Am Denksport scheitern

21 Okt

Der Sportteil des Kölner Stadtanzeigers wird allgemein gelobt. Nun ja, man kennt das ja von einem bestimmten anderen Revolverblatt. Mag sein, dass die Redakteure des Kölner Stadtanzeigers in einigen Sportarten wirklich gut auskennen. Schach gehört jedenfalls nicht dazu. Das Schachweltmeisterschafts-Turnier, das gerade in der Nachbarstadt Bonn zwischen dem titelverteidigenden Inder Anand und dem herausfordernden Russen Kramnik ausgetragen wrid, löst in der Redaktion des Stadtanzeigers – und damit mittelbar auch bei seinen Lesern – heilloses Durcheinander aus. Am gestrigen Montag, 20. Oktober 2008, schrieb Autor Stephan Klemm:

„Das erste Drittel des WM-Duells ist gespielt, die vierte Partie endete am Samstag im Forum der Bonner Bundeskunsthalle so wie bereits drei andere zuvor: remis“.

Für schlechte Kopfrechner: Wenn die vierte von vier Partien genauso mit „remis“, d.h. unentschieden, endete wie die drei Partien zuvor, dann bedeutet das, dass alle bisher gespielten Partien unentschieden ausgegangen sind. Umso verwunderlicher, wenn es dann weiter heißt:

„Das aber bedeutet auch, dass ein Spieler einen Sieg geschafft hat“.

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich. Dann wird auch noch behauptet, es stünde nun

„2,5 : 1,5 für Anand gegen seinen russischen Herausforderer Wladimir Kramnik“.

Mit der heutigen Ausgabe (21. Oktober 2008) wird die Lage am Schachbrett nicht klarer. Nun hat der indische Titelverteidiger schon zwei Partien gewonnen, und es steht geschrieben:

„… dann wich der mit Weiß spielende Titelverteidiger ab und zog den Turm auf g8“.

Die Finte, die der Schachweltmeister sich hier erlaubte, war sogar noch doller, denn in Wahrheit spielte er gar nicht Weiß, sondern Schwarz, wie man dem Spielbericht unter dem Artikel entnehmen kann. Warum eigentlich hat der Kölner Stadtanzeiger so große Probleme mit dem Schach? Es muss daran liegen, dass es sich um einen Denksport handelt. Schach matt.

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter