Pulitzer: Wenn Preise nicht vergeben werden

19 Apr

PulitzerDie schönsten Journalistenpreise sind die, die nicht vergeben werden. Nicht, dass Journalistenpreise nicht auch ihre Meriten hätten: Sie dienen JournalistInnen, freien zumal, als Werkzeug des Selbstmarketings, erhöhen mitunter die Reputation oder die Glaubwürdigkeit, was im Journalismus eine klingende Münze ist (wenn es denn die richtigen Preise sind), und können zum Amüsement beitragen, wenn die Preisverleihungen in amüsantem Rahmen stattfinden. Auch der Autor dieser Zeilen hat die ein oder andere journalistische Auszeichnung ergattert und geht selbstverständlich (denn Klingeln gehört zum Geschäft) damit hausieren. Dennoch ist es eine nicht nur klammheimliche Freude, wenn Journalistenpreise einmal nicht vergeben werden, weil die Jury die Einreichungen schlicht für nicht preiswürdig hält. Denn dies spricht dann doch für die Ernsthaftigkeit, mit der die JurorInnen ans Werke gehen und dafür, dass sie ihre Tätigkeit noch anders verstehen als im Dienste etwaiger Selbst- oder Fremd-PR.

So geschehen bei einem der (wenn nicht: dem) renommiertesten Journalistenpreis weltweit, nämlich dem Pulitzerpreis. Keinen Roman fanden die JurorInnen des Pulitzerpreises für würdig, und auch die Leitartikler der Vereinigten Staaten gingen in diesem Jahr leer aus. “No award” hieß es in der Kategorie Belletristik zuletzt im Jahr 1977.

Der Pulitzerpreis ist benannt nach dem Verleger und Zeitungsmogul, Joseph Pulitzer, selbst eine nicht unumstrittene Person der Pressegeschichte. Er gilt als Erfinder der “yellow press”, wie der Sensationsjournalismus im Englischen genannt wird. Mit seinem Testament stiftete er zwei Millionen Dollar zur Gründung einer “school of journalism” und eines Journalistenpreises. Ein Jahr nach seinem Tod im Jahr 1912 wurde an der New Yorker Columbia University die journalistische Fakultät gegründet. Dort wird auch seit 1917 der Pulitzerpreis vergeben.

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