Abschalten: Das Experiment

03 Apr

Abschalten. Das Anti-MedienbuchIn meinem Buch Abschalten. Das Anti-Medienbuch hatte ich bei habituellem Medienkonsum, d.h. bei verschärfter Abhängigkeit von Glotze, Computer und Co., dazu geraten, eine „Mediendiät“ oder gar eine „Medienabstinenz“ einzulegen. Für die Zeitschrift PM Perspektiven (Ausgabe 04/2008, S.36-41) hat nun eine Familie das Experiment gewagt und eine Woche auf Medienkonsum verzichtet. Die Grundanlage dieses Experiments ist allerdings eigenwillig:

… eine Woche lang keine Medien für uns alle. Nur Bücher, CDs, DVDs und berufliche E-Mails sind erlaubt.

Nun würde ich als habitueller Medienkritiker allerdings auch Bücher, CDs und DVDs unter die Medien zählen, von deren Konsum ich all denen abraten würde, die danach so süchtig sind wie die Heroinsüchtigen nach der Spritze. Und das scheint bei der Familie von Isabel, Michael und Tochter Clara der Fall zu sein. Heimlich blättern sie dann doch in Möbelprospekten, wollen heimlich den Computer anschalten und möchten das Hochglanzcover der neuen Gala „entjungfern“. Zu allem Überfluss wird abends zwar nicht geglotzt („Erstaunlicherweise fehlt uns das Fernsehen gar nicht“), dafür aber DVD geguckt, was wohl höchstens eine Phasenverschiebung darstellt. Vielleicht war diese DVD keine Offenbarung. Aber das Suchtverhalten scheint sich gerade hier zu offenbaren, denn getreu meiner These von der Polymedialität der Gesellschaft reicht die DVD noch nicht einmal:

Leider darf ich mir dazu nicht die Filmkritik aus dem internet herunterladen. Das schmerzt.

Als nach einer Woche das Experiment beendet ist, was macht da die Familienmutter als erstes? Sie liest im Internet die Rezension zur DVD, die sie am ersten „fernsehfreien“ Abend konsumiert hat. Und siehe da:

Doch schon nach den ersten Zeilen erstarre ich: Ich kenne den Artikel. Er war es, der mich vor Monaten neugierig auf den Film machte … Ich habe mich im Kreis informiert.

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter