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NRW-Wahlen: Schlappe für Wahlprognosen


15 Mai

Norbert_roettgen_2012Ist das Ergebnis der Landtagswahlen in NRW wirklich ein “Triumph” für Rot-Grün, wie der Focus schreibt? Oder ist vornehmlich ein Erfolg der Liberalen, wie deren NRW-Chef Lindner über die Tageszeitung Die Welt verbreitet? Weder, noch: Vor allem ist die NRW-Wahl eine große Niederlage für die Wahlforscher und Umfrageinstitute. Denn während das Ergebnis der F.D.P. in Nordrhein-Westfalen sich im Vergleich zur letzten Landtagswahl in dem Bundesland im Bereich der statistischen Fehlertoleranz befindet, hat das relativ gute Abschneiden der SPD sowie das schlechte Ergebnis der CDU so niemand prognostiziert.

So sah die Prognose von YouGov.de, über die auch in diesem Blog schon geschrieben wurde, für die CDU ein Ergebnis von 30% vor. Die Umfrager von YouGov geben immerhin eine Fehlertoleranz an, die bei einem Stimmanteil von 50% eine Abweichung von 3,1 Prozentpunkten bedeuten kann. Aber selbst dann hätte die CDU im schlechtesten Fall deutlich mehr als 27% der Stimmen erzielen müssen.

Auch das Ergebnis der SPD ist natürlich so brillant nicht, wie in der Presse dargestellt. Immerhin betrachten die Sozialdemokraten das Land NRW immer noch als ihre Stammlande, wo sie einst stabile absolute Mehrheiten erzielen konnten. Und der vorgebliche Erfolg der freien Demokraten ist im Lichte betrachtet auch nicht so grandios, wenn man bedenkt, dass sie außer dem Minimalziel, wieder in den den Landtag einzuziehen, eigentlich nichts erreicht haben.

Gänzlich ominös war die politische Berichterstattung insbesondere im Fernsehprogramm der ARD, wo Fragensteller Frank Plasberg sowohl in der sonntäglichen Wahlberichterstattung als auch in seiner montäglichen Talkshow als einzige politische Analyse die Frage anbieten konnte, ob CDU-Kandidat Röttgen sich nicht auch im Falle der Wahlniederlage für die Aufgabe seines Berliner Ministeramtes hätte entscheiden müssen, während Wahlsiegerin Kraft von der SPD sich nun ständig die Frage gefallen lassen musste, ob sie nicht lieber als Kanzlerin nach Berlin ziehen will. Dem einen wird also vorgeworfen, dass er nicht bleiben will, und der anderen wird in den Mund gelegt, dass sie nicht bleiben soll. Dieser verqueren Logik kann nicht jeder folgen.

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