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ARD: Zaster für Zuschauer bei Maischberger


19 Mrz

Talk-Moderatorin Sandra Maischberger (Foto: ARD)

Bemerkenswertes über den Vertragsinhalt zwischen der Talkshow-Moderatorin Sandra Maischberger und der ARD hat das Nachrichtenmagazin Der Spiegel herausgefunden. Die Höhe des Moderationshonorars für Frau Maischberger soll demnach abhängig von der Einschaltquote der Sendung gewesen sein. Das Nachrichtenmagazin schreibt dazu:

Schon lange ist bekannt und wird kontrovers debattiert, dass sich öffentlich-rechtliche Sender zunehmend nach der Zuschauergunst richten. Die Quote ist für sie, ganz unabhängig vom staatlichen Grundversorgungsauftrag der Sender, zum Kriterium für die Entwicklung, Fortsetzung oder Einstellung von Formaten geworden. Dass selbst die Bezahlung der seriösen Moderatorin Maischberger von der Zahl der Zuschauer abhängig gemacht wird, ist eine Fortentwicklung dieser vermeintlich modernen Art, Fernsehen zu gestalten.

Im „Gesetz über den Westdeutschen Rundfunk Köln“ sei zwar viel über den Auftrag zur Information, Bildung und Unterhaltung der Zuschauer zu lesen, die Art und Weise der Maischberger-Honorierung lasse sich damit allerdings kaum erklären, so Der Spiegel weiter. Vielleicht erklärt sich mit der quotenabhängigen Bezahlung auch die teilweise abstruse Themensetzung der Maischberger’schen Talksendung, die sich in solchen Titeln widerspiegelt:

Hells Angels & Co.: Wie gefährlich sind die Rockerclubs
Zittern, Jubeln, Weinen: 50 Jahre Bundesliga
Das Comeback der Schwergewichte: Dick macht glücklich!
Horoskope, Handlesen, Tarotkarten: Unsinn, der hilft?

Die Tageszeitung Die Welt schreibt dazu:

Eine quotenabhängige Bezahlung passt zu Informationsprogrammen aber ungefähr so gut wie Dieter Bohlen auf den Stuhl des „Tagesthemen“-Moderators. Doch leider ist das Denken in Marktanteilen bei öffentlich-rechtlichen Managern extrem weit verbreitet. Der Quotenwahn macht längst nicht mehr vor Informationsprogrammen halt. Mitunter werden journalistische Standards grob missachtet.

Gewichtige Werbeikone Witt bei Maischberger (Foto: ARD)

Unter anderem wegen einer Auseinandersetzung um die Maischberger-Sendung ist kürzlich die WDR-Redakteursvertretung zurückgetreten, wie die Süddeutsche berichtet. Von Einschüchterungsversuchen durch die Geschäftsleitung sprächen die Rücktreter in einer Erklärung und hätten betont, dass diese Versuche genau in dem Moment begonnen hätten, als sie sich in einen Programmkonflikt um die Maischberger-Sendung eingemischt hätten. Hintergrund ist die Einladung der ehemaligen Eiskunstlaufprinzessin Kati Witt in eine Maischberger-Sendung rund ums Abnehmen. Ein WDR-Redakteur wollte den Auftritt verhindern, da er das Gebot der Trennung von Werbung und Programm verletzt sah. Kati Witt ist nämlich gleichzeitig Werbeträger des Diätvermarkters Weight Watchers. Die Produktionsfirma von Maischberger setzte sich gegen den verantwortlichen WDR-Redakteur durch und erhielt dafür Rückendeckung vom zuständigen Unterhaltungschef des Senders.

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter