Archive for the ‘Medien’ Category

Die Vodafone-Hölle


03 Jan

vodafone_HoelleIch war in der Vodafone-Hölle. Ich habe sie am eigenen Leibe erlebt. Und ich leide immer noch. Ich habe die schrecklichsten Erfahrungen mit Callcentern und Hotlines gemacht, die man sich nur vorstellen kann. Ich bin im Vodafone-Shop offenbar dem Versuch aufgesessen, übers Ohr gehauen zu werden. Was ich wollte? Ich wollte ganz simpel zwei Handyverträge verlängern. Was passiert ist? Ich habe plötzlich 5 (fünf) Handyverträge und zahle dafür momentan über 200 Euro monatlich. Wofür und warum? Ich weiß es bis heute nicht. Aber von vorne. (mehr …)

Der schlechteste Journalismus des Jahres


02 Jan
Foto: Pixabay

Foto: Pixabay

Die angesehene amerikanische Fachzeitschrift Columbia Journalism Review hat den „schlechtesten Journalismus des Jahres 2014“ gekürt. Die Autoren der CJR weisen darauf hin, dass 2014 ein gutes Jahr für den Journalismus war, in dem viele weittragende Geschichten mit erheblichen politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen veröffentlicht worden sind. Aber daneben gab es auch schwere Ausfälle. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass es sich nur um Beispiele handelt, die die Funktionsweise eines Journalismus darstellen sollen, der in die Hose geht. Darum ist es auch zu verschmerzen, dass es sich ausschließlich um US-amerikanische Exempel handelt. Die entsprechenden heimischen Fälle fallen einem da schnell ein.

Einen Preis für schlechtesten Journalismus hat sich die Zeitschrift Rolling Stone verdient. Sie berichtete über eine Gruppenvergewaltigung an der University of Virginia – eine Story, die sich nach einem Fact-Checking der Washington Post als nicht stichhaltig erwies. Den Preis verdient Rolling Stone laut CJR aber nicht nur, weil grundlegende journalistische Tugenden vernachlässigt wurden, sondern auch, weil die Redaktion in einer Stellungnahme die Schuld allein auf die Autorin zu schieben versuchte und ihre eigenen redaktionellen Pflichten außen vor ließ.

Einen Preis für schlechtesten Journalismus hat sich auch die Redaktion des angesehenen TV-Politmagazins 60minutes des Senders CBS verdient. Sie brachte es fertig, Auslandskorrespondenten nach Liberia zu schicken, um über die Ebolaseuche zu berichten, und diese interviewten ausschließlich andere US-Ausländer und keinen einzigen Einheimischen.

Screenshot: Lemon auf CNN

Screenshot: Lemon auf CNN

Den Hauptpreis verdiente sich aber CNN-Moderator Don Lemon. Live-Moderationen seien zugegebenermaßen eine hohe Kunst, so die Kritiker, aber Lemons Aufsager seien ein herausragendes Beispiel dafür, wie man seine Worte weise wählen könne – oder eben auch nicht.  So fragte er Interviewpartner, ob Malaysia Airlines Flug 370 von einem Schwarzen Loch geschluckt worden sein könnte: „Es klingt absurd, aber ist es absurd?“ Ein anderes Mal verglich er das Prügeln von Kindern mit dem Training von Hunden. Die Rassenunruhen in Ferguson kommentierte er mit dem Satz: „Offenbar liegt der Geruch von Marihuana in der Luft“. Und ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer des Schauspielers Bill Cosby belehrte er: „Es gibt doch Möglichkeiten, Oralsex zu vermeiden, wenn Sie ihn nicht ausüben wollten .. ich meine, Sie hätten doch Ihre Zähne einsetzen können, oder?“

Leider gibt es im deutschsprachigen Raum, wo immerhin an die 2.000 Journalistenpreise existieren, keine vergleichbare Auszeichnung für schlechten Journalismus. Nur das Netzwerk Recherche vergibt die „Verschlossene Auster“ für Informationsverhinderer.

Red Bull verleiht doch keine Flügel


09 Okt
Foto: Adrian Michael/Wikimedia

Foto: Adrian Michael/Wikimedia

Werbung ist der Bereich medialer Hervorbringung, bei der die Kluft zwischen hohem marktschreierischem Gestus einerseits und niedrigen Ansprüchen an Wahrheit und Wahrhaftigkeit andererseits besonders weit auseinanderklafft. Ein besonders (vor-)lautes Unternehmen bekam jetzt einen erheblichen Dämpfer: Der österreichische Brause-Hersteller Red Bull muss in den US 13 Millionen Dollar Entschädigung zahlen, weil sein süßes Getränk, anders als die Werbung behauptet, doch keine Flügel verleiht. Auf stern.de ist dazu zu lesen, ein US-Konsument habe

seit 2002 regelmäßig den Energy-Drink konsumiert, aber keinen Effekt an sich feststellen können. Red Bull wirbt durch „verleiht Flügel“ mit der leistungssteigernden Wirkung seines Drinks. Die einzelne Klage des Mannes fand schnell Mitstreiter. Der Rechtsstreit drohte zu einer Massenklage zu werden. Im Juli gab das österreichische Unternehmen klein bei und einigte sich mit den enttäuschten Kunden.

Für die Fa. Red Bull ist es gerade keine gute Zeit Eine sehr kritische TV-Dokumentation der ARD hat vor kurzem den Umgang mit Hochrisikosportlern als Werbeträgern kritisch ins Visier genommen. Und Red Bull-Ikone und Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel will den gleichnamigen Rennstall Richtung Ferrari verlassen. Flügellahm könnte man das nennen. Da hilft auch keine Brause.

Trau, schau, Ernst-Schneider-Preis


06 Okt
In der Mitte Intendantin Wille (MDR), links neben ihr Peter Frey (ZDF)(Foto: IHK)

In der Mitte Intendantin Wille (MDR), links neben ihr Peter Frey (ZDF)(Foto: IHK)

Was für ein unfassbarer journalistischer Zufall: Heute Abend wurden die Ernst-Schneider-Preise vergeben. Der Ernst-Schneider-Preis bezeichnet sich laut Selbstbekundung als „größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik“ und wird von den deutschen Industrie- und Handelskammern vergeben. Preise, die mit einigen tausend Euro Preisgeld ausgestattet sind, werden in den Kategorien Print, Internet, Hörfunk und Fernsehen vergeben.

Der Jury in der Kategorie Fernsehen gehörten unter anderem Dr. Peter Frey, Chefredakteur des ZDF, sowie die Intendantin des MDR, Prof. Dr. Karola Wille, an. Im Bereich Fernsehen vergibt der Ernst-Schneider-Preis zwei Auszeichnungen, nämlich für den „Kurzbeitrag“ und die „große Wirtschaftssendung“.

Und nun stelle man sich vor, wer die Preise eingeheimst hat? Den Preis für den Kurzbeitrag hat doch tatsächlich zufällig ein Beitrag des MDR erhalten. Und wer war bei der großen Wirtschaftssendung erfolgreich? Man kann sich diesen Zufall kaum vorstellen, aber es war tatsächlich das ZDF!

Man kann sich natürlich grundsätzlich dem alten Journalistenwort anschließen,  „je preiser gekrönt, desto durcher gefallen“. Aber es grenzt doch an ein kaum machbares Wunder, mit einer einzigen Preisverleihung den Nimbus der Unabhängigkeit von gleich drei Institutionen nachhaltig zu diskreditieren. Wenn schon das Mieder der journalistischen Unschuld gelockert ist, so werden es sich die beteiligten öffentlich-rechtlichen Doktores und Professoressen gedacht haben, dann können wir doch auch gleich ganz die Hosen runterlassen und uns das Preisgeld selbst in die nun tiefsitzenden Taschen derselbigen gleiten lassen. Was uns noch etwas anderes lehrt, nämlich dass man die Hosen des Qualitätsjournalismus nur dann baggy tragen sollte, wenn man auch einen Arsch in der Hose hat. Der Arsch ist übrigens die Verlängerung des Rückrats, und das ist den öffentlich-rechtlichen Anstalten ja schon vor geraumer Weile abhanden gekommen. Anders lässt sich dieses schnöde Beispiel moralischer Korumpiertheit kaum erklären. Motto der diesjährigen Preisverleihung war übrigens: „Nicht lange reden, sondern machen!“ Man kann dem Chefredakteur des ZDF und der Intendantin des MDR nicht nachsagen, dass sie sich nicht daran gehalten hätten.

P.S.: Ich erlaube mir noch eine letzte Prophezeiung in Sachen öffentlich-rechtlicher Abgeschmacktheit — nämlich dass die Sender die Kaltblütigkeit besitzen werden und morgigen Tages Pressemitteilungen ins Lande schicken, in denen sie sich der Preise rühmen, die sie sich selbst zugeschustert haben. Die alten Römer riefen einst: Wehe den Besiegten! Hier wäre zu rufen: Wehe den Siegern!

 

 

Studie: Kids hocken zuviel am Computer


03 Sep

Von wegen Post-PC-Ära: Laut einer Studie der Techniker-Krankenkasse verbringt ein Drittel der Jugendlichen jeden Tag zwei Stunden und mehr vor dem Computer:

Etwa jeder dritte Junge zwischen 12 und 17 Jahren spielt laut einer Studie auch an normalen Schultagen bis zu zwei Stunden und mehr mit Computer, Handy oder Konsole. (…)  Ein Drittel der Mädchen ist ebenso lange in Chatrooms unterwegs, skypt oder mailt.

Auf eine Stunde Bewegung pro Tag kommt dagegen nur ein Fünftel der Jugendlichen.

Journalismus macht depressiv


28 Jun
Journalist dreht durch (Foto: B. Thorn/Pixelio)

Journalist dreht durch (Foto: B. Thorn/Pixelio)

Journalismus steht auf der Top-Ten-Liste der depressiv-machenden Berufe. Forscher der Universität Cincinnati haben den Zusammenhang zwischen Job und der Neigung zu Depressionen untersucht. Danach steht der Beruf des Journalisten auf dem zehnten Platz.

Die Wissenschaftler haben Krankenakten von 215.000 erwerbstätigen Erwachsenen im US-Staat Pennsylvania ausgewertet. Wer sich im Untersuchungszeitraum zwischen 2001 und 2005 mit „depressiven Störungen“ hat krankschreiben lassen oder behandeln lassen, gilt dabei als depressiv.

Journalisten, Autoren und Verleger liegen mit 12,4 Prozent auf Platz 10. Broker mit 12,6 Prozent bilden Platz 9. Den achten Platz nehmen Mitglieder von politischen Organisationen ein. Beamte im Bereich Umweltschutz belegen Platz 7. Immobilienmakler landen auf dem sechsten Platz. Danach kommen Krankenschwestern, Dienstleister und die Angestellten im Nah- und Fernverkehr.

Was die Forscher herausgefunden haben, ist, dass zu Depressionen neigt, wer wenig körperliche Arbeit leistet. Auch wer beruflich viel mit Menschen zu tun hat, wird statistisch häufiger depressiv.

Medienrummel um Hoeneß-Knast


13 Mai

Die Justizvollzugsanstalt Landsberg in Oberbayern ließ sich nicht lumpen und ließ eine ganze Meute von Journalisten die künftige Behausung von Ex-Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß besichtigen. Mit dabei ein Kamerateam des NDR-Satiremagazins Extra3:

Am besten gefiel mir eigentlich der Schlusssatz der Extra3-Reporterin: „Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Presse halten“…

Peinliche Presse-Panne


10 Apr

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: So lautet eine alte Journalistenwahrheit. Dennoch wird sie nicht immer beherzigt, wie jetzt gerade wieder die KollegInnen vom Datenblog zeigen konnten. Sie dokumentieren eine peinliche Panne, die der nationalen Nachrichtenagentur der Schweiz (sda) unterlaufen ist:

Ringier_KorrektKann ja mal vorkommen — sollte es aber nicht …

Journalisten können schnell sein


30 Jan

Foto: Senfacy/WikicommonsInnerhalb von 27 Sekunden, so meldet der Mediendienst Turi2, waren alle 49 Presseplätze für den Steuerprozess von Uli Hoeneß vergeben. Im sogenannten Windhundverfahren sollen bei 454 Akkreditierungsgesuchen u.a. dpa, „FAZ“, „SZ“, „Spiegel“, AFP und BR zum Zuge gekommen sein.

Essen fotografieren verboten!


15 Nov
Foto: T. Reckmann/Pixelio

Foto: T. Reckmann/Pixelio

Fotos von leckeren Gerichten und hübsch angerichteten Tellern sind auf Instagram, Facebook & Co. der Renner. Food-Fotos sind aber nicht immer gern gesehen. Gastwirte zum Beispiel dürfen das Fotografieren ihrer auf Teller dekorierten Speisen verbieten. Denn der Gastwirt hat in seinem Restaurant das Hausrecht und hat darum auch das Sagen, was Bild- oder Ton-Aufnahmen in seiner Lokalität angeht. Der Nachrichtenkanal N24 zitiert die Rechtsanwältin Astrid Auer-Reinsdorff:

Er ist der Hausherr und kann bestimmen, wie sich der Gast zu verhalten hat.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Anwaltsvereins (DAV) weist allerdings darauf hin, dass das Fotoverbot selbstverständlich nicht gelte, wenn man sich Essen nach Hause liefern lasse. Speisen vom Bringdienst dürfen in den eigenen vier Wänden fotografiert und diese Bilder auch auf Bewertungsportalen, im eigenen Blog oder in den sozialen Netzwerken publiziert werden.

Ein Urheberrecht auf Speise-Kreationen haben wiederum Starköche, da sie „einzigartige Kreationen“ hervorbrächten. Bilder solcher Spitzen-Mahlzeiten dürften also auch jenseits des Hausrechts nicht im Internet veröffentlicht werden. In Berlin soll zwischenzeitlich ein Gastwirt ein Schild in seinem Lokal aufgehängt haben:

Bitte hier im Restaurant das Essen nicht instagrammen!

Na denn, guten Appetit!

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter