung zu machen. Das gesprochene Wort herrscht künftig in der ARD, aber mit Gültigkeit hat das nichts zu tun. Das Wort, wie es in den flutartig über uns hereinstürzenden Talkshows der ARD herrscht, ist das moderne Äquivalent zum Palaver. Gültiges wird hier gerade vermieden, Hauptsache, die Sendezeit wird gefüllt, und das heißt: verschwendet.
Jauch am Sonntag, Plasberg Montag, Maischberger Dienstag, Will Mittwoch, Beckmann Donnerstag: So stellt sich ARD-Programmdirektor Volker Herres nach Informationen des Tagesspiegel die Talk-Zukunft im „Ersten“ vor. Die Intendanten beraten noch, ein Opfer scheint sicher: Dokumentationen werden keinen prominenten Platz mehr haben.
Was wir hier künftig vorfinden, ist nichts anderes als die Austreibung des Sehens aus dem Fernsehen. Eine Kamera ist für solcherlei Programm eigentlich gar nicht nötig. Es handelt sich um Hörfunk mit Mattscheibenpflege, und was da gepflegt wird, sind die immergleichen Gesichter mit den, meist, immergleichen Phrasen. Haben solche Programmentscheidungen womöglich damit zu tun, dass in den Redaktionen und Hierarchieebenen der ARD immer mehr Fernsehmenschen das Sagen haben, die selbst vom Fernsehmachen schon weit sich entfernt haben? Dass die eigentlichen Programmmacher, all die Freien Mitarbeiter, Freien Regisseure und Freien Kameramänner, zwar ihr Handwerk verstehen, aber von der Programmgestaltung und damit so weitreichenden Programmentscheidungen weit entfernt sind? Da wünscht man sich doch ein Autorenfernsehen, so wie es Autorenverlage und Musikerlabel gibt: Mit Programmen für Liebhaber, die was fürs Auge bieten wollen und nicht nur den Zuschauern auf die Ohren geben.
Baumsterben durch Wi-Fi?
Wie die englisch-sprachige PC-World berichtet, können Drahtlosnetzwerke Bäume und Grünpflanzen schädigen. Praktisch alle Bäume “in der westlichen Welt” seien betroffen. Sie wiesen deutliche Veränderungen in Wachstum und Aussehen auf. Dies haben Forscher der niederländischen Universität Wageningen herausgefunden . Die Stadt Alphen aan den Rijn hatte schon vor fünf Jahren die Studie in Auftrag gegeben, nachdem Bäume eigenartige Veränderungen aufgewiesen hatten, die nicht auf eine virale oder bakterielle Erkrankungen zurückzuführen gewesen seien.
The study exposed 20 ash trees to various radiation sources for a period of three months. Trees placed closest to the Wi-Fi radio demonstrated a "lead-like shine" on their leaves that was caused by the dying of the upper and lower epidermis of the leaves. This would eventually result in the death of parts of the leaves. The study also found that Wi-Fi radiation could inhibit the growth of corn cobs.
Wi-Fi Makes Trees Sick, Study Says – PCWorld Business Center
Müssen Bücher bunt sein?
Der Suhrkamp-Verlag stellt auf seiner Facebook-Seite Buchumschläge zur Abstimmung. Ich frage mich: Muss das überhaupt sein?
Ach nein, früher unterschied sich der deutsche Buchmarkt so wohltuend besonders vom englischsprachigen: gingst Du in England oder USA in den Buchladen, war alles schreiend bunt, und bei uns: diese herrliche, fast schon barocke Schlichtheit. Jetzt ist auch Suhrkamp im visuellen Zeitalter angekommen, aber ich bleibe dabei: Ein Wort sagt mehr als tausend Bilder. Nun bleiben wohl nur noch die italienischen Buchläden, und selbst die Italiener pimpen mittlerweile immer häufiger ihre Umschläge vierfarbig auf. Schutzumschläge jedenfalls landen bei mir nur äußerst selten im Bücherregal, eher in der Versenkung. Also bitte: Mehr Schwarz-Weiß-Malerei! Gegen bunte Bücher!
Restaurantkritik aktuell: Trinken oder Schreiben?
Dass man angeschmiert sein kann, wenn man Journalisten zu viel auftischt, dafür gibt es nun ein bizarres Beispiel mehr. Ein Gastronom fühlt sich von der Zeitschrift „Feinschmecker“ falsch dargestellt — und zieht dagegen vor Gericht. Der Branchendienst Meedia stellt den Streitfall so dar:
Nachdem das Restaurant „Brogsitter’s Sanct Peter“ vom Feinschmecker in die Pfanne gehauen wurde, klagte Hans-Joachim Brogsitter – und verlor. Jetzt legt der Gastronom nach und schenkt der Kritikerin richtig ein: „Von den sechs bestellten Gängen probierte sie nur drei.“ Den Alkohol dagegen „verzehrte sie gern, vollständig und reichlich“. Feinschmecker-Chefredakteurin Madeleine Jakits widerspricht.
Dass Journalisten bei ihrer Tätigkeit gerne mal einen trinken, ist nicht völlig unbekannt. Zu alten Bonner Regierungszeiten kannte ich Journalisten und Kameraleute, die ihren gesamten Tagesablauf danach ausrichteten, in welcher Landesvertretung oder Botschaft gerade Empfänge, Buffets oder andere Gelage geboten wurden. Und die Donnerstags-Pressekonferenz von Bayer 04 Leverkusen ist auch deswegen bei Journalisten so beliebt, weil anschließend ins Stadionrestaurant eingeladen wird. Dass man anschließend darüber schreibt, ist allerdings eher unüblich in der Branche. Man kann andererseits der Feinschmeckerin nicht vorwerfen, hier dem geschenkten Gaul ins Maul geschaut zu haben. Denn sie hat, wie Meedia dokumentiert, ihre Rechnung selbst beglichen: Stattliche 135,75 Euro.
Fernsehen tötet: Kind erschlagen
Nicht nur das Programm kann tödlich sein, auch die Endgeräte haben ihre ganz eigene todbringende Wirkung. Überhaupt kein Witz, was sich gestern im Kölner Stadtteil Bocklemünd ereignet hat:
Ein drei Jahre alter Junge ist am Dienstagvormittag in Bocklemünd von einem Fernseher erschlagen worden. Nach Informationen der Rundschau spielte der Junge zusammen mit seiner sechsjährigen Schwester vor dem Fernseher, als das schwere Röhrengerät auf ihn fiel. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte eines der Kinder auf den Fernsehtisch geklettert sein. Wie aus Ermittlerkreisen zu erfahren war, hielt sich während des Unfalls auch die Mutter der Kinder in der Wohnung auf. Sie rief den Notarzt, der erfolglos versuchte, den Dreijährigen wiederzubeleben. Auch ein Rettungshubschrauber war in der Zwischenzeit in Bocklemünd eingetroffen. Die Kriminalpolizei sperrte die Wohnung für weitere Ermittlungen ab.
Das ist übrigens, wie es in der Presse so gerne heißt, „kein Einzelfall“:
Zu tödlichen Unfällen mit Fernsehern kommt es immer wieder: Erst im Mai war ein drei Jahre altes Mädchen in Weiden von einem herabstürzenden Fernseher erschlagen worden. In Österreich starb im September ein fünf Monate altes Mädchen, nachdem es von einem Fernsehgerät getroffen worden war. Auch in Duisburg und Bielefeld kamen in den vergangenen Jahren Kleinkinder durch herabfallende Fernseher ums Leben.
Der offenbar allzu enge Kontakt zwischen Kind und Fernsehen kommt vermutlich auch daher, dass das Fernsehgerät heute gerne als Erziehungsersatz benutzt wird, wie auch die Kölnische Rundschau weiß:
Fast jedes fünfte Kind sucht Trost beim Fernsehen oder Computerspiel. Vor allem wer sich in der Familie weniger wohlfühlt oder in der Schule nicht so gut zurechtkommt, greift öfter zur Fernbedienung oder Computermaus.
Eine Frage, die ebenfalls laut Kölnischer Rundschau Kinder gerne stellen, dürfte für eines von ihnen nun beantwortet sein, nämlich ob es im Himmel auch Fernseher gibt.