USA sperren Bildzeitung

10 Apr

Der grüne Oppositionsführer Jürgen Trittin sagte kürzlich, als er das Libyen-Votum der Bundesrepublik Deutschland im UN-Sicherheitsrat beurteilen sollte: “Selbst wenn Sie das Richtige tun, tun Sie das Falsche”. Das möchte man auch über die USA behaupten. Wie ein Mitarbeiter von sueddeutsche.de feststellen musste, konnte er in einem Hotel in New York City die Internetseiten der Bildzeitung nicht mehr aufrufen.

Der deutsche Journalist, der im Ausland nicht sein mag ohne diese Mischung aus Gräuel- und Glücksmeldungen, kann allerdings im Land der größten Meinungsfreiheit eine Überraschung erleben. Die Seiten von bild.de lassen sich – anders als in Nordafrika, China oder Tuntenhausen – in New York nicht ohne weiteres aufrufen. Die Seite sei blockiert, steht auf dem Bildschirm, bild.de sei „in diesem Netzwerk nicht erlaubt“.

Was aus politischen oder geschmacklichen Gründen womöglich sogar nur zu verständlich wäre, bekommt bei den Amerikanern aber doch wieder ein “Geschmäckle”, denn die Bildzeitung stößt bei ihnen auf Ablehnung, weil Bigotterie und Prüderie aufeinanderstoßen:

Die Website der Bild wird im Hotel in New York hartnäckig weiter blockiert. Doch immerhin folgt nun eine Begründung: „Nudity, Lingerie/Bikini“. Die tägliche Nackte ist also schuld, und die großzügig über die Seiten gestreuten Strecken mit „Busenblitzern“ und Dessous.

Diese Amis: Selbst wenn sie etwas richtig machen, machen sie es falsch …

Bild.de in USA gesperrt – Sylvie, zieh dich bitte wieder an – Medien – sueddeutsche.de

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Berufsprestige-Skala: Ansehen von Journalisten und TV-Moderatoren

09 Apr

BerufsprestigeSeit 1966 gibt das Institut für Demoskopie Allensbach die “Berufsprestige-Skala” heraus. Das Ergebnis ist beispielsweise für Ärzte oder auch Hochschulprofessoren schmeichelhaft, nicht aber für Journalisten oder gar Fernsehmoderatoren. Auch wenn das Ansehen von Journalisten seit der letzten Erhebung gestiegen ist, bewegen sie sich doch im Ansehen der Bevölkerung auf den hinteren Rängen, wie Meedia.de zu berichten weiß:

Journalisten sind heute deutlich beliebter als noch vor drei Jahren: Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Allensbacher Berufsprestige-Skala. Demnach werden Redakteure von 17 Prozent der Bevölkerung geschätzt, 2008 waren es lediglich 11 Prozent. TV-Moderatoren bilden das Schlusslicht des Rankings.

Übrigens ist auch das Ansehen von Priestern im Sinkflug, wie die Kyffhäuser Nachrichten vermelden: Von 49 % sind sie bis auf 28 % abgerutscht. Trotz Vertrauenskrise und Kindersexskandalen bewegen sie sich damit aber immer noch weit vor Journalisten und Moderatoren.

Meedia: Berufsprestige-Skala: Ansehen der Journalisten steigt

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Facebook veröffentlicht Journalistendaten

08 Apr

Facebook hat eine eigene Seite extra für Journalisten aufgemacht, die sich über “social Journalism” informieren wollen. Wer auch zukünftig als Journalist von dem sozialen Netzwerk über Workshops etc. informiert werden wollte, sah sich aufgefordert, ein Registrierungsformular auszufüllen. Die dort eingetragenen Daten waren aber anschließend frei zugänglich im Web einsehbar. Der Webloger Daniel Fiene schreibt dazu:

Als Journalist, der etwas programmieren kann, muss ich sagen: Das ist dilletantisch! Zumindest hätte das Verzeichnis geschützt werden müssen und im zweiten Schritt hätten die Daten überhaupt nicht in einer auslesbaren Textdatei frei im Netz abgelegt werden dürfen.

Dass Facebook eigens eine Journalistenseite aufmacht, ist womöglich nicht nur der sozialen Ader dieses sozialen Netzwerks zu verdanken: Wie der mittlerweile aus dem Netz entfernten Journalistendatei zu entnehmen ist, erhält Facebook auf diese Weise eine äußerst interessante Liste mit den persönlichen Angaben professioneller Multiplikatoren, und das völlig kostenlos. Nach einer solchen einschlägigen Liste mit Journalistennamen, Email-Adressen usw. würde so mancher sich die Finger lecken. Facebook ist schon lange auf den Geschmack gekommen, was das Datensammeln angeht. Wer sich noch gefragt hat, womit man mit einem solchen Dienst Geld verdient: Voilá!

fiene & die facebook-datenpanne! — daniel fienes weblog

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So käuflich ist die Presse

05 Apr

 

Auf der feinjustierten Waage von Gewinnoptimierung und Wahrheitsoptimierung schlägt in jener Produktkategorie, die wir gemeinhin als kommerzielle Presse kennen, das Gewicht gerne nach der Seite des Kommerz aus. Wahrheitsoptimierung wird dann in der Weise betrieben, dass das Ergebnis der Gewinnoptimierung sich im redaktionellen Teil der wahrheitserzeugenden Pressemaschinerie wiederfindet. Diesen Nachweis hat nun, nicht zum ersten Mal, aber doch recht schlüssig, die Berliner tageszeitung (taz) erbracht, die under cover bei bundesdeutschen Presseverlagshäusern nachgefragt hat, ob nicht im Falle einer großzügigen Anzeige sich auch im redaktionellen Teil der Blätter ein paar Blatt käufliche Wahrheit finden könnten:

Ein Mitarbeiter der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung bot eine Beilage zum Thema Banken an, in der die Branche über ihren Umgang mit der Finanzkrise informieren könne. „Ein vierseitiges Banken Spezial ohne Anzeigen in der Gesamtausgabe kann ich Ihnen zum Gesamtpreis von 117.500 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer anbieten“, hieß es in einem schriftlichen Angebot. Bei der Frankfurter Rundschau bot ein Mitarbeiter eine Kombination aus Reiseanzeige und Berichterstattung an: „Wenn ich eine ganze Seite buche, dann kann man schon über die zweite Seite redaktionell reden.“

Die Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung ist in den verschiedenen Landesmediengesetzen normiert. „Anzeigen“ müssen als solche gekennzeichnet werden. Das sehen die betreffenden Presseorgane aber nicht so eng:

Die beiden Zeitungen wollten die fraglichen Seiten dagegen als „Verlagssonderveröffentlichung“ und „Anzeigensonderveröffentlichung“ kennzeichnen.

Spiegel, Handelsblatt und auch Bild haben das Ansinnen übrigens ausgeschlagen.

 

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Zukunft der Menschheit: Der Gebetomat

04 Apr

GebetomatDie Zukunft der Menschheit wird von Maschinen und Computern bestimmt. Auch ins Jenseits hinüber und ins Metaphysische müssen darum Verbindungen geschaffen werden, die sich heute technisch realisiert finden. Ein solches technisches Gerät zur Metaphysikvermittlung ist der “Gebetomat” des Berliner Konzeptkünstlers Oliver Sturm. Er selbst beschreibt auf seiner Website, wie er auf die Idee einer Gebetmaschine kam:

Die Idee zu einem Gebet-Automaten kam mir, als ich im Jahr 1999 in New York auf einem U-Bahnsteig in einer hygienisch zweifelhaften Ecke einen Automaten an der Wand sah, der mit einer künstlichen Stimme auf einlullend monotone Weise permanent sprach. Niemand kümmerte sich um den Automaten. Ich verstand nicht genau, was er sagte, weil die akustische Qualität sehr schlecht war, aber ich nehme an, Bedienungshinweise zur Benutzung. Auf dem Bahnsteig standen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und sozialer Herkunft, eben die spezifische New Yorker Mischung, und – gerade auf dem Weg zum jüdischen Viertel in Williamsburg – stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn Gebete aus diesem Automaten kämen.

Das Bet-Gerät steht zur Zeit an drei Standorten in Stuttgart, Frankfurt und Berlin. Man stelle es sich wie einen Passbildautomaten vor. “Wenn Gott das noch erlebt hätte”, unkt Spiegel Online und unterstellt, dass das Gerät womöglich gar nicht der Erbauung der Gläubigen, sondern der Ironisierung von Glaubensrichtungen diene. Kein Betomat, sondern ein Skeptikomat mithin:

Im Gebetomat sind die Zweifel zwar nicht explizit formuliert, aber durch die profane und vollkommen wertneutrale Nebeneinanderstellung von Texten wie dem Vaterunser auf Plattdeutsch bis hin zu obskuren Glaubenstexten der Scientology-Organisation doch schon eingebaut.

Das Glaubensfragen Ewigkeitsfragen sind, zeigen auch Verlauf und Mediengeschichte der Veröffentlichungen über den Gebetomat. Denn ganz so neu ist das Gerät gar nicht, wie Spiegel Online etwa Glauben machen möchte. Der Wikipedia-Eintrag über den Gebetomat stammt ursprünglich vom Mai 2010. Der Artikel verweist als Quelle wiederum auf einen Artikel der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2008. Auch ein Artikel aus dem deutschsprachigen Teil von Radio Vatikan zeigt überdeutlich, dass alles lange nicht so heiß gebetet wird, wie es gekocht wurde.

Gebetomat

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Post von Wagner

04 Apr

Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner beschäftigt sich in seinem heutigen Sendschreiben mit dem Kindermord im Münchner Vorort Krailling. Das Thema ist wahrhaft fürchterlich, der Kolumnist indes ist es auch. Deswegen freut man sich doch irgendwie diebisch, endlich diese Ankündigung zu lesen:

Ich mag nicht das Furchtbare lesen, das Schlimme. Ich mag mir nicht die Kinder vorstellen. Mehr kann ich gar nicht schreiben.

Ja, wenn er doch das Schreiben endlich aufhören würde. Er kann es halt auch einfach nicht. Auch die einfacheren Grundsätze der deutschen Sprache und Grammatik sind ihm wesensfremd. Deswegen kommen dann bei der “Post von Wagner” Sätze wie der folgende heraus:

Ich mag nicht, darüber zu lesen, wie eine 8-jährige umgebracht wird.

Und ich mag nicht, darüber zu lesen, wie ein Skribent egal welchen Alters die deutsche Sprache massakriert. Nein, ich mag es einfach nicht.

Post von Wagner: Liebe Kraillinger Mutter, – News – Bild.de

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Berliner Kurier: Wenn Zeitungen sich richtig ernst nehmen

31 Mrz

Ernstzunehmende Medien werden sich auch in ihrem öffentlichen Auftreten einer gewissen Ernsthaftigkeit befleissigen. Andere versuchen von vornherein gar nicht mehr, sich den Anschein von Seriösität zu geben. Dem Jux, den man sich tagtäglich mit den Lesern macht, kann man ja die Krone aufsetzen, indem man seinen kompletten Inhalt vergackeiert. Und das klingt dann so:

Achtung, Jux-Attacke! Die Redaktion des Berliner KURIER muss sich am Montag auf einiges gefasst machen. Der Quatsch Comedy Club hat unter der Leitung seines Ober-Piraten Thomas Hermanns Spaß-Drohungen an uns geschickt. Sie wollen unsere Redaktion entern! Anarchie am Alexanderplatz!

Und wie es immer so geht bei vollständig inszenierten Späßen, steht das Ergebnis der “Jux-Attacke” von vornherein fest:

Die Ergebnisse der unfassbar komischen Kaper-Aktion lesen Sie am Dienstag im Comedy-KURIER. Was sich während der Erstürmung unserer Redaktions-Räume tut, werden wir den kompletten Tag über auf unserer Online-Seite berichten!

quatsch_comedy_club_kapert_kurier-051 Egal, was da beim Berliner Kurier geschieht: Es wird “unfassbar komisch”. Irgendwie hat das auch seine Tragik. Die unglaublichen Geschehnisse beim Berliner Kurier ereigneten sich bereits im Oktober vergangenen Jahres. Im Zuge der “unfassbar komischen Kaper-Aktion” (bei der vermutlich viele viele Kapern gegessen wurden) wurde der Chefredakteur vom Chefcomedian gefesselt. Hoffentlich hat man ihn nie mehr losgebunden. Ich habe die Veröffentlichung indes bis jetzt aufgeschoben, um abzuwarten, ob ich doch noch darüber lachen könne. Allein, ich wartete vergeblich und lache bis heute nicht. Ich amüsiere mich einfach nur zu Tode.

Berliner Kurier – Comedy-Attacke auf den Berliner Kurier

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Wenn die Rechtschreibkorrektur sich rächt …

30 Mrz

Rechtschreibkorrekturen können auch zurückschlagen. So ist es jüngst dem Kölner Stadtanzeiger geschehen. Da hat man ausnahmsweise mal alle Namen in einem Artikel richtig geschrieben, und dann rächt sich die Rächtschreibkontrolle:

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat in seiner Samstagsausgabe über neue Schwierigkeiten beim Strukturförderprogramm „Mülheim 2020“ berichtet. Ein technisches Problem bei der Rechtschreibprüfung hatte zur Folge, dass Namen „korrigiert“ wurden, deren Schreibweise im Text ursprünglich richtig waren. Die Leiterin des zuständigen Amtes für Stadtentwicklung heißt Maria Kröger. Die Bürgerinitiative, die unter anderem die schleppende Umsetzung des Programms sowie die finanzielle Beteiligung von Anwohnern kritisiert, nennt sich „Rettet Mülheim 2020 – Rettet unsere Veedel“. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.

 

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Die Süddeutsche und Joschka Fischer: Kriegstreiberei als Liebhaberei

24 Mrz

Andrzej Barabasz (Chepry)Auch in der deutschen Politik und Publizistik gibt es, ähnlich wie in Israel oder den USA, “Falken” und “Tauben”, also einerseits Leute, die militärische Einsätze befürworten, und andererseits solche, die sie ablehnen. Der Herr Bundesaußenminister a.D. Josef, genannt Joschka, Fischer, ein ungelernter Taxifahrer aus dem Hohenlohischen, zählt mit Sicherheit zu den “Falken”. Was einen nicht weiter wunder nähme, wenn er nicht ausgerechnet jahrzehntelang das Aushängeschild der “Grünen” und damit einer selbsterklärt pazifistischen Partei gewesen wäre. Und auch seine Karriere als Taxifahrer wird hier nicht nur polemisch angeführt. Sie beeinflusst seine Weltsicht offensichtlich bis heute, wie man seiner Stellungnahme zur Enthaltung der Bundesrepublik Deutschland bezüglich der Militärintervention in Libyen im UN-Sicherheitsrat entnehmen kann, die er in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht hat:

Die deutsche Bundeskanzlerin fährt in der Politik gerne auf Sicht, auf sehr kurze Sicht sogar. Da kann es schon mal vorkommen, dass man sich in der Auffahrt einer Autobahn vertut und auf die falsche Fahrbahn gerät. Dies ist dann eine hochgefährliche Situation – und zwar nicht nur für einen selbst, sondern vor allem auch für viele andere. Genau dies ist der deutschen Außenpolitik in der Causa Libyen geschehen.

Also immerhin hat der Schulabbrecher Fischer sich mittlerweile ein paar Lateinkenntnisse zugelegt (“causa”). Wie aber sieht es mit seinen restlichen Kenntnissen und Einschätzungen aus? Die sind doch eher skandalös:

Die Geschlossenheit der Vetomächte und der Mehrheit des Sicherheitsrates, die Unterstützung von Arabischer Liga und der Organisation Islamischer Staaten, die Beteiligung zweier arabischer Staaten an der humanitären Militärintervention – was wollte die Bundesregierung eigentlich noch mehr, um zuzustimmen?

Eine “humanitäre Militärintervention”, was soll das eigentlich sein? Hier findet doch, an vornehmster publizistischer Stelle, eine Umwertung von Begrifflichkeiten statt, die einen fassungslos machen. Unter humanitären Militäreinsätzen verstand man doch gemeinhin sandsäckeschleppende Soldaten im Oderbruch oder Carepakete-verschenkende Militärs in Afghanistan. Massive Bombardements unter Inkaufnahme ziviler Opfer (denn wie will man die überhaupt verhindern, wenn man nur aus der Luft angreift?) waren mit “humanitären Militäreinsätzen” nicht gemeint. Und die Bilder, die bisland aus Libyen zu sehen waren, sprechen dem zusätzlich Hohn. Schließlich: Auch von der “Geschlossenheit der Vetomächte und der Mehrheit des Sicherheitsrates” ist wohl nicht mehr so sehr viel übrig. Schon die Nato alleine ist ja offenbar nicht in der Lage, Einigkeit über die Durchführung dieses Krieges herbeizuführen.

Herr Fischer sollte sich für seine Auslassungen in die Ecke stellen und schämen. Und die Süddeutsche Zeitung, die ihm für diese Art hirnbeleidigender Hetze auch noch Raum gewährt, ebenso.

Streitfall Libyen-Einsatz – Deutsche Außenpolitik – eine Farce – Politik – sueddeutsche.de

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Iphone Apps: Sexy nein, homophob ja

22 Mrz

Wer Apps für das Iphone entwickeln und vermarkten will, muss jede einzelne Anwendung von der Fa. Apple absegnen lassen, bevor sie in den Apple-eigenen Appstore eingestellt werden darf. Und diese Genehmigungspraxis von Apple stößt immer wieder auf Kritik. Vom jüngsten Beispiel berichtet der österreichische Standard:

Apples Prüfpolitik für den App Store bietet einmal mehr Anlass für Kritik. In dem Online-Shop für iPhone- und iPad-Programme ist seit kurzem eine Anwendung einer Organisation erhältlich, die Menschen von Homosexualität „befreien“ will. Dass die App als geeignet für alle Altersgruppen eingestuft wurde und noch immer erhältlich ist, hat für einen Aufschrei in Medien und unter Nutzern gesorgt.

Und wer steckt hinter der homophoben Organisation? Eine selbsterklärt christliche Gruppe aus den USA:

Die kostenlose App bietet laut Beschreibung Zugriff auf News, Events und Informationen der US-amerikanischen Organisation „Exodus International“. Dort will man Menschen „helfen“, ihre Homosexualität mithilfe der „Kraft von Jesus Christus abzulegen“, heißt es auf der Website. Die Organisation ist bereits seit 1976 tätig.

Auf der Petitionsplattform change.org wurden mittlerweile 120.000 Unterschriften gegen die schwulenfeindliche App gesammelt. Sehr viel zimperlicher ist die Fa. Apple, wenn es um lustvoll zur Schau gestellte Sexualität geht. Wie der Focus schon im Frühjahr 2010 berichtete, hat Apple mehr als 5.000 Apps aus dem Appstore verbannt, die vermeintlich um Erotik oder Sex kreisten:

Nach Informationen des einflussreichen Technik-Blogs Techcrunch und anderer Blogs sperrte Apple in der vergangenen Woche im US-Store 5000 Apps mit nackten oder leicht bekleideten Frauen. Allein am Donnerstag seien 4000 Apps gelöscht worden, heißt es im auf Apple spezialisierten Internetportal MacRumours. (…)

Was erregte denn nun den Unmut der App-Wächter der Fa. Apple?

Bei den gelöschten Apps handelte es sich nicht um pornografische Anwendungen, sondern nach Angaben von „Techcrunch“ vor allem um Bilder oder Spaßprogramme. Apple soll die Entwickler angeschrieben und begründet haben: „Der App Store entwickelt sich weiter, und wir passen ständig unsere Richtlinien an“, zitiert unter anderem Techcrunch aus dem Schreiben. Der Zensur zum Opfer gefallen ist unter anderem eine App namens „Wobble“, wie der Programmierer bestätigt. Der Inhalt der Software: Wer das iPhone schüttelte, brachte damit die Bikinibrüste von Frauen zum Wackeln. 500 Dollar pro Tag hat der Entwickler nach eigenen Angaben mit der kostenpflichtigen App pro Tag verdient.

Egal, wie geschmackvoll man es findet, mit dem Schütteln von „Bikinibrüsten“ Geld zu verdienen: Es handelt sich doch um eine vergleichsweise harmlose App gegenüber der App jener christlichen Gruppe, die offen Ressentiment gegen Homosexuelle schürt.

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Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter