Archive for the ‘Ente’ Category

Werbung für guten Journalismus?


02 Feb

Der österreichische Journalist Florian Klenk, seines Zeichens Chefredakteur des Wiener Stadtmagazins Falter, hat eine recht entlarvende Abbildung auf seiner Facebook-Seite gepostet:

Heute_at_Screenshot

Die österreichische Zeitung “Heute” hat sich übrigens im vergangenen Herbst etwas Besonderes einfallen lassen, wie ihr Redaktionsleiter auf der Website ankündigte:

Wenn Sie Ihre heutige Zeitung durchblättern, werden Sie am Ende eines jeden Artikels einen roten Punkt entdecken. An sich wäre ein Punkt zum Schluss nichts bemerkenswertes. Doch dieser schon. Er ist unser Zeichen dafür, dass der jeweilige Artikel das Thema klar und verständlich auf den Punkt gebracht hat.

Würde sich “Heute” doch um Grammatik und Orthographie ebenso kümmern wie um (rote) Interpunktion!

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Google Maps: Hitler statt Heuss


10 Jan

Auch Zukunftskonzerne verheddern sich manchmal in der Vergangenheit. So geschah es jetzt dem Kartendienst Google Maps: Der Theodor- Heuss-Platz im Berliner Stadtteil Wilmersdorf heißt bei Google Adolf-Hitler-Platz:

Screenshot: Google Maps vom 09.Januar 2014

Screenshot: Google Maps vom 09.Januar 2014

Stern.de erklärt den historischen Hintergrund:

Der Theodor-Heuss-Platz wurde am 18. Dezember 1963 – wenige Tage nach seinem Tod – nach dem ersten Bundespräsidenten benannt. Von 1906 bis 1933 und von 1947 bis 1963, also vor und nach der Zeit des Nationalsozialismus, hieß der Platz Reichskanzlerplatz.

Mittlerweile hat Google die Panne korrigiert. Wie es zu dem Fehler kam, kann der US-Internetkonzern nicht erklären.

Beinahe-Journalismus


08 Dez

Knapp vorbei ist auch daneben: Diese im alltäglichen Leben, im Sport und anderen Kleinigkeiten zählende Regel findet sich im Journalismus aufgehoben. Eine Story kann man schließlich aus allem machen, also auch aus nichts. Das hat sich auch der Nahost-Korrespondent der F.A.Z. gedacht, als er etwas, das nicht passiert ist, zum Thema seines Beitrags machte:

Ausschnitt: F.A.Z.-Online

Ausschnitt: F.A.Z.-Online

Eine amerikanische Sängerin namens Jennifer Grout hätte beinahe bei „Arabs got Talent“, der arabischen Variante der auch in Deutschland unter dem Titel „Supertalent“ bekannten Fernsehshow, gewonnen. „Hätte beinahe“: Hat sie nämlich nicht. So kann man natürlich eine Zeitung auch füllen, indem man über all das berichtet, was „beinahe“ passiert wäre! Beinahe hätte ich im Lotto gewonnen. Beinahe hätte die SPD die Bundestagswahlen gewonnen. Beinahe hätte es junge Hunde, Plumpudding oder goldene Taler geregnet. Im Journalismus scheint das eine gar nicht so selten vorkommende Stilfigur zu sein. Pardon, von Journalismus sollten wir hier vielleicht nicht reden: Es ist Beinahe-Journalismus.

Borussia Dortmund: Fankatalog vertauscht schwarz-gelb


14 Nov

schwarzgelb1Blöd gelaufen: Im neuen Fankatalog des Fußballvereins Borussia Dortmund wurde bei der Fotoauswahl offenbar nicht die nötige Sorgfalt walten gelassen. Auf einer Abbildung wird eine Tribüne voll mit Fans in den Farben schwarz-gelb gezeigt. Allerdings zeigt das Foto gerade nicht die berühmte „Wand“ im Dortmunder Stadion, sondern in Wahrheit Bayern-München-Fans, die ihre eigene Stadt hochleben lassen. Denn die Farben der bayerischen Landeshauptstadt München sind ebenfalls schwarz-gelb. Die Münchener Fanvereinigung Club Nr. 12 äußert süffisant:

Wir danken Borussia Dortmund für die Würdigung unserer Choreografie im Februar. Sie hat den Verantwortlichen so gefallen, dass man sie als eigene Choreo ausgibt und im aktuellen Katalog abdruckt.

Auf Twitter äußert sich „Lisas Welt“:

 Eine Bayern-Choreo im BVB-Fankatalog – das ist das Quadruple.

Die Aufnahme wurde beim Pokalspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund aufgenommen.

Google News erreicht die Weltbevölkerung


27 Mrz

Google ist die erfolgreichste Suchmaschine des Internets. Aber was die Google-Entwickler im hauseigenen Produktblog an Erfolgszahlen nennen, geht dann vielleicht doch etwas zu weit:

Wir sind uns sicher, dass diese Verbesserungen Google News noch attraktiver machen und noch mehr Besucher auf Nachrichtenseiten locken werden (sechs Milliarden pro Monat, Tendenz steigend).

Sechs Milliarden Besucher? Das entspräche fast der Gesamtsumme der Weltbevölkerung, die wenigstens einmal im Monat auf die Google News-Website gehen müsste. Und dazu müsste natürlich jedes Mitglied der Weltbevölkerung auch einen Zugang zum Internet, sprich: einen Computer haben. Doch dies ist bei weitem nicht der Fall. Oder sind vielleicht doch nicht einzelne Besucher, sondern z.B. Klickzahlen gemeint? Dann könnte ich auf die Statistik erheblichen Einfluss nehmen, wenn ich schon für mich alleine monatlich eine Milliarde mal Beiträge auf Google News anklicke. Vielleicht soll es aber auch nur ein verfrühtes Osterei, engl. easteregg, sein, dass Google uns hier beschert. „Easter eggs“ heißen unter Programmierern sonst die kleinen Späßchen, die sie sinnwidrig in den Programmcode einbauen. Ein besonders hübsches hat das Googleteam uns auch zu Ostern geschenkt. Dazu muss man nur diesem Link folgen bzw. diese Rechnung ins Google-Suchfeld eingeben:

1.2+(sqrt(1-(sqrt(x^2+y^2))^2) + 1 – x^2-y^2) * (sin (10 * (x*3+y/5+7))+1/4) from -1.6 to 1.6

Kölner Stadt-Anzeiger sieht älter aus als angenommen


23 Jul

Charlemagne_denier_Mayence_812Historiker des Kölner Stadtanzeigers haben in den Untiefen ihres Zeitungsarchivs gegraben und zwischen den längst versteinerten Überresten der “Kölnischen Zeitung” sensationelle Funde zur Regionalgeschichte des Rheinlands entdeckt:

Die Aachener Stadtgeschichte muss wohl neu geschrieben werden. Denn lange vor Karl dem Großen, viel länger als bisher angenommen, kamen die Menschen schon hierher.

Die Formulierung deutet in all ihrem Unglück darauf hin, dass die Aachener Stadtgeschichte mit Karl dem Großen (Kaiserkrönung im Jahr 800 n.Chr.) begönne. Allerdings haben, wie weiter unten im Artikel auch ganz richtig vermerkt wird, schon die Römer um die Zeitenwende in Aachen gesiedelt (und ihr ihren Namen gegeben).

Aber auch, was als eigentliche Sensation in dem Artikel verkauft wird, ist bei näherem Hinsehen keine solche: Dass schon in der Jungsteinzeit auf dem Gebiet des heutigen Aachen gesiedelt wurde, ist, wie schon im entsprechenden Wikipedia-Artikel nachzulesen ist, keine große Neuigkeit. Worin dann überhaupt der Nachrichtenwert dieses von dpa gelieferten Artikels besteht, bleibt unklar.

Stadtgeschichte: Aachen ist älter als angenommen | Kultur – Kölner Stadt-Anzeiger

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter