Archive for the ‘Statistik’ Category

Bild.de: Piraten-Malen nach Zahlen


14 Nov

Wer Zahlen miteinander vergleicht, der sollte rechnen können. Bei Bild.de ist das offenbar nicht durchgehend der Fall. Dort ist zu lesen:

Noch im April glaubte rund jeder dritte Deutsche, dass die Piratenpartei eine „gute Alternative zu den etablierten Parteien“ wäre. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet.

Im aktuellen „Deutschlandtrend“ (Infratest Dimap) gaben zwei Drittel der Bürger an, die Piraten seien „keine ernst zu nehmende Partei“.

Welches Blatt hat sich den da gewendet? Wenn im April ein Drittel der Deutschen die Piratenpartei prima fanden und aktuell zwei Drittel sie nicht so toll finden, sind das doch gar keine inkommensurablen Zahlen: Nach wie vor können nämlich auch nach dem neuesten „Deutschlandtrend“ ein Drittel der Deutschen die Piraten für eine „gute Alternative zu den etablierten Parteien“ handeln. Was bei bild.de als Gegensatz konstruiert wird, ergänzt sich in Wahrheit bestens.

Wer sich in Mathematik begibt, wird bekanntlich darin umkommen. Eins muss man den „Piraten“ lassen: Sie können bestimmt besser rechnen. Oder jedenfalls besser den Taschenrechner benutzen.

Freizeitmonitor: Deutsche wünschen sich weniger Medien


30 Aug

Die Stiftung für Zukunftsfragen, eine von British American Tobacco finanzierte Initiative, hat in dieser Woche ihren „Reizeitmonitor 2012“ vorgestellt. Dazu wurden 4000 Personen in face-to-face-Interviews nach ihren Freizeitvorlieben befragt. Das Ergebnis: Die mit Abstand beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen haben samt und sonders mit Medienkonsum zu tun. Fernsehen wird dabei, allen Unkenrufen zum Trotz, von 98 Prozent der Befragten genannt. Darauf folgen Radiohören, Telefonieren und Zeitunglesen.

Freizeitmonitor 2012

Die Forscher fragten aber auch danach, was die Befragten gerne häufiger tun würden. Interessant: Bei dieser Frage liegt Medienkonsum (mit Ausnahme von „ein Buch lesen“) weit hinten im Ranking. An erster Stelle steht hier „spontan tun, wozu ich Lust habe“, gefolgt von „Ausschlafen“ und „Sex/Erotik“.

Stiftung für Zukunftsfragen
Der Westen: Deutsche wünschen sich mehr Geselligkeit

Rechenschwäche: Kölner Express vergleicht Äpfel- mit Birnbäumen


09 Aug

Man soll ja nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Aber der Kölner Express tut es doch, oder jedenfalls Apfel- mit Birnbäumen:

„Fast 90 Prozent der knapp fünf Millionen Obstbäume für den kommerziellen Anbau in NRW sind Apfelbäume“.

Begleitet wird diese statistische Angabe von folgender Tabelle:

Quelle: Express vom 09.08.2012

Zusammengerechnet ergibt sich eine Gesamtfläche von 2225 Hektar Obstbäumen. Würden Apfelbäume flächenmäßig wirklich, wie der Express ja behauptet, 90 Prozent davon einnehmen, wären das aber 2002 Hektar. Davon sind die nordrheinwestfälischen Apfelbäume aber offenbar weit entfernt. Man könnte noch überlegen, ob in der Meldung die „Zahl“ der Bäume und nicht die Fläche gemeint sind — und es könnte ja sein, dass auf einen Hektar Gartenland mehr Apfelbäume passen als andere Obstbäume. Glaubt man allerdings den gartenbaulichen Angaben auf dieser Seite, ist das gerade nicht der Fall: Demnach benötigen Apfelbäume sogar besonders viel Platz im Garten (12 x 12 m pro Baum) im Vergleich zu Kirsche (4 x 4 m), Pflaume (6 x 6) oder auch der Birne (8 x 8). Wie man den Apfel dreht und wendet, der Express hat hier wohl in den sauren Apfel gebissen und großen Unsinn verzapft.

Wenn eine, Journalisten ohnehin nachgesagte, Rechenschwäche auf übertriebenes Selbstbewusstsein trifft, wie es beim Kölner Express der Fall ist, rückt man eine solche Meldung nebst Tabelle auch noch auf die Titelseite.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter