Archive for the ‘Medien’ Category

Borussia Dortmund: Fankatalog vertauscht schwarz-gelb


14 Nov

schwarzgelb1Blöd gelaufen: Im neuen Fankatalog des Fußballvereins Borussia Dortmund wurde bei der Fotoauswahl offenbar nicht die nötige Sorgfalt walten gelassen. Auf einer Abbildung wird eine Tribüne voll mit Fans in den Farben schwarz-gelb gezeigt. Allerdings zeigt das Foto gerade nicht die berühmte „Wand“ im Dortmunder Stadion, sondern in Wahrheit Bayern-München-Fans, die ihre eigene Stadt hochleben lassen. Denn die Farben der bayerischen Landeshauptstadt München sind ebenfalls schwarz-gelb. Die Münchener Fanvereinigung Club Nr. 12 äußert süffisant:

Wir danken Borussia Dortmund für die Würdigung unserer Choreografie im Februar. Sie hat den Verantwortlichen so gefallen, dass man sie als eigene Choreo ausgibt und im aktuellen Katalog abdruckt.

Auf Twitter äußert sich „Lisas Welt“:

 Eine Bayern-Choreo im BVB-Fankatalog – das ist das Quadruple.

Die Aufnahme wurde beim Pokalspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund aufgenommen.

Berufsprestige von Journalisten


27 Aug

allensbach_berufsprestige_2013bDas Allensbach-Institut für Demoskopie hat auch im Jahr 2013 seine alle zwei Jahre erscheinende Berufsprestigeskala veröffentlicht. Das Institut erfragt dabei das Ansehen bestimmter Berufsgruppen in der Bevölkerung. Journalisten schneiden dabei regelmäßig nicht sehr gut ab. Auch 2013 belegen sie, wie Berufsprestige von Journalistenschon die der vorangegangenen Befragung, den 12. Platz. Dabei hat sich ihr Prozentwert aber neuerlich verschlechtert, nämlich von 17 auf 12% Zustimmung. Noch schlechter stehen Fernsehmoderatoren: Mit 3% belegen sie den vorletzten Platz. Das ist allerdings im Vorgleich zur Vorbefragung eine kleine Verbesserung. Im Jahr 2011 belegten die Moderatoren noch den letzten Platz: In diesem Jahr wird der aber von den Bankern gehalten.

Das Design der Umfrage kann allerdings als durchaus insinuativ betrachtet werden: den 1.560 Befragten wird nämlich eine Liste von 20 Berufen präsentiert, aus denen sie fünf auswählen sollen, die besonders hoch in ihrer Gunst stehen. Es gibt in Deutschland aber 345 verschiedene Ausbildungsberufe. Selbst ein 20. Platz auf der Berufsprestigeskala könnte also für einen hochangesehenen Beruf stehen im Vergleich zu den über 320 anderen Berufen, die auf der Liste gar nicht auftauchen und womöglich viel schlechter platziert wären.

Doch auch beim Job Rated Report des amerikanischen Diensts Career Cast schneiden Journalisten nicht gut ab. Zeitungsreporter landeten 2013 weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der „worst Jobs“, also der „schlimmsten Berufe“. Kleiner werdende Redaktionen und Budgets und die Konkurrenz des Internets hätten zu der Platzierung geführt.

Auch der US-Schauspieler Robert Redford hat Journalisten kritisiert. In einem Interview mit dem Kino-Magazin Cinema bezeichnete Redford die US-Medien als extrem tendenziös: „Die große Gefahr besteht darin, dass sich die Menschen abwenden, weil es ihnen nicht mehr gelingt, die Informationen, die auf sie einstürmen, einzuordnen und zu bewerten“. Robert Redford spielte in den 1970er Jahren an der Seite von Dustin Hoffmann einen der beiden Watergate-Aufklärer der Washington Post in dem Kinofilm „Die Unbestechlichen“. Er hat damit nicht unmaßgeblich zum damaligen hohen Ansehen des Journalistenstandes beigetragen.

 

Unterdrückte Nachrichten 2013


16 Jul
Wichtige Nachrichten landen oft im Papierkorb (Foto: Birgit H./Pixelio.de)

Wichtige Nachrichten landen oft im Papierkorb (Foto: Birgit H./Pixelio.de)

Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) hat auch in diesem Jahr wieder die 10 am meisten in deutschen Medien unterrepräsentierten Nachrichten gekürt. Hier die Auswahl:

  • 1: Wie Richter ohne Kontrolle Geld aus Prozessen verteilen
  • 2: Das Geschäft mit der Abschiebepraxis
  • 3: UN-Welternährungsprogramm ist intransparent
  • 4: Fehlende Kontrolle von Au-Pair-Agenturen in Deutschland
  • 5: Die gehörlose Generation
  • 6: E-Discovery: deutsche Unternehmensdaten für die USA
  • 7: Bonuszahlungen für Ärzte – auch bei nicht zugelassener Medikation
  • 8: Voluntourismus: Geschäfte mit  der guten Tat im Ausland
  • 9: Waffenexporte werden unzureichend kontrolliert
  • 10: Polizeiliche Demonstrationsverbote für rechtswidrig erklärt

Es kann verschiedene Gründe geben, warum ein Thema von Medien nicht aufgegriffen wird. Jury-Mitglied Christian Schicha erklärte im WDR:

So seien viele Themen zu kompliziert und erforderten zu viel Hintergrundwissen, um sie so zu veranschaulichen, dass sie vom Publikum verstanden werden. Gleichzeitig stünden Medien unter finanziellem Druck und seien deshalb gezwungen, ihr Angebot nach dem Interesse der Konsumenten zu richten. Laut Schicha hätten Redakteure auch immer weniger Zeit um kritisch zu recherchieren.

Die Süddeutsche spricht denn auch etwas poetisch von „vergessenen Nachrichten“. Der Gründer der Initiative, der Bremer Professor Peter Ludes, sieht die INA dagegen eher in der Nähe des amerikanischen „Project Censored„. Dieses Projekt verortet sich deutlich politischer und spricht unverhohlen von „Zensur“, wenn es um die Vernachlässigung von Themen in und durch die Medien geht.

Einige der von der INA ausgewählten Nachrichten haben durchaus Aufreger-Potential: Deutsche Richter haben jährlich um die 100 Mio. Euro aus Geldauflagen zu vergeben, ohne dass dies öffentlich kontrolliert würde; Lebensmittelaufkäufe des UN-Welternährungsprogramms erfolgen womöglich nicht politisch und ökologisch korrekt bei lokalen Kleinbauern, sondern bei riesigen Lebensmittelkonzernen; und amerikanische Firmen haben durch das US-amerikanische Prozessrecht mittels „e-disvovery“ die Möglichkeit, recht einfach an sensible Daten deutscher Firmen zu gelangen.

Themenvorschläge können von jedem auf der Website der Initiative eingereicht werden. Studentische Rechercheteams an sechs Hochschulstandorten recherchieren das Jahr über die Themen und überprüfen sowohl deren Relevanz als auch die Frage, ob sie tatsächlich in deutschen Medien unterprepräsentiert sind. Aus über 200 Themen werden dann ca. 30 der Jury vorgelegt.

Der Verfasser dieser Zeilen ist auch Mitglied der Jury der Initiative Nachrichtenaufklärung.

Transparency International: Medien gelten als korrupt


10 Jul
Foto: Birgit H./Pixelio

Foto: Birgit H./Pixelio

Alle drei Jahre erhebt die Nicht-Regierungsorganisation Transparency International das „globale Korruptionsbarometer“. Dabei wird in 107 Ländern die Bevölkerung befragt, für wie korrupt sie die gesellschaftlichen Institutionen hält. In Deutschland schneiden auf einer Skala von eins (überhaupt nicht korrupt) bis fünf (höchst korrupt) Justiz (2,6), Polizei (2,7), aber auch das Bildungswesen (2,7) besonders gut ab. Wer nicht gut abschneidet, ist der Medien-Sektor. Medien werden nämlich erstmals als korrupter wahrgenommen als die Öffentliche Verwaltung oder das Parlament. Während Verwaltung und Parlament jeweils die Note 3,4 erhielten, rangieren die Medien auf dieser Skala bei 3,6. Die deutsche Vorsitzende von Transparency International findet das besorgniserregend:

Die kritische Berichterstattung durch die Medien spielt eine wichtige Rolle bei der Korruptionsbekämpfung. Es ist daher ein alarmierendes Zeichen, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu sinken scheint. Wir brauchen eine Diskussion darüber, wie die Unabhängigkeit und Qualität der Medien langfristig gewährt werden kann.

Wichtig ist bei solchen Umfragen, festzuhalten, dass es um das Ansehen und die Meinungen in der Bevölkerung geht. Dass die Befragten Medien für korrupt halten, heißt noch nicht zwangsläufig, dass sie es auch sind.  Beispielsweise rangieren auch Nicht-Regierungsorganisationen nicht über dem Durchschnitt, sondern etwas darunter (3,0). Schlechte Noten haben auch die politischen Parteien (3,8) und die Privatwirtschaft (3,7) erhalten, die beide das Ranking im negativen Sinne anführen.

Für das Globale Korruptionsbarometer 2013 wurden 114.270 Personen in 107 Ländern befragt. Die Befragung wurde von Worldwide Independent Network/Gallup International Association (WIN/GIA), einem weltweiten Netzwerk von Meinungsforschungsunternehmen, im Auftrag von Transparency International durchgeführt. Die Feldstudien wurden von September 2012 bis März 2013 mittels persönlicher Interviews, Telefon- und Onlinebefragungen durchgeführt. In Deutschland wurden tausend Bürgerinnen und Bürger online befragt.

Kress Report im Jugendwahn


02 Jul

Älter werden ist gerade im Medienzeitalter ja nicht so schön. Im High Definition Fernsehen sieht man jede Falte und jedes graue Haar. Da macht man sich doch gerne ein bisschen jünger. Und die jungen Zuschauer, die sind ja sowieso die wichtigsten. Also ran an die Zielgruppe, mit Jugendzentrum-Charme und Kindergeburtstags-Appeal. Erfolgreich ist damit der ARD Markencheck. Diese Verbrauchersendung gucken nämlich tatsächlich ein paar Zuschauer unterhalt jener 61 Jahre, die der gewöhnliche ARD-Zuschauer im Durchschnitt alt ist. Aber was das Medienfachblatt Kress Report daraus macht, geht dann vielleicht doch ein bisschen zu weit:

Ausschnitt: Kress Report

Ausschnitt: Kress Report

Die Zuschauer zwischen 14 und 49 als „Jugend-Quote“ zu bezeichnen, ist selbst unter Zuhilfenahme von sehr viel Nivea-Produkten doch etwas vermessen. Trotz oder wegen des Cremetopfes.

 

 

 

Journalisten werden nicht reich, Verleger schon


22 Mai

Zeitungsverlage erzielen allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor traumhafte Renditen. Der Medienökonom Frank Lobigs von der TU Dortmund hat die Umsatzzahlen mehrerer Verlagshäuser ausgewertet und kommt zum Ergebnis, dass Medienhäuser nach wie vor Renditen erwirtschaften, von denen andere Unternehmen nur träumen können. Im Deutschlandradio erläutert Lobigs:

Die „Zeit“ hat 2012 ihr Rekordjahr gehabt, so gut haben die noch nie verdient, die Rendite ist gut zweistellig, „sehr kommod“ nennt das der Geschäftsführer. Der „Spiegel“-Verlag bedauerte, dass er nur 15 Prozent statt wie im Vorjahr 20 Prozent Umsatzrendite gemacht hat.

Das sind enorme Zahlen. Da wird eine Krise draus gemacht. „Braunschweiger Zeitung“ liegt bekanntlich bei 20 Prozent Rendite, eine ganz normale Regionalzeitung. Das sind Renditen, da können andere Unternehmen nur von träumen! Wenn Sie normale Großunternehmen nehmen, dann haben die eine Durchschnittsrendite von vier Prozent. Die Verlage liegen beim Dreifachen oder Vierfachen davon.

Für die Zukunft allerdings, so Lobigs, müssten die Verlage die heutige gute Marktposition nutzen, um neue Geschäftsmodelle auch für den Onlinejournalismus zu finden.

Feinde der Pressefreiheit


03 Mai
Foto: Maren Beßler/Pixelio

Foto: Maren Beßler/Pixelio

Am 3.Mai jährt sich der „Tag der Pressefreiheit“, der von der UNESCO ausgerufen wurde. Aus diesem Anlass hat die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ eine Liste mit den schlimmsten Feinden der Pressefreiheit veröffentlicht. „Wenig überraschend“ findet es der IT-Blog Gulli, dass zahlreiche afrikanische Staatschefs auf der Liste stehen. Dort wundert man sich aber, dass trotz der häufig laut gewordenen Kritik aus Südamerika nur ein einziger Machthaber auf die Liste gefunden hat:

Trotz einiger Kritik an der Pressefreiheit in Südamerika schaffte es nur ein Staatschef aus dieser Region auf die Liste der Feinde der Pressefreiheit: Kubas Präsident Raúl Castro. Daneben stehen aber unter anderem die „Zetas“, die mexikanischen Drogenkartelle, ebenfalls auf der Liste. Diese Gruppe habe Mexiko zum „gefährlichsten Land des Kontinents für Journalisten“ gemacht, so der Vorwurf – seit dem Jahr 2000 seien 86 Journalisten getötet worden und 17 spurlos verschwunden. Daneben seien auch Menschenrechts-Aktivisten entführt oder ermordet worden.

Auch Europa kommt, wie zu erwarten, nicht ungeschoren davon. Neben den „üblichen Verdächtigen“ in Osteuropa wird in Westeuropa vor allem Italien als Negativbeispiel genannt. Und das nicht unbedingt wegen staatlicher Einflussnahme, sondern wegen der pressefreiheitsgefährdenden Umtriebe der Organisierten Kriminalität in Italien, sprich: Mafia & Co.:

 Ebenfalls ein Problem mit der freien Berichterstattung gibt es in Italien. Dieses kommt aber nicht von offizieller Seite. Vielmehr zeichnet dort die Mafia – gelistet als „Camorra, ‚Ndrangheta, Sacra Corona Unita, Cosa Nostra, organisiertes Verbrechen“ – für Repression gegen Journalisten verantwortlich. Die zerstrittenen Mafia-Clans zeigten sich, wenn es gegen eine kritische Berichterstattung gehe, durchaus zur Kooperation bereit und in der Lage, so die Einschätzung ROGs. In den 1990ern seien mehrere Journalisten erschossen worden oder unter mysteriösen Umständen bei angeblichen Unfällen ums Leben gekommen, wofür bis heute kein Mafioso zur Rechenschaft gezogen worden sei. Häufig würden kritische Pressevertreter bedroht, verprügelt oder ihr Eigentum beschädigt. Teilweise würden auch die Familien der Journalisten drangsaliert. Viele Journalisten hätten eine kritische Berichterstattung über die Mafia daher mittlerweile aufgegeben, so ROG. Diejenigen, die dies nicht täten, hätten häufig untertauchen müssen und stünden unter permanentem Polizeischutz. Zunehmend gehe die Mafia jedoch von Gewalt hin zu subtileren Methoden über. Durch politische Einflussnahme und gezielte Bestechung seien bereits eine Reihe von Zeitungen und lokalen TV- und Rundfunksendern kompromittiert worden. Alles in allem habe die Mafia „ein Ausmaß von Selbstzensur durchgesetzt, das in Europa einzigartig ist„.

Die komplette Liste ist hier einzusehen.

Motorjournalismus: Champagner bis zum Abwinken?


23 Apr
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Foto: Monika Wallner/pixelio.de

Der ehemalige Pressechef des Autoherstellers Mazda in Europa, Franz Danner, hat tiefe Einblicke in den Auto- und Motorjournalismus gegeben. Danner steht zur Zeit in Köln vor Gericht, weil er den Konzern zusammen mit Komplizen um mehr als 40 Millionen Euro erleichtert haben soll. In dem Prozess hat er freimütig bekundet, wie der Umgang eines Autobauers mit Journalisten aussieht. “Medienlandschaftspflege” wird das genannt, nicht von ungefähr in Anlehnung an die “politische Landschaftspflege”, die ein Herr v. Brauchitsch einst im Flick-Bestechungs-Skandal zugegeben hat.

Wie diese Medienbeeinflussung ausgesehen hat, davon berichtet nun die Berliner Zeitung. “Mein Job war es”, erklärt Danner, “dafür zu sorgen, dass möglichst positive Berichte über die Autos geschrieben und gesendet wurden”. Und das bedeutete im einzelnen:

Um die Autojournalisten „angenehm einzustimmen“, gebe es laut Danner eine relativ einfache Formel: „Super Destination, super Hotel, super Service, super Geschenke“, zählt der PR-Experte auf. Ein deutscher Autokonzern etwa habe einmal zur Präsentation eines neuen Autos nach Sardinien eingeladen. Da habe dann ein Privatjet für 40 Leute am Flughafen bereit gestanden, die Journalisten seien in einem teuren Hotel an der Costa Smeralda untergebracht worden. Andere Firmen würden nach Kapstadt gehen, die Vorstellung eines neuen Modells verbinden mit der Fahrt durch die Wüste nach Namibia. „Je attraktiver der Vorstellungsort, desto besser die Presse“, sagt Danner.

Etwa zehn solcher Events soll Mazda, Danner zufolge, für Autojournalisten veranstaltet haben. Wie dort gehaust wurde, weiß der Ex-PR-Mann drastisch zu schildern:

„Jeder Autojournalist konnte in den Fünf-Sterne-Hotels die Minibar leer trinken, an der Bar Champagner bis zum Abwinken bestellen, alle Dienstleistungen, die solch ein Hotel anbietet, auf unsere Kosten in Anspruch nehmen.“

Das Jahresbudget für die PR-Abteilung der Mazda-Europazentrale in Leverkusen habe bei 15 bis 16 Millionen Euro gelegen. Die Ausgaben für die gezielte Beeinflussung der Journalisten unterlag einer einfachen Kalkulation:

„Wir hatten eine ganz einfache Rechnung: Der durchschnittliche Journalist kostet bei unseren Events drei- bis fünftausend Euro. Bringen musste er einen Gegenwert von mindestens 15.000 Euro. Das haben wir immer geschafft.“

Ob dieses Geschäftsziel erreicht wurde, haben Danners Leute in der Mazda-PR-Abteilung sogar nachgemessen: Wie viel Zentimeter nahm ein Autoartikel in einer Zeitung ein, wie viel Sekunden wurde ein Fahrzeug im Fernsehen gezeigt, wie groß wurde im Internet berichtet?

„Wenn Sie überlegen, was eine Anzeige in Zeitungen oder gar Spots im Fernsehen kosten, war der journalistische Bericht über ein Auto trotz der durchschnittlichen Eventkosten von rund zwei Millionen Euro geradezu billig”.

Zusätzlicher Positiveffekt solcherart beeinflusster Berichterstattung war, dass journalistische Beiträge deutlich glaubwürdiger erscheinen als reine bezahlte Werbung – obwohl es sich in Wahrheit um nichts anderes handelt.

Der Mazda-Konzern wollte sich laut Berliner Zeitung zu Einzelheiten nicht äußern und ging nach eigenem Bekunden davon aus, dass Danner alle Maßnahmen „unter Beachtung unseres Verhaltenskodexes durchgeführt“ habe.

Auffällig ist auch, wie wenig über den Danner-Prozess und die damit verbundene Aufdeckung journalistischer Praktiken berichtet wird. Der News-Aggregator Google News findet zum heutigen Datum gerade einmal neun Berichte: davon speisen sich allein fünf (Kölner Stadtanzeiger, Frankfurter Rundschau und Express) aus der selben Quelle, da sie wie die Berliner Zeitung zum Dumont-Schauberg-Verlag zählen.

Beeinflussung der Presse: Champagner bis zum Abwinken | Medien – Berliner Zeitung

„Spiegel“ enttarnt seine Informantin selbst


17 Sep

In der vergangenen Rubrik „Eine Meldung und ihre Geschichte“ des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ist wohl etwas schief gelaufen. Die Frau, die sich sehr gutgläubig um 11.000 Euro erleichtert sah, hatte wirklich eine recht peinliche Geschichte zu erzählen. Klar, dass sie nicht erkannt werden wollte. Und der Spiegel sicherte denn auch Informantenschutz zu:

Sie erzählt und schämt sich, nennen wir sie Saskia, sie will nicht, dass ihr echter Name auftaucht oder die Stadt, in der sie wohnt.

Aber da es in der Rubrik um andernorts veröffentlichte Meldungen geht, druckt der Spiegel auch einen Zeitungsausschnitt ab. Und da ist die Stadt, in der die Geschichte spielt, gleich zweimal deutlich zu lesen:

Ausschnitt: Spiegel 37/2012, S.51

Wer solche Informantenschützer hat, braucht keine Feinde …

Medienkritik in der Kritik


12 Sep

Bei Siegfried J. Schmidt und Guido Zurstiege (Kommunikationswissenschaft. Systematik und Ziele. Reinbek 2007, S.237) ist zu lesen:

Schon seit langem ist man sich im akademischen Diskurs einig darüber, dass die Zeit wirksamer und allgemein verbindlicher intellektueller Kritik an gesellschaftlichen Zuständen im Allgemeinen vorbei ist. Die dafür erforderlichen gesamtgesellschaftlich vertretenen Kriterien, Normen und Werte sind außer Kraft, und der Anspruch der Intellektuellenkaste auf die Beobachtungs- und Bewertungshoheit von Mediensystemen und Medienangebotetn ist längst überholt. Faszinationserwartung hat Kritikerwartung abgelöst, die Mehrheit will Spaß haben und nicht reflektieren.

Warum eigentlich?

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter