Ob das die Quote rettet?

15 Okt

Zuschauer eingesperrt!

Eine Million wurde in der neuen ZDF-Sendung „Rette die Million“ mit dem vom Privatfernsehen über einen kleinen ARD-Umweg zum Mainzer Sender gewechselten Moderator Jörg Pilawa.  Auch ein Millionenpublikum wollte das aufgewärmte und abgekupferte Spektakel nicht goutieren. Damit wenigstens das Studiopublikum nicht abhanden kommt, haben die Veranstalter zu einem probaten Mittel gegriffen — sie haben ihre Zuschauer einfach eingesperrt:

Sieben sich hinziehende Stunden mussten die etwa 350 Besucher danach im Studio ausharren. „Wir bekamen nicht ein Wasser zu trinken, wir durften nicht zur Toilette gehen“, erklärte eine Besucherin. „Das ist Freiheitsberaubung“, habe das Publikum lautstark votiert.

Dass wir Gefangene des Fernsehprogramms sind, haben wir schon lange gespürt. Aber dass die Angstversion auf so handgreifliche Art manifest wird, war dann doch überraschend. Selbst als die Show abgedreht war, durften die Zuschauer den Saal nicht verlassen. Die Produktionsfirma Endemol hatte Angst um die zitierte Million, die als Bargeldbestand den Tatbestand der Freiheitsberaubung erst ausgelöst hat. Sonst werden Geiseln genommen, um Millionen zu erbeuten. Im vorliegenden Fall wurden Zuschauer gekidnappt, um eine Million wieder loszuwerden:

Selbst als die Show abgedreht war, die letzten Kandidaten mit ihren 200.000 Euro die Bühne verlassen hatten, so die WAZ-Titel, durften die Zuschauer noch lange nicht nach Hause. „Sie haben Bodyguards an den Ausgängen postiert und zunächst die in der Show ausgesetzte Million Euro gezählt“. Endemol habe das Prozedere der Versicherung zugesagt, erklärten ZDF-Pressesprecher Peter Gruhne und eine Endemol-Sprecherin unisono.

„Auf Grund des hohen Sicherheitsstandards und der vielfältigen Auflagen, deren Einhaltung wir als Produzent dem Versicherungsunternehmen angesichts eines siebenstelligen Bargeldbetrags garantieren müssen, ist es für die Studio-Zuschauer
bei der Premiere von „Rette die Million!“ zu langen Wartezeiten gekommen“, erläuterte eine Endemol-Sprecherin gegenüber den Zeitungen. Die Million Euro, die die Kandidaten in den langwierigen Runden hin- und herschleppen mussten, wurden von einer Münchener Firma versichert.

Wenn zum ersten Mal die Schlagzeile zu lesen ist: „Fernsehmacher eingesperrt!“, dann wird der Medienkritiker jubeln.

Meedia: Randale: Publikum bei Pilawa eingesperrt

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