Fernsehköchin glotzt nicht gern

27 Mrz

Fernsehköchin Sarah Wiener glotzt ungern. Wie heute in der Süddeutschen Zeitung zu lesen ist, hat die Köchin sich zwar gerade einen neuen Fernseher gekauft,

… aber der läuft nur, wenn Schalke spielt.

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Ach, der Superlativ!

25 Mrz

Solange Journalisten nur komparieren können! Die Komparation ist der sprachliche Vorgang, bei dem Adjektive gesteigert werden. Zündstufe 1 ist das Positiv, Zündstufe 2 der Komparativ und Zündstufe 3 der Superlativ. Letzterer ist natürlich die bevorzugte Komparationsform von Journalisten. Egal, um was es geht: Hauptsache Superlativ! Allerdings lassen sich beileibe nicht alle Adjektive beliebig steigern. Berühmt ist das Adjektiv „schwanger“.  Auch die Süddeutsche Zeitung greift bei den Steigerungen gerne daneben:

Und die emotional geschlossenste Gesellschaft ist noch stets die Familie.

Geschlossen ist nun mal geschlossen. Geschlossener geht nicht. Und „am geschlossensten“ erst recht nicht. Wer’s doch tut, der kommt wohin? Genau: In die Geschlossene.

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Entnetzung

24 Mrz

Wichtige Rechner müssen vom Netz! Zu dieser Erkenntnis kommt der Sicherheitsforscher Sandro Gaycken von der Universität Stuttgart in einem Beitrag für die Zeit.

Unternehmen und Behörden müssen sich also entscheiden. Entweder sie speichern ihre Daten auf vernetzten Computern, organisieren Prozesse über das Firmennetzwerk und das Internet hinweg – diese Lösung erlaubt Geschwindigkeit, Zentralisierung, bessere Verwaltung und weniger Personal. Dann gilt aber für alle diese Prozesse: Sie sind anfällig. Man kann solche Daten nicht schützen. Ein Kontrollverlust ist sehr wohl möglich. Wer das nicht will, muss konsequent »entnetzen«. Ein zu schützender Datenbestand oder Prozess darf nie mit auch nur einem einzigen vernetzten Rechner in Kontakt kommen. Für die Informationsgesellschaft deutet sich damit eine gigantische Umstellung an. Langsam und inselartig setzt sie bereits ein.

Gaycken verweist auch auf den amerikanischen Soziologen William Ogburn, der schon vor über 70 Jahren feststellte, dass Menschen die negativen nebenwirkungen einer neuen Technologie erst bemerken, wenn sie bereits etabliert ist und wenn sie in der zweiten Generation ihrer Einführung steht. Technikfolgenabschätzung heißt das heute, und Ogburn ist einer ihrer Erfinder.

Cyberwar: Wichtige Rechner müssen vom Netz! – Seite 2 | Digital | ZEIT ONLINE

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Der automatische Reporter

24 Mrz

Nun, schlechter macht er es vermutlich auch nicht: Der automatische Sportreporter soll kommen. Die US-amerikanische Statistikfirma StatSheet will ein Programm entwickeln, das Statistiken von Sportereignissen auswertet und anschließend aus diesem Material und vorgegebenen Textbausteinen Artikel herstellen soll. Ganz ohne menschliche Sportreporter. Die Idee stammt übrigens aus der Blogosphäre: Firmengründer Robbie Allen begann 2007 damit, kleine Hilfsprogramme zu entwickeln, damit insbesondere Sport-Blogger leichter an Datenmaterial kämen, wie er in seinem eigenen Blog schreibt:

I started StatSheet back in 2007 in part to create tools to make it easier for sports bloggers and journalists to write great sports content.  Digging up links to players on ESPN.com, copy/pasting a boxscore, and taking screen captures of stats are not very efficient.

Der Mediendienst Meedia fürchtet schon, dass das Programm künftig die Arbeit von Journalisten überflüssig machen könnte, auch wenn Robbie Allen erklärt, es

sei nicht die Absicht, menschliche Sportreporter zu ersetzen. Es gehe vielmehr darum, die Sportberichterstattung mit noch mehr Zahlen anzureichern und zahlreiche Wettkämpfe zu covern, für die schlicht keine menschlichen Reporter zur Verfügung stehen.

Noch mehr Zahlen und Statistiken in der Sportberichterstattung? Sportfreunden wird doch heute schon die Freude am passiven Sportkonsum dadurch geschmälert, dass dauernd die unsinnigsten Zahlenkolonnen aus der Ran-Fußballdatenbank und anderen dubiosen Quellen die eigentliche Sportberichterstattung ersetzen. Mal ganz abgesehen von den statistischen Kurzschlüssen, mit denen die durchaus noch als menschlich anzusehenden Sportreporter ihre völlige Dyskalkulie offenbaren. Und das Arbeiten mit Textbausteinen im Journalismus scheint geradezu eine Disziplin zu sein, die Sportreporter erfunden haben. Dennoch, der Branchendienst bewertet die Umstände anders:

Allerdings wäre es naiv zu glauben, sollte das Programm tatsächlich funktionieren, dass Medienunternehmen hier nicht sofort ein gewaltiges Spar-Potenzial wittern würden.

Ein bisschen sparen an der Sportberichterstattung: Das wäre für die Freunde eines vernünftigen Journalismus das beste, was der Welt geschehen könnte.

Meedia: Der automatische Reporter kommt

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Schriftstellerinnen: Durch den Wind

23 Mrz

Manchmal sind Frauen, die schreiben, ja noch schwerer zu ertragen als Frauen, die singen. Das soll nicht bedeuten, dass es nicht Frauen gebe, die großartig schreiben (oder singen) können. Aber wer will schon ein Buch zur Hand nehmen oder gar lesen, das vom Verlag mit den Worten beworben wird:

Und wann geht es los, das richtige Leben? Vier Frauen, Mitte dreißig, in Berlin.

Will darüber noch irgendjemand irgendetwas lesen? Und dann noch in Berlin! Berlin ist literarisch so tot wie ein Hering überm Verfallsdatum. Immerhin könnte es ja sein, dass nur der Verlag schlecht, das Buch aber richtig gut ist. Doch auf der Website des Hanser-Verlags gehen die Irritationen weiter:

Vier Frauen, Mitte Dreißig, in Berlin: Yoko, Friederike, Alison und Siri sind auf der Suche nach der Liebe und nach dem richtigen Leben. Und alle vier hadern mit sich, weil sie Angst vor dem Scheitern haben.

Yoko? Alison? Siri? Da freut man sich doch regelrecht über eine bescheidene Dame mit dem altmodischen Namen Friederike, während Siri eher eine pathologische Diagnose ist, zu der den in der Populärkultur Bewanderten bestenfalls einfällt: Siri, wir wissen, wo dein Auto steht!

Immerhin könnte es ja sein, dass auch diese Namensgebung ein Ausrutscher ist (man denke an die Namen bei Goethe!). Das Buch könnte ja trotzdem richtig gut sein. Die Website offeriert auch eine Leseprobe, und die klingt so:

Am Abend nach dem Fest lag Alison in ihrem Bett. Im Flur brannte die kleine Lampe, die sie immer brennen ließ, wenn sie alleine war. Sie war nicht gut im Alleinsein, sie war gut im Zuzweitsein. In dem Zwischenraum, der sich zwischen Victor und ihr immer weiter ausbreitete, herrschte eine Schwerelosigkeit, die sie Volten schlagen und zur Ruhe kommen ließ. In diesem Zwischenraum war sie zu Hause, das war ihr Kosmos, ihr Leben. Doch jetzt war sie alleine und schwebte verloren über der weißen Landschaft aus Laken, Kissen und Decken, die ihr viel zu groß vorkam für einen einzigen Menschen.

Also, lag sie nun oder schwebte sie schon? Und seit wann sollen brave Mädchen mit Männern ins Bett gehen, die Victor mit „c“ heißen? Nein, man möchte einfach nicht weiterlesen. So kann Werbung gehörig schief gehen.

Annika Reich: Durch den Wind – Hanser Verlag

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"Neon" fälscht Interviews: Die Butter verriet ihn

22 Mrz

Irgendwie kommt einem die Geschichte doch unheimlich bekannt vor: Gefälschte Interviews von Stars und Semi-Stars in einem deutschen Magazin:

Ingo Mocek ist nun arbeitslos. Er hat mindestens fünf Interviews mit Musikern gefälscht. Alle erschienen in dem Magazin. Den Medienskandal veröffentlichte Neon selbst auf seiner Homepage: „In der Ausgabe 01/2010 veröffentlichte NEON ein Interview des Mitarbeiters Ingo Mocek mit der Sängerin Beyoncé Knowles. Durch Hinweise des Managements der Künstlerin sind Zweifel an der Echtheit des Interviews entstanden. Die NEON-Chefredaktion hat den Autoren mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er die Antworten der Sängerin erfunden habe. Ingo Mocek konnte diesen Vorwurf nicht ausräumen und bestätigte schließlich, dass er die Prüfinstanz der NEON-Dokumentation getäuscht und das Gespräch nicht wie von ihm vorgelegt stattgefunden hat.“

„Prüfinstanz“? Auf die Schliche kam man dem Fälscher angeblich, weil nicht alles in Butter war, was NEON abdruckte:

„Alles in Butter“ stand über dem Gespräch, Knowles sagt darin: „Butter ist in meinem Leben nicht unbedingt von zentraler Bedeutung.“ Die Frage des Managements der Sängerin, ob es sein könne, dass mit dem Text möglicherweise etwas nicht stimme, kam am Montag. Seitdem prüfte die Neon-Chefredaktion jeden von Moceks Artikeln. Auch der Autor selbst gab Hinweise. Gespräche mit Künstlern wie Christina Aguilera, Slash, Snoop Doggy Dogg und Jay-Z hatte es teilweise nicht gegeben, teilweise nicht so wie abgedruckt. „Das ist unentschuldbar“, sagte Klotzek.

Interessant an der Darstellung von NEON ist, dass gerne darauf hingewiesen wird, dass es sich beim Autor Ingo Mocek um einen freien Mitarbeiter gehandelt habe. Dass es in Presse und Fernsehen von freien Mitarbeitern nur so wimmelt und sie in der Regel mehr als 90 Prozent aller Inhalte herstellen, wird dabei geflissentlich verschwiegen. Die prekären Arbeitsverhältnisse der Journalisten haben für Verleger und Intendanten neben wirtschaftlichen offensichtlich auch noch juristische Vorteile: Man kann einer Öffentlichkeit vorgaukeln, das Medium selbst sei ja nicht verantwortlich für die Inhalte, die sie da veröffentlichen. Dieser Masche sollte man endlich das Handwerk legen: Die Verantwortung für gefälschte Veröffentlichungen tragen die Herausgeber und sonst niemand!

Erfundene „Neon“-Interviews: Die Butter verriet ihn – taz.de

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Wilde Maus: Flirten kann sie, Deutsch nicht

06 Mrz

Das Internet der einsamen Herzen! Da findet sich auch “Wildemau…”, 30, Sternzeichen Wassermann. Ob sie den Mann ihrer Träume findet, wenn sie mit Sätzen wie folgendem um seine Gunst wirbt?

Ich suche jemanden denn ich Glücklich machen kann!!!!!

