Jubiläums-Verdruss

23 Nov

Sylvia Meise schreibt bei epd.medien einen lesenswerten Beitrag über Jubiläumsverdruss. Sie geht dabei einem Eindruck nach, dass der deutsche Journalismus nichts mehr für veröffentlichungswert hält, was nicht in die wie auch immer stupide Form eines Jubiläums gezwängt werden kann.

Ach, Sie schreiben über Freud? – Der oder eine seiner Ideen hat sicher Geburtstag, wird 100, oder ist 100 Jahre tot. Name, Zahl, Anlass austauschbar – aber ein Muss. Predigt einem jeder Redakteur. Ganz nett, aber wo ist der aktuelle Bezug? Dabei stehen sie sich alle gegenseitig auf den Füßen mit ihren 20er, 50er oder 100er Feiern. In Zeiten immer größerer Orientierungslosigkeit ist Erinnern Kult geworden, Wettbewerb sowieso.

Das Ellbogengedrängel am Medienkalender hat die Zeitpunkte unscharf werden lassen. Jubiläen wurden erst ein, dann zwei Monate, jetzt schon mal ein Jahr und mehr vorgefeiert: Erster!

In Zeiten immer größerer Orientierungslosigkeit, folgert die Autorin, sei Erinnern Kult geworden. Und der mediale Wettbewerb darum, wer als erstes an einen Termin „erinnert“ auch. Dass all dieses Faktenwissen heute in Datenbanken zur Verfügung steht und nur ganz schlicht abgerufen werden muss, macht diese Erinnerungskultur zu einem Job für mediale Tagelöhner.

Evangelischer Pressedienst (epd) – Medien

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