Restaurantkritik aktuell: Trinken oder Schreiben?

11 Nov

Dass man angeschmiert sein kann, wenn man Journalisten zu viel auftischt, dafür gibt es nun ein bizarres Beispiel mehr.  Ein Gastronom fühlt sich von der Zeitschrift „Feinschmecker“ falsch dargestellt — und zieht dagegen vor Gericht. Der Branchendienst Meedia stellt den Streitfall so dar:

Nachdem das Restaurant „Brogsitter’s Sanct Peter“ vom Feinschmecker in die Pfanne gehauen wurde, klagte Hans-Joachim Brogsitter – und verlor. Jetzt legt der Gastronom nach und schenkt der Kritikerin richtig ein: „Von den sechs bestellten Gängen probierte sie nur drei.“ Den Alkohol dagegen „verzehrte sie gern, vollständig und reichlich“. Feinschmecker-Chefredakteurin Madeleine Jakits widerspricht.

Dass Journalisten bei ihrer Tätigkeit gerne mal einen trinken, ist nicht völlig unbekannt. Zu alten Bonner Regierungszeiten kannte ich Journalisten und Kameraleute, die ihren gesamten Tagesablauf danach ausrichteten, in welcher Landesvertretung oder Botschaft gerade Empfänge, Buffets oder andere Gelage geboten wurden. Und die Donnerstags-Pressekonferenz von Bayer 04 Leverkusen ist auch deswegen bei Journalisten so beliebt, weil anschließend ins Stadionrestaurant eingeladen wird. Dass man anschließend darüber schreibt, ist allerdings eher unüblich in der Branche. Man kann andererseits der Feinschmeckerin nicht vorwerfen, hier dem geschenkten Gaul ins Maul geschaut zu haben. Denn sie hat, wie Meedia dokumentiert, ihre Rechnung selbst beglichen: Stattliche 135,75 Euro.

Meedia: Wie viel trank die Feinschmecker-Testerin?

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter