Darum liebt sie Guttenberg: "Bild" klaut selbst

09 Mrz

bildzeitung_GuttGar nicht wahr, dass die Bildzeitung ihre Geschichten schlichtweg nur erfinden würde. Manchmal schreibt sie sie auch einfach ab. Vielleicht erklärt sich daraus die große Liebe, welche die Bildzeitung mit dem anderen großen Abschreiber, K.-T. von Guttenberg, verbindet.

Die Kulturzeitschrift “Lettre International” kostet am Kiosk immerhin 17,- Euro Einzelverkaufspreis. Viel Geld, das sich nur mit entsprechend exklusivem Inhalt rechtfertigen lässt. Das “Kopftuch-Interview” mit dem damaligen Bundesbänker Theo Sarrazin war so ein “scoop”, wie der Branchendienst DWDL.de zu berichten weiß:

Es war angesichts dessen schon ärgerlich, dass "Bild" und "Bild.de" nicht einzelne Aussagen Sarrazins aus dem Interview zitierten, sondern im Falle von "Bild" einfach einen bedeutenden Teil des Interviews einscannten und abdruckten, im Falle von "Bild.de" gleich das komplette Interview online stellte.

Für diese Urheberrechtsverletzung muss der Springer-Verlag an “Lettre International” jetzt 60.000,- Euro Schadenersatz zahlen.

Andere Guttenbergiana aus dem Hause Springer möchte der Verlag dagegen gerne unter den Tisch fallen lassen. So zum Beispiel eine Online-Umfrage, deren Ergebnis so gar nicht den Absichten der Redaktion entsprach, wie Spiegel Online berichtet:

Denn das Ergebnis der Abstimmung auf den Online-Seiten passt so gar nicht zum Stimmungsbild, das das Mutterblatt vermitteln will. Auf Bild.de haben mittlerweile fast 640.000 User (Stand Donnerstag 13.30 Uhr) per Mausklick darüber abgestimmt, ob Guttenberg als Minister noch tragbar ist. Das Ergebnis ist auch hier eindeutig: 55 Prozent wollen, dass er zurücktritt. Nur 36 Prozent befinden: "Er macht seinen Job gut." Die Werte blieben in den letzten Stunden unverändert.

Man verfährt darum mit der Abstimmung wie sonst arabische Potentaten mit Wahlergebnissen:

Auf Bild.de läuft das am 17. Februar freigeschaltete Vote nach Angaben der Redaktion noch bis zum 1. Mai 2011. Doch zu finden ist die Umfrage in den Tiefen des Online-Angebots kaum noch. Am Mittwoch war ein Link zum Online-Vote gar mit dem Hinweis versehen, dass dieser die "aktuelle Stimmung nicht mehr exakt" abbilden könne, weil User "eventuell mehrfach ihre Meinung abgegeben haben". Daher würden die Internet-Stimmen beim großen "Guttenberg-Entscheid" in der gedruckten "Bild"-Zeitung keine Rolle spielen.

Die gedruckte Bildzeitung verkündete darum, dass 87 % der Leser befürworteten, dass K.-T. von Guttenberg im Amt bleibe. Ein Hoch auf die Demokratie!

DWDL.de – Interview-Klau: "Bild" muss 60.000 Euro zahlen

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One Response

  1. Judy sagt:

    Gut auf den Punkt gebracht, wie die Bild Zeitung arbeitet und wie falsche Meinungsmache betrieben wird. Wenn sie sowieso ein gefaktes Ergebnis angeben in der „Zeitung“ dann brauchen sie doch vorher erst gar keine Umfrage zu starten….tsts. Selber Schuld wer das liest und es glaubt.

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