Flirten – Flirt Chat – Dating bei FlirtCafe

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Missbrauch lässt sich steigern

06 Mrz

Missbrauch lässt sich steigern. Der angemessene Umgang damit auch. So ist in der heutigen Ausgabe des Kölner Stadtanzeigers zu lesen:

Katholische Verbände fordern angemesseneren Umgang mit den Opfern

Interessanterweise findet sich die Formulierung in der Online-Ausgabe des Stadtanzeigers nicht. Mit gutem Grund: Was bedeutet ein “angemessenerer Umgang”? Dass der Umgang der Kirche mit den Verbrechen in ihren Reihen bislang schon “angemessen” war und jetzt nur noch ein bisschen “angemessener” werden muss? Nun, das ist selbst für gläubige Menschen unglaublich. Es gibt eben nur angemessen oder unangemessen – und kein weniger oder mehr angemessen. Genau so wie es nicht “ein bisschen missbraucht” gibt, sondern nur missbraucht oder nicht missbraucht. Und eine Organisation wie die katholische Kirche kann auch nicht “ein wenig ekelhaft” sein, sondern einfach nur ekelig.

Erzbistum soll Missbrauch anerkennen – Kölner Stadt-Anzeiger

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IFAS: Unsinn in den Medien

05 Mrz

Jedem Medienkritiker sei die Internetseite des Instituts für angewandte Statistik aus Linz in Österreich ans Herz gelegt. Hier werden Presseartikel danach durchforstet, mit welch oft haarsträubendem statistischen Unwissen Zahlen verdreht, vertauscht oder vermurkst werden. Ein Beispiel ist diese Statistik:

Statisttik

Hier der Kommentar der österreichischen Statistiker:

Du liebe Güte! Die Anzahl der unselbstständig beschäftigten Frauen ist um 31,1 % von offenbar 1.083.562 auf 1.420.550, die der Männer um 32,7 % von 1.354.749 auf 1.797.752 gestiegen. Und die Gesamtzahl also von 2.438.311 auf 3.218.302 um … 32,0 %. Man darf doch die Prozentzahlen unter den Frauen und unter den Männern um Gottes Willen nicht einfach addieren, um auf die Prozentzahl bei allen Beschäftigten zu kommen! Bei den Arbeitslosen – der gleiche Unsinn! Mit der Rechnung würde ein Rückgang der Arbeitslosen unter den Frauen um 50 % und unter den Männern ebenfalls um 50 % einen Gesamtrückgang um – sagenhafte – 100 % bedeuten. Dann gäbe es also keine Arbeitslosen mehr?

IFAS :: Unsinn in den Medien

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Journalistenpreise: Der Nannen-Preis ist heiss

03 Mrz

pokal Dass Journalistenpreise nicht dazu da sind, in fairem Wettbewerb die Besten ihres Genres zu küren, sondern im Gegenteil hauptsächlich der Selbstbespiegelung dienen und den Beteiligten eine Vorlage bieten, sich bei Lachshäppchen und Schampus eine Qualität vorzugaukeln, die häufig nicht vorhanden ist, dafür sind die Ereignisse rund um den Henri Nannen-Preis ein gutes Beispiel. Der Branchendienst Meedia berichtet:

Die Chefredakteure Georg Mascolo (Spiegel) und Giovanni di Lorenzo (Zeit) haben kurzfristig Beiträge für den Henri-Nannen-Preis nachnominiert, was unter anderem die taz für „schlechten Stil“ hält. Zugleich hat die Vorjury im Fach „Investigation“ einen Bericht der Bild Zeitung über das Bundeswehr-Bombardement in Afghanistan in die Wertung genommen, der zuvor schon verworfen worden war.

Die zitierte taz drückt die Ereignisse allerdings noch etwas schärfer, und, so man will, treffender aus:

Der Henri-Nannen-Preis ist auf dem besten Wege, sich selbst lächerlich zu machen. Mit fadenscheinigen Begründungen reichten Jury-Mitglieder Beiträge aus den eigenen Blättern nach.

Meedia: Umstrittener Stil beim Nannen-Preis

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Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter